Im autonomen Shuttle zum Rheinfall

AUTONOMES FAHREN Seit März 2018 fährt in Neuhausen am Rheinfall versuchsweise ein autonomer Bus. Mitte Juni 2019 wurde die Linie 12 zum Rheinfallbecken verlängert. Im zusätzlichen Teilstück bewältigt der allradgetriebene bidirektionale Kleinbus bis zu 15 Prozent Steigung – eine Weltpremiere.

Autonomer Shuttle am Rheinfall Schaffhausen TIR transNews
Der autonome Shuttle an der Endstation der Linie 12 am Rheinfall.

Mehr als 30’000 Personen haben das maximal 25 km/h fahrende, mit Computertechnik vollgestopfte Fahrzeug in Neuhausen bereits ausprobiert. Mit der Erweiterung der ­Linie 12 zum Rheinfallbecken werden künftig allerdings weniger Passagiere in den Genuss des autonomen Fahrens kommen können, denn der Takt wurde durch die Streckenverlängerung von 10 auf 30 Minuten reduziert. Der bidirektionale Bus (er muss nicht wenden, sondern kann wie ein Zug in beide Richtungen fahren) verfügt über 11 + 1 Sitzplätze, mehr Personen dürfen nicht zusteigen, und das Interesse der Bevölkerung und der Touristen am Rheinfall ist durchgehend gross, was natürlich alle am Pilotprojekt Beteiligten freut.

Reichweite kein Thema
Um die Höhendifferenz von knapp 60 Metern mit einer maximalen Steigung von 15 Prozent bewältigen zu können – die weltweit steilste Strecke für einen autonomen Bus –, hat der Fahrzeughersteller eine stärkere Variante des Shuttles konzipiert. Mit zwei Elektromotoren und Vierradantrieb schafft der Minibus die etwa 1,2 Kilometer lange Strecke mit sieben Haltestellen zweimal die Stunde, pro Tag ist er vier Stunden im Einsatz (mit Ausnahme des Sonntags, wo er Doppelschicht fährt). Täglich legt der Bus also zwischen elf und zwölf Kilometer zurück. Dafür reicht seine 33-kWh-Batterie völlig. Weil zwischen den Schichten ausreichend Zeit zur Verfügung steht, wird er an einer Haushaltssteckdose geladen.

Warum man zwingend sitzen muss, erleben wir auf der Versuchsfahrt. Auf der von Fussgängern und Velofahrern stark frequentierten Strecke muss das Fahrzeug immer mal wieder hart bremsen, sodass stehende Passagiere, insbesondere ältere Menschen und Kinder, zu Schaden kommen könnten. Weil der Bus sehr gemächlich und leise fährt, gebärdet sich der Langsamverkehr so, als sei der Bus unsichtbar, und kreuzt ihn zum Beispiel unmittelbar vor der Front in Fahrtrichtung. Da nützen auch die piependen Warntöne nichts, und so kommt es zu brüsken Bremsmanövern.

Autonomer Shuttle Linie 12 Rheinfallbecken TIR transNews
Um die bis zu 15 Prozent Steigung bewältigen zu können, wurde dieses Fahrzeug mit zwei Elektro­motoren und Allradantrieb ausgerüstet.

Perfekte Bedingungen, um Erfahrungen zu sammeln
Der Verein Swiss Transit Lab, der dieses Projekt durchführt, ist ein Kompetenzzentrum für die Mobilität der Zukunft und eine gemeinsame Initiative des weltweiten Systemlieferanten Trapeze, dessen Tochterunternehmens AMoTech, der Verkehrsbetriebe Schaffhausen (VBSH) und der Regional- und Standortentwicklung (RSE) des Kantons Schaffhausen. Für den Verein ist es genau diese oben beschriebene Herausforderung, die die gewonnenen Erfahrungen und Daten so wertvoll macht. Auch wenn der Bus autonom fährt, so muss offiziell immer eine Begleitperson mitfahren, dies die Bedingung für die Betriebserlaubnis des Bundesamtes für Strassen (Astra). Die Begleitperson kann bei Bedarf (wenn zum Beispiel der vorgesehene Fahrkorridor mit Velos zugeparkt ist) ma­nuell eingreifen, lenken und natürlich jederzeit einen Notstopp auslösen. Gesteuert wird übrigens mit einem Controller einer Spielekonsole. Ja, warum auch nicht?

Der Bus zum Rheinfall verkehrt täglich von 13 bis 17 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Da weiter interne Tests durchgeführt werden, wird der Shuttle nicht an allen ­Tagen Passagieren zur Verfügung stehen, weshalb der genaue Fahrplan jeweils auf www.swisstransitlab.com publiziert wird.

Autonom Schaffhausen Rheinfall TIR transNews
Das Informationssystem zeigt die Streckenführung der Linie 12 an. Links angebracht der Spiele-­Controller zur manuellen Steuerung.
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