Multifunktionalität für Werkhof Aarau

KOMMUNAL-LKW Die Stadt Aarau entsorgt die Siedlungsabfälle selbst. Durch die Einführung von Unterflur­containern musste der Werkhof den Fuhrpark anpassen. Überzeugen konnte schliesslich der Volvo FMX.

Volvo FMX Werkhof Aarau TIR transNews
Volvo FMX mit fest montiertem 20-m/t-Kran und grosser Mulde vom Werkhof Aarau.

Der Werkhof Aarau ist architektonisch beeindruckend. Dass der moderne Bau schon 20 Jahre alt ist, fällt wohl nur Profis ins Auge. «Es wurden gute Baumaterialien verwendet», meint der stellvertretende Werkstattleiter Rolf Höltschi bescheiden. Vor Kurzem hat er einen neuen schweren Lastwagen in Betrieb genommen. Der Volvo FMX Dreiachser mit gelenkter Nachlaufachse verfügt über einen Wechselabrollaufbau mit Hakengerät und fix montiertem Kran von Atlas. Diese Speziallösung wurde durch eine Neuerung in der Abfallentsorgung, welche die Stadt Aarau mit vier eigenen Kehrichtsammelfahrzeugen selbst durchführt, nötig.

Unterflursammelstellen im Trend
Das Bedürfnis der Bevölkerung, auch in der Altstadt den Haushaltkehricht 24 Stunden entsorgen zu können, führte im September 2016 zu einem Pilotprojekt mit oberirdischen Containern. «Das Projekt ist gut angekommen», erinnert sich Regina Wenk, Leiterin Werkhof Aarau, «neue und bestehende Überbauungen werden seither fortlaufend für unterirdische oder integrierte Container (um)gebaut.» Heute sind es elf Standorte mit teilweise mehreren Containern, die angefahren werden müssen. Erfahrungen mit Unterflursammelstellen hatte Aarau schon länger – nämlich bei der Glassammlung, die allerdings von einem externen Partner abgewickelt wird. «Damit kam das Thema der Entleerung auf den Tisch», so Wenk. «Wir wollten das weiterhin selbst machen, doch ein LKW wäre damit nicht ausgelastet, also brauchten wir ein Multifunktionsfahrzeug, das wir ganzjährig, fünf Tage die Woche, auch anderweitig einsetzen konnten.» Der Zufall wollte es, dass in der Zeit ein älterer, nicht ausgelasteter 3-Seiten-Kipper des Werkhofs ersetzt werden musste. «Wir konnten das kombinieren. So haben wir ein Multifunktionsfahrzeug beschafft, das auch für den Muldendienst, den Winterdienst und für allgemeine Kran- und Greiferarbeiten zum Einsatz kommt», erklärt Höltschi.

Den Bedürfnissen am besten entsprochen
Muldentransport macht ein grosses Stück des Kuchens aus: Die städtischen Mulden kommen in Schulhäusern und anderen kommunalen Liegenschaften, bei allgemeinen Werkhof­arbeiten, beim Strassenunterhalt, bei der Entsorgung von Wischgut und Sammelkehricht (Mischabfall aus öffent­lichen Abfalleimern) zum Einsatz. Dafür stehen rund 30 ­eigene Mulden mit Hakenhöhen von 900 mm (tiefe Citymulden) und 1570 mm (Standardmulden) zur Verfügung. Das Hakengerät musste also beide Muldentypen aufnehmen können. Um dies zu gewährleisten, entwickelte die Firma Ziegler SH einen «abklappbaren» Haken mit 20 t Hubkraft. Aber auch den Transport von Mietmaterial wie Tische, Bänke, Marktstände etc. übernimmt der Werkhof.

