Renault: Bewährtes beibehalten, Gutes verbessert

RENAULT LCV Im April präsentierte Renault die neuen Generationen ihrer zwei grossen Vans Trafic und Master. Nun konnten wir beide Modelle fahren – und haben nichts zu meckern.

Renault Trafic 2019 TIR transNews
Der neue Renault Trafic ist erstmals mit einem automatischen Getriebe erhältlich.

Mit über zwei Millionen verkauften Fahrzeugen zählt der 1980 eingeführte Renault Trafic bei den mittelgrossen Kastenwagen zu den Top 3 in Europa. Vom im selben Jahr lancierten Renault Master wurden seither gar 2,4 Millionen Stück verkauft. In Paris präsentierte die Nutzfahrzeugabteilung von Renault diesen Frühling die neusten Updates. Beide Modelle fallen durch ihr neu gestyltes Aussendesign mit einem prägnanteren Kühlergrill, neuen Full-LED-Scheinwerfern und der C-förmigen Lichtsignatur auf, die zur Identität der aktuellen Renault-Palette gehört. Auch im Cockpit, bei der Konnektivität, dem Antriebsstrang und den Assistenzsystemen wurde nachgerüstet. Ab September stehen sie bei den Händlern.

Neue Motoren und Doppelkupplungsgetriebe
In der Schweiz wird der Trafic in 50 Versionen erhältlich sein, darunter in zwei Längen und zwei Höhen, mit einem Ladevolumen von 3,2 bis 8,6 m³ und optional auch mit X-Track, das mit einer Differenzial­sperre die Traktion verbessert. Er steht als mittelgrosser Liefer- bzw. als Kastenwagen oder – in den Modellversionen Combi, Bus und SpaceClass – als Personentransporter im Angebot.

Angetrieben wird der Trafic von einer neuen Palette von 2,0-Liter-dCi-Motorisierungen mit SCR-Abgasnachbehandlung (Euro 6d-temp). Mit ihrem Turbolader mit variabler Geometrie bieten sie eine höhere Leistung (bis 170 PS) und ein höheres Drehmoment (bis 380 Nm), auf der anderen Seite lassen sich bis zu 0,6 l/100 km einsparen (145 PS, ­gemäss NEFZ).

Die wohl wichtigste Neuheit ist das erstmalige Angebot einer Automatik im Trafic für die beiden höchsten Leistungsstufen. Nicht nur im Luxus-Shuttle «SpaceClass» bringt das 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe von Getrag mehr Komfort, auch beim reinen Sachentransporter ist es eine gute Wahl, ermöglicht es doch dem Fahrer, sich ganz auf das Fahren im Verkehr und seine Liefertätigkeit zu konzentrieren. Das EDC6 genannte Getriebe schaltet unspektakulär, leise und absolut ruckfrei. Es harmoniert gut mit dem neuen, fein dosierbaren und schnell ansprechenden Motor, sodass man sich blitzschnell daran gewöhnt und es nicht mehr missen möchte. Lediglich bei starker Lastanforderung aus dem Stand («Vollgas») gehen die Drehzahlen kurz hörbar in die Höhe.

Renault Trafic 2019 TIR transNews
Auch im Interieur ist der Trafic auf dem Weg vom reinen Arbeitstier zum Lifestyle-Laster (hier mit Ledersitzen und Lederlenkrad).

Auf dem Weg zur Wohlfühloase
Weiterhin ist das Cockpit dank intelligent gestaltetem Interieur und verbesserter Kon­nektivität als mobiles Büro nutzbar. Die Hauptanzeigen in der Silhouette eines Fernglases gruppiert, die Integration des Multimedia-Screens sowie der hübsch gestaltete Schaltknauf (Hand- wie Automatikschaltung) bringen Eleganz ins Cockpit. Demgegenüber wirkt das eher einfache Kunststofflenkrad in der Standardausführung wie ein Relikt von gestern. Es ist aber auch grundehrlich, handelt es sich bei den Renault-Transportern doch um Volumen-Arbeitstiere, die lange und störungsfrei ihren Dienst versehen sollen. Ausnahme bildet hier die bereits erwähnte Luxus-Shuttle-­Variante SpaceClass mit Lederlenkrad und Ledersitzen bis ins Cockpit. Das Fahrwerk der Personentransporter ist übrigens auf Komfort abgestimmt, während bei den Sachentransportern die Nutzlast im Fokus steht. Zahlreiche Fahr­assistenzsysteme (ADAS) sorgen schliesslich für Komfort, Ergonomie und Sicherheit. Beispiele sind Toter-Winkel-Assistent, Einparkhilfe vorne und hinten mit Rückfahrkamera und Stabilisierung beim Fahren mit Anhänger. Lobend sind (bei beiden Modellen) die Aussenspiegel zu erwähnen, die in engen Kreisverkehren oder für den Kontrollblick beim Überholen sehr gute Dienste leisten.

