Seit 20 Jahren ist der Neoplan Tourliner eine feste Grösse
JUBILÄUM Vor 20 Jahren startete mit dem Reisebus Tourliner eine neue Einstiegklasse in die Premiummarke Neoplan. Das neue Modelljahr wird erstmalig auf der Busworld 2023 in Brüssel präsentiert.

Die nun zwei Jahrzehnte währende Geschichte des Tourliner ist eng an die Geschichte der Stuttgarter Traditionsmarke Neoplan geknüpft, die 2025 ihr 90-jähriges Jubiläum feiern kann. Eines der bedeutendsten Daten in der Unternehmensgeschichte des neuen Millenniums ist sicher der 20. Juni 2001: An diesem Tag erfolgte die Übernahme der Gottlob Auwärter GmbH & Co. KG durch die MAN Nutzfahrzeuge AG in München und damit eine wichtige Weichenstellung für die Zukunft.
Neoplan und die Omnibussparte von MAN wurden zunächst unter dem Dach der Neoman GmbH in Salzgitter geführt. Zum 1. Februar 2008 wurde der Busbereich schliesslich in die MAN Nutzfahrzeuge Gruppe integriert, um von den Synergien des international agierenden Konzerns zu profitieren. Heute werden alle Neoplan Modelle im modernen MAN-Buswerk in Ankara gefertigt – eine Tradition, die mit dem neuen Tourliner in 2003 ihren erfolgreichen Anfang nahm. Die Vorstellung des Fahrzeuges erfolgte im Juli 2003 noch im ehemaligen Stammwerk in Möhringen unter dem Motto «Tourliner Summertime». Auf der IAA 2002 war eine erste Design-Studie unter dem Namen «X-liner» gezeigt worden, die nicht zuletzt durch ihr giftiges Hellgrün für Aufsehen sorgte. Zum Start des Verkaufs der beiden Modelle als Zweiachser (Tourliner SHD) und langer Dreiachser (Tourliner SHD L) flossen daher bereits viele Änderungen aus der Kundenresonanz ein.

Die Entstehung der ersten Generation
Die Idee war damals so simpel wie industriell einleuchtend: der 2002 erst erneuerte MAN Standard-Reisebus Lion’s Coach, der unter der Ägide des damaligen Technik-Chefs Ernö Bartha entwickelt worden war, sollte die technische Basis für den ersten Neoplan Reisebus bilden, der die traditionsreiche Modellpalette aus Starliner, Cityliner, Skyliner und Euroliner ergänzt. Der Tourliner war zudem eines der ersten Modelle aus der Feder der damals neu aufgebauten Neoplan Design-Abteilung um Michael Streicher (Exterieur) und Andrea Lipp (Interieur). Michael Streicher wurde damals schnell als der Schöpfer des Neoplan eigenen und für Starliner und Cityliner markenprägenden «Sharp Cut»-Designs bekannt, das sich grundlegend auch in der zweiten Generation des Fahrzeugs mit seinen angeschnittenen «Angel Eyes» wiederfindet.
Der Tourliner der ersten Generation war ein typisches Kind seiner Zeit. Da er sich das Gerippe – wesentliches Grundbauteil jeden Busses – mit dem MAN Pendant teilen durfte, wurde hier erstmals wie beim preiswerten Überland-/Reisebus Euroliner auf die traditionell nach vorne angewinkelten Fensterholme und die geteilte Frontscheibe verzichtet, was eine klare Differenzierung zu den Premiumprodukten Starliner und Cityliner ermöglichte. Trotzdem verlieh das Design-Team dem Bus mit der deutlich nach vorne geneigten B-Säule als tragendes Designelement eine Menge Dynamik – so ist es bis heute geblieben. Statt der Freiflächenscheinwerfer des MAN Lion’s Coach brillierte der Tourliner mit den typischen Neoplan Einzelspotscheinwerfern, hinten kamen erstmals LED-Rundleuchten zum Einsatz – weit vor anderen Bussen.

Insgesamt verdeutlicht das Design gekonnt den Übergang von der Neoplan Designsprache des alten ins neue Jahrtausend, ohne den beiden Modellen Starliner und Cityliner, die kurz danach neu vom Stapel liefen, «die Butter vom Brot zu nehmen». Der Innenraum des ersten Tourliner zeichnete sich noch durch viele Rundungen und das über Jahre beliebte hellblaue Interieur («Beach Blue») aus, auch bot die erste Generation die für Neoplan typischen Podeste im Unterschied zum MAN-Bruder.
Der Neoplan Tourliner brauchte mit diesen hochwertigen Eigenschaften nicht lange, um eine breite Kundschaft zu begeistern. Insgesamt wurden von der ersten Generation – inklusive Rechtslenker, die vor allem im Vereinigten Königreich vermarktet wurden – rund 2500 Fahrzeuge zugelassen, davon zirka 70 Prozent als 12-Meter-Zweiachser. Ein Bus fand sogar seinen Weg zur Fussball-WM 2010 in Südafrika, andere Modelle wurden als exklusive Mannschaftbusse vor allem für den professionellen Radsport ausgebaut. Auch im Fernlinienverkehr ist der Tourliner mit seinem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis schon jeher ein gern gesehenes Teammitglied – nicht zuletzt wegen des heute durchgehend ebenen Bodens und dem optionalen Hublift über der Vorder- bzw. Hinterachse.

