Vitogaz lässt Gas elektrisch ausliefern
LOGISTIKKETTE DEKARBONISIEREN Das Kerngeschäft der Vitogaz Switzerland AG mit Hauptsitz in Cornaux ist das Flüssiggas. Mit der Übernahme eines Renault Trucks E-Tech D Wide P6×2 am Standort in Winterthur wird dieses nun auch elektrisch ausgeliefert.
Allein schon die Vielzahl jener, die einen Gasgrill zu Hause haben, dürfte die Marke Vitogaz schon des Öfteren zu Gesicht bekommen haben. In der ganzen Schweiz werden Tankstellen-Shops, Baustellen, Gastrobetriebe etc. mit Gasflaschen beliefert. «Wir sind überall anzutreffen, wo Propangas benötigt wird», bringt es Patrick Heusser, Supply Chain Director bei der Vitogaz Switzerland AG, auf den Punkt. Für Liegenschaften, ob nun geschäftlich oder privat genutzt, befüllt das Unternehmen mit schweizweit sieben Standorten auch Tankanlagen.
Obschon Gas, ob nun Erd- oder Flüssiggas, gegenüber Erdölprodukten bei der Verbrennung eine etwas bessere CO2-Bilanz aufweist, setzt sich im französischen Mutterhaus indes schon längere Zeit der Wille durch, den CO2-Fussabdruck weiter zu verbessern. Angesetzt hat man in der Schweiz nun bei der Wahl des Transportmittels. Der Fuhrpark der Vitogaz Switzerland AG besteht aus 55 Fahrzeugen, aufgeteilt auf die verschiedenen Stützpunkte. Die Niederlassung in Winterthur macht nun den Anfang mit der Elektrifizierung der Fahrzeugflotte.
Umfassende Abklärungen für Vitogaz
Patrick Heusser, und mit ihm Mehmet Shala, Manager Transport East am Standort in Winterthur, legen offen, dass dieser Fahrzeugbeschaffung umfassende Abklärungen vorausgingen. Zunächst ging es natürlich mal um die Reichweite. Würde der Renault Trucks E-Tech D Wide eine Tagestour abspulen können, ohne dass er nachladen muss? Immerhin reicht der Aktionsradius dieses Fahrzeugs über den Grossraum Winterthur hinaus, erstreckt sich bis nach Zürich, und in der anderen Richtung in die Ostschweiz, so die Kantone St. Gallen, Thurgau und die beiden Appenzell.
Vase Jovanov, Verkaufsberater bei Truck Center Cornaux, der das Projekt von A bis Z begleitet hat, verweist auf das Renault Trucks-eigene Simulationsprogramm. «Damit konnten wir das Streckenprofil, auf welchem dieses Fahrzeug zum Einsatz kommt, nachzeichnen. Ausschlaggebende Faktoren wie Ladungszustände, Temperaturen und Topographie fliessen hier in die Berechnungen mit ein und geben ein reales Bild wieder.» Mit einer Batteriekapazität von vier Zellen à 94 kWh wurde eine absolut genügende Reichweite errechnet. Mehmet Shala: «Damit kommen wir über die Runden!» Vase Jovanov liess es aber nicht dabei bewenden. «Wir haben auch den Echteinsatz getestet und begaben uns mit dem Fahrzeug auf die Strasse. Hier bestätigten sich unsere am Computer erstellten Daten weitgehendst.»
Kostenrechnung bringt TCO-Parität bei Garantiezeit
Eine signifikante Wirkung bei einem E-Fahrzeug hat natürlich immer der Anschaffungspreis. Das weiss auch Patrick Heusser. «Wir haben den neuen Renault Trucks E-Tech D Wide durchgerechnet. Bei den Total Cost of Ownership (TCO) gelangten wir zum Resultat, dass wir ab dem achten Jahr ein Plus gegenüber herkömmlichen Fahrzeugen mit Dieselantrieb erzielen. Dieser Zeitrahmen entspricht genau der Garantiedauer auf die Batterieeinheit.» Die LSVA-Befreiung wie auch die geringeren Servicekosten spielen hier natürlich eine ganz entscheidende Rolle.
Dass dann die Wahl am Schluss wirklich auf den Renault Trucks E-Tech D Wide P6×2 fiel, begründet sich nicht allein mit der Reichweite und den TCO. «Wir fühlten uns bei Renault Trucks sogleich bestens aufgehoben. Die Beratung war top und es gab auch kein Gezetere wegen allfälliger konstruktiver Anpassungen», macht Heusser deutlich. Er lässt des Weiteren keinen Zweifel daran aufkommen, dass ihnen die Einschätzung der Chauffeure sehr am Herzen lag. «Unsere Fahrer, Stefan Bryner und Joey Meier, zeigen sich sehr offen gegenüber der neuen Technik. Das ist uns wichtig, denn wir wollen, dass unser Fahrpersonal mit ihren Fahrzeugen happy ist!»
Massgeschneidertes Fahrzeug
Vase Jovanov stellt klar, dass das Endprodukt das Resultat einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Gérard Nussbaumer von der Vitogaz Switzerland AG und dem Aufbauer René Principi von der Metanova SA in Cressier gewesen sei. «Dank dieses Zusammenspiels konnten wir ein Fahrzeug bereitstellen, dass perfekt auf die Bedürfnisse der Vitogaz Switzerland AG zugeschnitten ist», streicht Jovanov hervor. Der Renault Trucks E-Tech D Wide P6×2 verfügt, wie schon erwähnt, über ein Energiepaket von vier Batterieeinheiten à je 94 kWh. Das zulässige Gesamtgewicht von 27 Tonnen lässt eine Nutzlast von 13’160 Kilogramm zu. Die dritte Achse kann angehoben werden und ist lenkbar. Und natürlich darf und kann auch ein E-Lastwagen punkto Ausstattung aufgewertet werden. In diesem Fall stechen dabei die geräumige Global Kabine, die Alcoa Dura Bright Felgen, eine 360-Grad-Rundumsicht-Kamera als auch ein Kühlschrank heraus.
Für Vitogaz ein Auftakt zu Neuem
Patrick Heusser deutet an, dass mit diesem ersten E-Lastwagen nun Erfahrungswerte gesammelt werden müssten. «Wir wissen zum Beispiel noch nicht, wieviel Strom die Hebebühne benötigt und wie sich das auf den Gesamtverbrauch respektive die Reichweite auswirkt. Das gilt es mal im Auge zu behalten.» Und er lässt durchblicken: «Ein zweiter Renault Trucks E-Tech D Wide ist zur Zeit beim Aufbauer, der Fankhauser AG in Rohrbach, und dürfte demnächst ebenfalls in Dienst genommen werden. Anhand der Erfahrungswerte, die wir mit diesen Fahrzeugen sammeln werden, entscheidet es sich, ob oder wie viele weitere E-Lastwagen wir anschaffen werden.»