Mildenau: ­Kompetenzzentrum für Holztransport

HOLZTRANSPORT Die deutsche Doll Fahrzeugbau GmbH hat eine neue Struktur. Schwertransport und Flugfeld werden in Oppenau, der Holztransport wird in Milden­au konzentriert. Der Bereich Langholz bleibt vorläufig in Oppenau.

Holztage in Mildenau Doll Holztransport TIR transNews
Volles Programm: Bei den ersten Holztagen in Mildenau präsentierte Doll einen kompletten Überblick aus der Anhänger-, Aufbauten- und Sattelaufliegerproduktion für den Holztransport.

Wo liegt Mildenau? Das werden sich nicht nur die meisten Schweizer fragen. Im Umfeld des Holztransports dürfte die Ortschaft im Erzgebirge nahe der Grenze zu Tschechien inzwischen jedoch vielen als Standort der Doll Sachsen GmbH und Zweig von Doll Fahrzeugbau bekannt sein. Meinrad und Mario Broger wissen, wo der Ort liegt. Wir treffen Vater und Sohn aus Gonten im Appenzellerland an den Holztagen der Doll Fahrzeugbau GmbH. Die beiden Holztransport-Fachmänner sind gekommen, um ihren neuen Kurzholzzug zu begutachten. Das Zugfahrzeug ist ein Scania R500 6×2/4 mit Epsilon-Kran Q17Z (noch fast im Prototyp-Stadium) und umlegbaren Exte-Rungen E9. Er fällt durch sein Leergewicht von nur 14 175 kg für den LKW und 2800 kg für den verladbaren Anhänger auf. Mario Broger zur Achsauslegung 6×2: «Wir haben im Gebirge sehr enge Kehren; da kommt es auf den Wendekreis an.» Die Vorführung der Verladung des Anhängers auf das Zugfahrzeug zieht Schaulustige an.

Holzkompetenz in Mildenau
Angereist ist auch der Geschäftsführer der Doll Fahrzeugbau GmbH, Renato Ramella. Auf die Frage zu Gerüchten um die Zerschlagung des Unternehmens antwortet Ramella klar: «Das stimmt nicht, doch eine Neugliederung ist im Gang.» Die Ausrichtung der Holztage von Doll im sächsischen Mildenau bestätigt die Bedeutung des ursprünglich nur als Zuliefer- und Montagebetrieb gegründeten Ablegers der Schwarzwälder als neues Kompetenzzentrum Holz. Die ausgestellten Fahrzeuge für den Holztransport betonen dies: Es sind Fahrzeuge für Kurz- und wahlweise Kurz- und Langholz der Logo-Serie.

So ist ein MAN TGX 33.580 6×4 mit einem eher selten georderten Tandem-Anhänger mit Epsilon-Kran M12Z83 und Doll-eigenen «Mammut»-Rungen mit 18 875 kg Leergewicht ausgestellt. Die Besucher können selbst die Technik der Krananbieter testen. Timo Flörke testet das Loglift-System HiVision mit Kranbedienung über eine VR-Brille an einem MAN 33.580 6×4: «Das System gefällt mir; ich habe es schon einmal getestet. Man hat eine sehr gute Sicht und gewöhnt sich schnell daran. Das Bild in der Brille ist noch verbessert worden.»

Aufgebaute Vorratsfahrzeuge
Seit einigen Jahren hält auch Doll sogenannte Vorratsfahrzeuge bereit, also aufgebaute und kurzfristig lieferbare LKW. Diese Fahrzeuge verschiedener Hersteller werden nun unter dem Namen «Doll rapid» vermarktet. Für die Holztage ist auch ein 2-Achs-Tiefbettsattel für Maschinentransporte mit 9000 mm Tiefbettlänge und hydraulischen Auffahrrampen ausgestellt. Doch während bis 2018 Tieflader noch in Lindenau gefertigt wurden, stammt auch diese hydraulisch zwangsgelenkte Forst-Variante nun aus Oppenau.