Die zweite Generation setzt Massstäbe
Das aktuelle Produktprogramm exklusiver Fahrzeuge zieht dank individuellem Design begeisterte Blicke auf sich. Für die im Jahr 2016 präsentierte zweite Generation des Tourliner wurde das «Sharp Cut»-Design optimiert. Seine um rund 20 Prozent verbesserte Aerodynamik führt zu einem extrem geringen Luftwiderstand und erreicht im Windkanal neue Bestmarken. Der Grund dafür sind zahlreiche Details wie der fliessend gestaltete Übergang zwischen Bugscheibe und Dachkuppel, die aerodynamisch optimierte A-Säule und die glattflächige Seitenwand.
Mit dem digitalen Spiegelersatzsystem OptiView lässt sich der Luftwiderstand zusätzlich erheblich reduzieren. Darüber hinaus bringt die Technik auch Pluspunkte bei Sicherheit und Wirtschaftlichkeit. Das weltweit erste Spiegelersatzsystem für Reisebusse war bei seiner Einführung 2018 ein echtes Alleinstellungsmerkmal im Markt und hat sich bestens etabliert.

Hier kommt ein echter Neoplan
Seine Zugehörigkeit zur Neoplan-Familie zeigt die zweite Generation des Tourliner auf den ersten Blick: Deutlich machen es die schwungvoll ins Dach gezogene Bugkuppel, der dynamische «Kometenschweif» der Blende vor der Dach-Klimaanlage, die markanten, scharf angeschnittenen Scheinwerfer («Angel Eyes») und das bereits mehrfach ausgezeichnete Sharp Cut-Design. Auch im Innenraum überzeugt der kurz nach seiner Vorstellung mit dem iF-Design-Award prämierte Tourliner mit bester Wohlfühlatmosphäre und höchstem Reisekomfort. Hochwertige Materialien, das moderne Beleuchtungskonzept der neuen Generation sowie die umfassende Infotainment-Ausstattung lassen keine Wünsche offen. Die Fahrgäste erwartet viel Licht und Raumgefühl, zu dem auch die schwebend gestalteten Gepäckablagen, die LED-Beleuchtung und neue Servicesets beitragen. In den Folgejahren erfuhr der Tourliner weitere Aufwertungen im Innenraum. Als wichtigste Neuerungen, die zur gehobenen Präsenz des Tourliner beitragen, sind zu nennen der Fussboden in Schiffsbodenoptik, die Handläufe in Chrom sowie die hinterleuchteten Spangen an der Gepäckablage, die durch LED-Beleuchtung dezent den Produktnamen auch im Innenraum hervorheben. Natürlich lässt sich der Tourliner auch mit weiteren Bausteinen aus dem Neoplan Individual-Programm aufwerten.

Die zweite Generation der Tourliner-Baureihe ist in vier Varianten verfügbar und bietet so jedem Kunden das Maximum für seinen individuellen Einsatz. Die kleinste Variante mit 12,1 Metern Länge bietet Premiumkomfort für maximal 53 Fahrgäste. In der dreiachsigen mittleren Variante – dem Tourliner C mit 13,4 Metern Länge – finden bis zu 57 Passagiere Platz. Als jüngste Ergänzung der Baureihe folgte auf der Busworld 2017 der extralange Zweiachser. Die zweiachsige Version des Tourliner C mit 13,1 Metern Länge ist besonders sitzplatzoptimiert und bietet bis zu 59 Sitze – ideal für den Fernlinienverkehr. Im dreiachsigen Tourliner L als grösste Variante mit 13,9 Metern Länge können bis zu 63 Fahrgäste den exklusiven Reisegenuss erleben.

Insgesamt liefen seit dem Erscheinen 2003 rund 3850 Neoplan Tourliner beider Generationen vom Band, davon mehr als 2500 Exemplare in der Version als beliebter 12-Meter-Zweiachser. Neben dem 20-jährigen Jubiläum dgeht das Modell auch als besonders hochwertige «Diamond-Edition» an den Start, die sich über die gesamte Modellpalette erstreckt und die besonderen Familienbande der Premiummarke verdeutlicht.