Vier Musketiere im Kampf um die Pick-up-Krone
PICK-UP DES JAHRES Anfang November stellten sich vier Kandidaten in Rumänien zur Wahl des Pick-up des Jahres 2018. Gegenüber Toyota Hilux, Renault Alaskan und Mercedes-Benz X-Klasse setzte sich schliesslich der Volkswagen Amarok V6 durch.
Alle zwei Jahre vergibt ein Teil der internationalen Jury Van of the Year nach einem anspruchsvollen Testprogramm den «International Pick-up Award» (IPUA). Mit dabei als Schweizer Vertreter ist TIR transNews.
BESTES ARBEITSTIER GESUCHT Das Augenmerk der Jury lag auf den Qualitäten als Arbeiter und nicht als Lifestyle-Gerät. Besonders gespannt war man diesbezüglich natürlich auf die X-Klasse. Der erste Pick-up von Mercedes-Benz wird vom Anbieter gerne auch als «erstes Premiummodell unter den Pritschenwagen» bezeichnet. Wunder darf man allerdings keine erwarten, denn als Basis dient zum grossen Teil der Nissan Navara, wobei Mercedes die Basis tiefgründig verändert hat. Innen fühlt man sich mit dem Cockpit erst einmal willkommen in der Mercedes-Welt. Und die Ausstattung ist für ein Nutzfahrzeug vorbildlich; eine automatische Abstandregelung oder klimatisierte Sitze suchen Mercedes-Kunden dann aber vergeblich in der Zubehörliste.
Zur Lancierung steht der 2,3-Liter-Diesel von Renault-Nissan in zwei Leistungsstufen zur Wahl. 2018 kommt ein 3-Liter-V6-Diesel von Mercedes mit 258 PS und 550 Nm hinzu, inklusive Sieben-Gang-Automatik und 4Matic. Gut möglich, dass es der X-Klasse zum Sieg gereicht hätte, wäre diese Motorisierung bereits (im Test) erhältlich gewesen. Aber trotz desselben Motors wie im Renault Alaskan und Nissan Navara herrscht in der neuen X-Klasse eine vornehme Ruhe. Der Vierzylinder flüstert geradezu, und obwohl Mercedes die gleiche Kombination aus Starrachsen hinten, Einzelradaufhängung vorn und Schraubfedern an beiden Achsen nutzt, federt die X-Klasse komfortabler als die Konkurrenten ohne Einbussen bei der Geländegängigkeit.
FRANZÖSISCHE NOBLESSE Der Renault Alaskan ist sozusagen der zweieiige Zwilling der X-Klasse. Seine Basis ist ebenfalls der Nissan Navara – als Allianzpartner natürlich naheliegend. Im Gegensatz zum Mercedes wurde hier nur die Front neu gestaltet. Die Leistungsdaten sind dieselben (163 / 190 PS), auch was Nutz- und Anhängelast betrifft. Im Innenraum steht viel Platz zur Verfügung, das von Nissan bekannte Ambiente ist ansehnlich, die Verarbeitung ohne Tadel. Praktisch ist das bei der Top-Version serienmässige Surround-Kamera-System, mit dem der Pick-up aus der Vogelperspektive auf den zentralen Bildschirm gespiegelt wird. Der Renault Alaskan kann auch Gelände, und das nicht einmal schlecht. Die unscheinbar regelnde Traktionskontrolle ist auf tiefem, rutschigem Untergrund verblüffend effektiv. Für besonders knifflige Situationen steht eine mechanische Hinterachssperre zur Verfügung.
DER WELT-PICK-UP Geht es um Pick-ups, kommt man um den Hilux von Toyota nicht herum, dem weltweit meistverkauften Fahrzeug seiner Klasse. Das Design der achten Generation wirkt besonders an der Front mit neuen LED-Scheinwerfern gefälliger. In höchster Ausstattung «Sol Premium» gibt es auch elektrisch einstell- und beheizbare Ledersitze und ein neues Infotainment-System mit 7-Zoll-Touchscreen und Digitalradio. Für Komfort sorgen Klimaautomatik, Tempomat oder Keyless-Go, für Sicherheit Kollisions- oder Spurhaltewarner. Mit elektrisch zuschaltbarem Allrad mit hinterer Differenzialsperre sowie einer Geländeuntersetzung hat der Hilux leichtes Spiel mit unserem anspruchsvollen Testgelände. Mit einer Wattiefe von 70 Zentimetern taucht der Hilux sogar durch besonders tiefe Gewässer. Und er ist als Einziger mit Einzel-, Extra- und Doppelkabine bestellbar. Zudem offenbarte er die besten Offroad-Eigenschaften. Was ihn dann doch den Sieg kostete, war das fehlende Motorenangebot – er ist ausschliesslich mit 150 PS starkem (und im Vergleich dem schwächsten) Vierzylinder-Diesel erhältlich, der dann auch noch am lautesten nagelte.
MEHR ZYLINDER – MEHR PUNKTE Äusserlich gibt sich die neuste Generation des seit 2010 gebauten VW Amarok an der angepassten Frontpartie mit Bi-Xenon-Scheinwerfern zu erkennen. In höchster «Highline»-Ausstattung überzeugt er im Innern mit bequemen Ledersitzen, Rückfahrkamera oder voll vernetztem Multimedia. Sein grösster Trumpf ist aber der neu eingesetzte Dreiliter-V6-Turbodiesel, der mit Overboost-Funktion bis 244 PS leistet. Fantastischer Durchzug, schöner Sound, laufruhig – dagegen hält (noch) keiner an. Und in Kombination mit der Acht-Gang-Automatik und dem fein abgestimmten Fahrwerk darf sich der Volkswagen durchaus auch Premium nennen.
«Die Jurymitglieder haben den Amarok V6 für den besten Allrounder in einem sehr engen Wettbewerb ausgewählt. Der jüngste Volkswagen-Pick-up erzielte 56 Punkte, sein neuer deutscher Konkurrent – die komplett neue Mercedes-Benz X-Klasse – holte 50 Punkte, während es der aktuelle Toyota Hilux mit 41 Punkten auf Rang 3 schaffte», erklärte Jarlath Sweeney, Vorsitzender der internationalen Van-of-the-Year-Jury an der Preisfeier im Rahmen einer Sondergala während der Solutrans 2017 in Lyon.
Verbrauchsmessungen
Renault Alaskan (Handschaltung): 7,99 l/100 km
Toyota Hilux (Handschaltung): 8,18 l/100 km
Mercedes X-Klasse (Automatik): 8,45 l/100 km
Volkswagen Amarok (Automatik): 8,64 l/100 km
Alle Fahrzeuge auf den Reifen Conticross Contact mit Ausnahme Toyota auf Bridgestone Dueller H/T.