Ein weiterer Blickfang ist ein fünfachsiger Anhänger für einen schwedischen Kunden, den die Mildenauer gebaut haben. Laut Geschäftsführer Ramella wird Doll Sachsen verstärkt mit seinen Fahrzeugen auf den europäischen und damit auch skandinavischen Markt drängen. Zu diesem Zweck werden in verschiedenen Ländern Partner gesucht oder gemeinsam neue Unternehmen gegründet. Dies ist seit Jahren schon in Polen und Tschechien der Fall. So sticht ein in Mildenau gebauter Rungenauflieger Logo 14H mit hydraulischer Verschiebeeinrichtung und Rahmenteleskopierung für den tschechischen Partner Autoimpex ins Auge. Ramella: «Die unterschiedlichen Märkte sind eine Herausforderung. Doll hat einen modularen Baukasten, so können wir das Baukonzept an die jeweiligen Märkte anpassen.»

Das Überdenken der Chancen auf den bisher fast weltweiten Märkten bedeutet für den Bereich Holztransport das zumindest vorläufige Ende der Exporte nach Übersee, etwa Afrika und Südostasien. Beim Schwertransport hat Doll die Fertigung nicht gelenkter Tieflader eingestellt, weil dort «nichts mehr zu verdienen ist». Eine Besonderheit stellt der Bereich Catering-Fahrzeuge dar. Ramella: «Wir haben erkannt, dass wir dafür eine eigene Struktur benötigen. Bisher haben Fachkräfte aus verschiedenen Abteilungen für diesen Bereich gearbeitet. Jetzt haben wir diese Mitarbeiter zusammengezogen. Auch haben wir dafür die Doll Airport & Equipment GmbH gegründet. Dieses Geschäft ist ein Key-Account-Geschäft mit ganz anderen Auftraggebern. Aus­serdem sind wir mit der GmbH offener für Kooperationen mit Herstellern, die branchenähnlich arbeiten, wie Anbieter im Flugfeldbereich, und können so eigenständig gross werden.» Das bedeute aber keine Aufspaltung des Unternehmens, ergänzt Ramella. In Oppenau, wo derzeit etwa 350 Personen arbeiten, sind grössere Investitionen geplant. Man denkt auch an den Einsatz eines Längsschweissroboters. Insgesamt plant das Unternehmen Investitionen von bis zu 20 Millionen Euro.

Gute Auftragslage
Der Betrieb Mildenau hat im letzten Jahr einen Zuwachs von rund 30 Prozent verzeichnet. Derzeit fertigen die gut 50 Mitarbeitenden wöchentlich sechs Fahrzeuge, doch wird mit einem weiteren Zuwachs gerechnet. Werksleiter Rico Kunzmann: «Im Jahr 2018 haben wir rund 300 Einheiten gebaut; 2019 erwarten wir mit 50 bis 60 Leuten die Fertigung von etwa 500 Einheiten und für die Folgejahre ein weiteres Wachstum.» Fachkräfte werden auch in Mildenau ausgebildet. Kunzmann zur Gewinnung neuer Kräfte: «Doll ist hier als attraktiver Arbeitgeber bekannt. Hinzu kommen Rückkehrer, die auch über regionale ‹Heimkehrermessen›, meist um Weihnachten, gewonnen werden.» Inzwischen baut Mildenau auch gezogene Einheiten für den Lang-Holztransport, langfristig, so hört man, soll der gesamte Holzbereich im Erzgebirge konzentriert werden.

Doll-Steuerung «ratioplus»
Die Kompetenz von Doll in der Lenktechnik demonstriert das Unternehmen ganztägig mit einem Langholzzug mit der in Oppenau entwickelten Lenkung «ratioplus». Diese steuert das Fahrzeug statt durch Nachziehen (Nachläufer) elektronisch aktiv und intelligent. Die «ratioplus» steuert die Zusatzlenkung automatisch so, dass der Nachläufer in der Spur des LKW läuft. Beim Rückwärtsfahren fährt sich der Zug wie mit einem Sattelauflieger. Bei Testfahrten über mehrere Kilometer mit Steigungen und Kurven überzeugen sich viele Profis von den Qualitäten des Ratio-Systems. Der von einem Volvo FH 540 6×4 motorisierte Zug steht laut Renato Ramella für Interessenten seit einigen Monaten für mehrtägige Praxiseinsätze zur Verfügung. Ramella: «Im Markt gab es eine gewisse Skepsis gegenüber diesem System. Der Wettbewerb hat eine solche Technik noch nicht. Nach ihren Testeinsätzen wollen dann 80 Prozent der Kunden das System haben.»

Visited 99 times, 1 visit(s) today

Weitere Beiträge zum Thema