«So suchten wir ein Chassis, das unseren Bedürfnissen entsprach. Einerseits bezüglich Nutzlast, andererseits brauchten wir für die kurzen Citymulden wegen der Aufziehhöhe ein tiefes Chassis. Der Volvo FMX konnte dies dank der Luftfederung erfüllen. Zudem hat uns der tiefe Einstieg in die Kabine gefallen, da der Chauffeur täglich 20- bis 30-mal ein- und aussteigen muss. Ebenfalls für den FMX hat die Möglichkeit gesprochen, für den Winterdienst einen hydraulischen Vorderachsantrieb zu konfigurieren.»

Kran- und Greiferkapazität verbessert
Die Erfahrung mit dem bisherigen Kran auf der Abrollpritsche auf dem Atego-Zweiachser, der mit 9 m/t zu schwach dimensioniert war, um alle Unterflursammelstellen aufnehmen zu können, führte zum Entscheid für einen fest montierten 20-m/t-Kran von Atlas. So kann das Hakengerät hinten entweder eine Pritsche oder verschiedene Mulden aufnehmen. An der Kranspitze ist eine hydraulische Schnellwechselkupplung montiert, ein Schnellwechselsystem, das für den Anbau des «Kinshofer-­Entleergeräts» benötigt wird. Zur Multifunktionalität tragen seine innenliegenden hydraulischen Leitungen bei, die auch für Greiferarbeiten geeignet sind. So können Äste den Leitungen nichts anhaben. Oft werden auch Betonquader und Signalisationen mit dem Kran auf- und abgeladen. Mit dem Aufbau von Ziegler Forstdienst & Reparaturservice wurde das Fahrzeug am 18. Dezember 2018 ausgeliefert.

«Der Volvo Truck ist täglich im Einsatz und hat sich in allen Bereichen etabliert», äussert sich Höltschi, und: «Wir sind sehr zufrieden, das Fahrzeug ist und kann das, was wir wollten.»

Der bereits vorhandene, auf einer Abrollplattform montierte Salzstreuer kann sowohl auf dem Volvo FMX als auch auf dem Mercedes-Benz Atego eingesetzt werden und ist in nur fünf Minuten aufgezogen und einsatzbereit. Der kürzere Atego ist handlicher und wendiger, wenn es nur ums Salzen geht. Doch kommt auch der Pflug zum Einsatz – insbesondere auf den Hauptverkehrsachsen und Buslinien – ist der FMX die bessere Wahl.

Viele Details vereinfachen den Alltag
«Vom Hydraulischen und Elektrischen her gab es Anpassungen zu machen, etwa musste eine zweite Streuerbedienung (für Streubreite und Menge) im Volvo eingebaut werden», erklärt Höltschi. Eine Herausforderung sei auch gewesen, dass die vier Funktionen des Schneepflugs (links, rechts, hoch, runter) mit demselben Joystick bedient werden können wie das Hakengerät. Dies vereinfacht die Arbeit beim nächtlichen Einsatz mit dem Schneepflug. Der hintere Unterfahrschutz ist pneumatisch ausfahrbar, um sich an die verschiedenen Muldenlängen anpassen zu können. Zusätzlich zur Rockinger-­Anhängerkupplung wurde auch eine Anhängerkugel für kleine Anhänger bis 3,5 t installiert. So kann etwa das auf kleinen Anhängern verstaute Marktmaterial transportiert werden, ohne dass ein separates, zweites Zugfahrzeug aufgeboten werden muss.

«Um die Sicherheit zu erhöhen, haben wir drei Kameras installiert. Eine für das Hakengerät, das durch den Kran verdeckt ist, und zwei weitere hinten am Fahrzeug.» 467’000 Franken kostete das Fahrzeug am Ende – ohne Schneepflug, Salzstreuer und Mulde. «Weil das Fahrzeug svom Werkhof Aarau owohl für die Abfallentsorgung als auch für die Infrastruktur eingesetzt wird, konnten wir die Kosten auf zwei verschiedene Budgets aufteilen.» Um die Effizienz der Touren zu verbessern, werden Füllstandanzeigen für die Unterflurcontainer getestet. «Smart City eben. Dann sind wir mit diesem System noch flexibler, da wir die Logistik zielgerichtet durchführen können.»

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