Panolin Madetswil: Entwicklung und Know-how
SCHMIERSTOFFE 2019 feiert der Schmierstoffspezialist im Zürcher Oberland seinen 70. Geburtstag – und ist so fit wie nie: Die dritte Familiengeneration hat die strategischen Punkte in der Wertschöpfungskette fest im Griff und plant langfristig. Wir trafen CEO Silvan Lämmle zum Interview.

Seit sieben Jahren leitet CEO Silvan Lämmle in dritter Generation die Geschicke der Panolin AG in Madetswil ZH. «Wir sind ein richtiges Familienunternehmen, wie es im Buche steht, sechs Lämmles – Geschwister und Cousins/Cousinen – sind im Unternehmen tätig, davon sind fünf Mitinhaber», zählt Lämmle auf. Auch Vater Christian mischt noch mit und kümmert sich um den Um- und Ausbau der Liegenschaft, die mit dem Bezug des neu erstellten Verwaltungsgebäudes im Februar einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Die nächste Stufe wird die Vergrösserung der Produktion sein, denn die platzt inzwischen aus allen Nähten – das Geschäft brummt.
«Wir harmonieren gut untereinander», erklärt der CEO, «selbst über verschiedene Familienstämme hinweg. Auch die Verteilung der Aufgaben funktioniert gut. Oben im Dach müssen wir alle miteinander am selben Strick ziehen, und im Tagesgeschäft muss jeder für sich schauen, das macht es spannend und perfekt.»
Mit den Lastwagen gross geworden
«Für uns ist das Nutzfahrzeuggeschäft ein Kerngeschäft», macht Lämmle klar. «Das war unser Grundstein. Grossvater liebte es, den Transpörtlern Öl zu verkaufen, als leidenschaftlicher Zigarrenraucher sowieso, das war in der Branche damals üblich, dass man zuerst eine Zigarre miteinander geraucht und dann übers Geschäft geredet hat. Ich selbst bin gelernter LKW-Mechaniker und hatte immer schon einen Bezug zum Nutzfahrzeug. Das spiegelt sich auch in der eigenen Flotte unserer Logistik wider.» Mehrere Berufsfahrer, darunter zwei Chauffeusen, liefern die Bestellungen in den sechs eigenen Nutzfahrzeugen in die ganze Deutsch- und italienische Schweiz. «Die Westschweiz lösen wir über eine eigenständige Firma. Das sind übrigens ebenfalls Cousins», schmunzelt Lämmle.
Die Trends auf Produktseite werden von den Fahrzeugherstellern vorgegeben, die ehrgeizige Verbrauchseinsparungen erreichen müssen, um CO₂ zu reduzieren. «Leichtlauföle sind ein wichtiger Baustein dafür. Der Trend wird auch im Nutzfahrzeugbereich Überhand nehmen. Dies hat allerdings zur Folge, dass jeder Hersteller gerne sein eigenes Öl entwickelt und wir Ölproduzenten gezwungen sind, die Kunden mit verschiedenen Ölen zu befriedigen. Um das Handling so einfach wie möglich zu halten, will der Kunde allerdings ein Produkt, das er über alle Fahrzeugmarken einsetzen kann. Das ist unsere grosse Aufgabe, diese beiden Welten unter einen Hut zu bringen. Unsere Stärke dabei als kleiner Hersteller ist, dass wir direkter, kundennäher am Markt sind und selbst herstellen.»
Swiss Oil Technology
Durch den Umzug der Forschungs- und Entwicklungsabteilung in das frühere Bürogebäude steht nun deutlich mehr Laborfläche zur Verfügung. «Entwicklung und Know-how ist unser Herz. Das ist am Schluss entscheidend für die Produktqualität und dafür steht auch unser Claim ‹Swiss Oil Technology›. Kundenzufriedenheit fängt damit an, dass der Kunde ein einwandfreies Produkt geliefert bekommt. Daher ist auch unser Qualitätssicherungsprozess relativ aufwendig, aber genial.» Jede Produktionscharge durchläuft eine komplette Qualitätsanalyse. Der Prozess ist elektronisch so verknüpft, dass der Chauffeur ein Produkt nur noch abliefern kann, wenn es von der Qualitätssicherung freigegeben ist. Die Analyse und die Freigabe können bei Eilbestellungen selbst dann noch erfolgen, wenn der Chauffeur bereits auf dem Hof des Kunden steht. Ebenfalls gelöst wurde die Rückverfolgbarkeit, wie Lämmle erklärt: «Wir können die komplette Wertschöpfungskette bis zum Rohstoff, Lieferanten, Einkaufsdatum und Fertigungsprozess nachvollziehen und dokumentieren.»
Traditionell stark ist Panolin Madetswil auch bei biologisch abbaubarem Öl. «Mit Hydrauliköl haben wir angefangen und heute bieten wir eine komplette Produktelinie für Motoren, Hydraulik, Getriebe, Achsen, Schmierfett bis Wellenantrieb von Schiffen und Turbinen, Ketten und so weiter.» Allerdings sei der Preisfokus viel grösser geworden, man schaue nicht mehr auf die Leistung des Produktes, das man einkauft. «Da wäre die Wirtschaft in der Pflicht, sich anders zu verhalten. Warum sind nicht alle Baumaschinen mit Biohydrauliköl befüllt? Es kostet zwar mehr, ist aber auch viel länger nutzbar.»
Schweizer Kunde hat es eilig
Worauf legen Schweizer Kunden besonders wert? «Der Kunde will einfach möglichst wenig zu tun haben. Und er will das Produkt immer schneller.» Heute liefert Panolin 80 Prozent der Bestellungen innerhalb von drei Tagen aus, die Hälfte der Produkte wird innerhalb von 24 Stunden produziert. «Diesen kurzen Belieferungsrhythmus als Produktionsbetrieb durchziehen zu können, bedingt natürlich eine starke Mannschaft, die nur eines machen möchte: am Morgen aufstehen und jeden Kundenauftrag erfüllen. Das gelingt uns recht gut.» Im gleichen Zug mit der Auslieferung nimmt der Chauffeur auch das Altöl zurück, auch das eine Vereinfachung für den Kunden. «Zu erwähnen ist natürlich auch die technische Beratung beim Kunden, wir unterstützen ihn im Konzept, im Handling, bei der Unternehmensleitung und in der Werkstatt, damit das Produkt an die richtige Schmierstelle kommt. Gewisse Prozesse kann man gut digitalisieren, aber den effektiven zwischenmenschlichen Kontakt wird es immer brauchen.»