Daimler: Zwei Stossrichtungen bei der Automatisierung

AUTONOMES FAHREN Die Entwicklung von sich autonom bewegenden Fahrzeugen gehört zu den wichtigen Zukunftsfragen und zur damit verbundenen Transformation der Branche. Daimler arbeitet an zwei unterschiedlichen Anwendungsbereichen.

Virginia Daimler Trucks Torc Robotics Freightliner Cascadia selbstfahrend TIR transNews
In Virginia testet Daimler Trucks zusammen mit Torc Robotics mit einem automatisierten Freightliner Cascadia (Level 4) den selbstfahrenden Einsatz auf US-Highways.

«Wir fokussieren uns beim automatisierten Fahren auf zwei konkrete Anwendungsfälle», sagt Christian Ballarin, Leiter Advanced Engineering für Fahrerassistenzsysteme, autonomes Fahren und Konnektivität bei Daimler Trucks. Es sind dies zum einen der Highway- und Autobahneinsatz, zum anderen Fahrten in abgesperrten Gebieten.

Highway-proof Beim Autobahneinsatz stehen die USA wegen des dafür besser geeigneten Highway-Strassennetzes, des Fehlens von Landesgrenzen und der bereits angepassten Gesetzgebung für Daimler im Zentrum. Als erste Applikation wird an der sogenannten Hub2Hub-Lösung gearbeitet. Hub2Hub ist die Verbindung zwischen zwei Verteilzentren, wo der Chauffeur die ersten und letzten ­Kilometer durch die komplexen Situationen führt und der Lastwagen auf dem Highway «das Steuer übernimmt». Gemeinsam mit dem übernommenen Start-up Torc Robotics wird genau diese Situation seit Mitte 2019 in Virginia erprobt und getestet. «Wir gewinnen wichtige Erkenntnisse aus diesen Tests», sagt Peter Vaughn, zuständig für autonome Technologien bei Daimler Trucks.

Aktuell braucht es für einen sicheren Betrieb auf öffentlichen Strassen sehr viel Platz. «Dazu ist es auf Europas Autobahnen aber zu eng.» Und Vaughn ist vorsichtig in Bezug auf mögliche Einführungstermine. «Bis autonome Trucks in relevanter Penetration vorhanden sein werden, wird es bis zum Ende des Jahrzehnts dauern. Erste Fahrzeuge werden jedoch schon vorher anzutreffen sein.»

Schaffhausen Daimler-Testgelände Immendingen Schneeräumung TIR transNews
Nördlich von Schaffhausen wird das fürs Publikum gesperrte Daimler-Testgelände in Immendingen seit Kurzem von zwei komplett fahrerlosen Lastwagen von Schnee und Eis freigeräumt.

Ohne Fahrer Schnee räumen Gänzlich ohne Chauffeur kommt die automatisierte Schneeräumung auf dem riesigen Daimler-Testgelände bei der 30 km nördlich von Schaffhausen gelegenen Ortschaft Immendingen aus. Für seine räumlich begrenzten und nicht öffentlichen Verkehrswege, die rund 20 Hektaren Erprobungsfläche umfassen, sind zwei selbstfahrende Mercedes Arocs im Einsatz, die von Daimler zusammen mit Lab1886 entwickelt wurden. Lab1886 ist die Innovationseinheit für neue Geschäfts­modelle der Mercedes-Benz AG. Die Trucks werden von geschultem Personal vor Ort überwacht und programmiert, sodass eine zentimetergenaue Räumung möglich wird.

Die Basis für die Technologie, die den Zusatz AXYard trägt, legte Daimler Trucks gemeinsam mit dem Flughafenbetreiber Fraport im Jahr 2017. Damals wurde die automatisierte Schneeräumung eines Militärflugplatzes mit mehreren Lastwagen demonstriert. AXYard steht für automatisierte Lösungen (A = automated), die in verschiedenen Anwendungen (X) in abgeschlossenem Gelände (Yard) zum Einsatz kommen. Die mit Sensoren und Steuergeräten bestückten Arocs können vordefinierte Routen abfahren und in einem zentralen Leitsystem digital dirigiert, überwacht und «orchestriert» werden. «Der Clou sind die vielfältigen Einsatzbereiche der Technologie», sagt Susanne Hahn, Leiterin des Lab1886 Global. «Ob im Hafen- und Lagerbetrieb oder im landwirtschaftlichen Grossbetrieb, der Einsatz von AXYard erhöht die Produktivität.»

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