Der Kreislauf nimmt trotz ­Corona jetzt Fahrt auf

WASSERSTOFF-MOBILITÄT Hyundai will nicht einfach Brennstoffzellen-­Last­wagen auf die Strasse bringen, sondern arbeitet mit vielen Partnern daran, in der Schweiz noch dieses Jahr ein Wasserstoff-Ökosystem in Gang zu bringen.

Wasserstoff-Ökosystem Erster Schweizer Hyundai Xcient Fuel Cell Aufbau Frech-Hoch TIR transNews
Das Wasserstoff-Ökosystem nimmt Form an: Der erste Schweizer Hyundai Xcient Fuel Cell, mit Aufbau von Frech-Hoch.

Mit dem Joint Venture «Hyundai Hydrogen Mobility» (HHM), dem Joint Venture «Hydrospider» und dem Förderverein «H2 Mobilität Schweiz» haben sich drei starke Partner zusammengetan, um ein rentables Geschäftsszenario rund um Wasserstoff in der Schweiz zu etablieren. Während HHM grundsätzlich für die LKW zuständig ist, fallen die Produktion von grünem Wasserstoff und dessen Verteilung zu den Tankstellen in den Hoheitsbereich von Hydrospider. H2 Mobilität Schweiz wiederum ist der Zusammenschluss von Transportunternehmen, Tankstellenbetreibern und Grossverteilern, welche den Wasserstoff und die Lastwagen zum Einsatz bringen wollen. Für diese gemeinschaftliche Geschäftsidee, deren treibende Kraft das Zürcher Start-up «H2 Energy» ist, wurde HHM von der Fachjury des International Truck of the Year mit dem «Truck Innovation Award 2020» ausgezeichnet (TIR 12/2019).

Ziel ist es, das gesamte Projekt während dieses Jahres zum Laufen zu bringen. Bis Dezember sollen 50 Lastwagen in der Schweiz in den Kundeneinsatz gelangen, mit dem übergeordneten Fernziel von 1600 Wasserstoff-LKW innerhalb von fünf Jahren. Weiter sollen im 2020 mindestens zwei Produktionsanlagen den nötigen Wasserstoff herstellen und weitere Tankstellen ihren Betrieb aufnehmen. Selbst durch das Coronavirus sieht man das Projekt nicht gefährdet. Mark Freymüller, CEO von HHM: «Corona hat zwar die Zeitpläne etwas durchgeschüttelt, aber ich sehe keinen Grund, weshalb wir bis Ende Jahr nicht die geplanten ersten 50 Lastwagen in der Schweiz haben sollen.» Auch die übrigen Partner hatten mit der einen oder anderen Coro­na-­beding­ten Verzögerung zu kämpfen, doch dürften sich die meisten Probleme in den Monaten Juni und Juli zu lösen beginnen, wenn Elemente wie eine erste neue Tankstelle und eine zweite kommerzielle Wasserstoffproduktion in Betrieb gehen sollen. Die erste Produktionsanlage, die beim Alpiq-Wasserkraftwerk in Gösgen steht, ist bekanntlich bereits seit dem Frühjahr einsatzfähig.

Improvisation gefragt Ob das Ökosystem nun in Betrieb gehen kann, hängt jetzt aber vom ersten Lastwagen ab. Dieser ist Mitte Februar in der Schweiz eingetroffen und er wurde bei GK Grünenfelder, respektive Frech-Hoch, mit einem Kofferaufbau bestückt. Anschliessend sollten in etlichen Abstimmungsfahrten die letzten Justierungen vorgenommen werden, zur Abstimmung mit der Betankungs­infrastruktur und auch damit der Hyundai Xcient Fuel Cell die offizielle Stras­sen­zu­las­sung für die Schweiz erhält.

Doch hier musste sich HHM etwas einfallen lassen. Die für diese Arbeiten spezialisierten Ingenieure konnten nicht in die Schweiz reisen, der Corona-Reisebann hielt sie in Korea fest. Also wurden die nötigen Tests mit LKW weiter in Korea gefahren, die Erkenntnisse direkt auf neue Steuer­geräte gespielt und diese per Kurier hierher geschickt. Die Spezialisten der Auto AG – die Firma ist der Partner von HHM für Service und Unterhalt – bauten die Geräte am eigenen Hauptsitz in Rothenburg ein. So werden in diesen Tagen die Homologationsarbeiten abgeschlossen, und im Normalfall sollte der erste Hyundai-LKW noch im Juni beginnen, durch die Schweiz zu fahren. Und dann beginnt sich das Wasserstoffkarussell wirklich auch zu drehen.

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