Renault Master: Kräftig, robust und leistungsfähig
Auch der Master kommt nebst aufgehübschtem Äusserem mit ­einem erneuerten, höherwertigeren Interieur zu den Kunden. Das neue Armaturenbrett hat klare Linien und zahlreiche offene und geschlossene Ablagen. Die verchromten Einlagen sowie die höherwertigen und widerstandsfähigeren Sitzbezüge werten das Cockpit auf, ebenso das Instrumentenbrett mit digitalem 3,5-Zoll-TFT-Display und der vollständigen Integration des Navigationsbildschirms im Mittelteil des Armaturenbretts.

Renault Master 2019 TIR transNews
Der neue Master fällt durch seine neue, dynamische Front mit senkrechtem Grill sofort ins Auge.

Der neue Master erleichtert den Benutzern auch im Laderaum das Arbeiten, dank einer neuen LED-Beleuchtung, die fünfmal mehr Licht in den Laderaum bringt. Neue ergonomische Griffe erleichtern das Ein- und Aussteigen (hinten und an den Seiten mit seitlicher Schiebetür).

Die neue Palette an 2.3-dCi-Motorisierungen mit Twin-­Turbo-Technologie erfüllt die Abgasnormen Euro 6d-temp/Euro VId (je nach Gewichtsklasse/Homologierung). Bis zu 180 PS und bis zu 400 Nm stehen für mehr Dynamik und ein agileres Ansprechverhalten. Deutlich reduziert wurde der Verbrauch mit bis zu 1 Liter auf 100 km (NEDC-Messwerte). Je nach Version lassen sich diese Motorisierungen mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe oder mit dem EDC6 kombinieren.

Zum bereits bestehenden Spurhalteassistenten, zur Einparkhilfe hinten und zur Rückfahrkamera kommt im neuen Master mit dem «Rear View Assist» ein System zur Überwachung des Raums hinter dem Fahrzeug zum Einsatz. Ein Bildschirm im oberen Teil der Windschutzscheibe bietet optimale Sicht nach hinten. Neu sind auch die vordere Einparkhilfe, der Toter-Winkel-Assistent, der Seitenwind­assistent und die automatische Notbremsanlage.

Renault Master Cockpit TIR transNews
Das Cockpit des Masters ist etwas zurückhaltender, aber angenehm funktional.

Im Fahrversuch überzeugt
Zunächst pilotierten wir die 180-PS-Version mit Frontantrieb. Trotz 620 kg Beladung fuhr sich der grosse Kastenwagen sehr komfortabel und feinfühlig. Das Fahrwerk schluckte die Schlaglöcher und Unebenheiten, ohne zu murren, in engen Kurven liess der Master kein Rumpeln vernehmen und Lastwechsel brachten den Motor nie zum Stottern. Das knackige Handschaltgetriebe ist ein Genuss, die Gänge lassen sich – präzise geführt – leicht einlegen. Alles in allem wird der Master den Fahrern viel Freude bereiten.

Zum Vergleich fuhren wir die heckgetriebene Variante mit Zwillingsbereifung und ebenfalls kraftvollen 163 PS. Deren Gänge mussten mit etwas mehr Nachdruck eingelegt werden und auch ­in rascherer Abfolge. Dies, weil diese Antriebskonfiguration – sie macht etwa 15 Prozent am Gesamtvolumen aus – dort eingesetzt wird, wo hohe Lasten transportiert werden müssen. Daher wurde hier (vor allem zum Anfahren) eine kürzere Übersetzung gewählt, um die bessere Traktion des Heckantriebs zu verstärken. In der Schweiz steht der Master in 200 Versionen im Angebot, mit Front-, Heck- und 4×4-Antrieb. In drei Bauhöhen und vier Gesamtlängen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 2,8 bis 4,5 Tonnen ist er für ein Nutzvolumen von 8 bis 20 m³ ausgelegt.

Renault Master 2019 Versionen TIR transNews
In der Schweiz wird es den neuen Master in 200 Versionen geben.
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