Neue Tools für erneuerte VDI-Richtlinien

LADUNGSSICHERUNG Im September werden die neuen VDI-Richtlinien 2700 Blatt 8.1 (PW-Transport auf Autotransporter) und Blatt 8.2 (LKW-Transport auf Autotransporter) veröffentlicht. Dann gelten (in Deutschland) übergangslos neue Regelungen für Aufbauten und Ladungssicherung von Autotransportern.

VDI-Richtlinien Spanset TIR transNews
Die überarbeiteten VDI-Richtlinien gelten ab September für alle (auch bestehenden) Auto- und LKW-Transporter mit Lochblechen, aber auch für Private, die ihren Oldtimer auf einem Anhänger transportieren.

«Ladungssicherung ist Vertrauenssache.» Mit diesem Satz eröffnete Andreas Höltkemeier, Geschäftsführer der SpanSet GmbH & Co. KG (D), auf dem Aldenhoven-Testing-Center in der Nähe der Firmenzentrale in Übach-Palenberg (D) die Veranstaltung, an der die überarbeiteten VDI-Richtlinien und angepasste Produkte präsentiert wurden. Im Zentrum: die aus mehreren Elementen bestehenden SpanSet-Ladungssicherungslösungen CarFix ZT 35 und TruckFix ZT 50.

Ladegüter verändern sich, VDI-Richtlinien auch

Hans-Josef Neunfinger, bis 2020 Geschäftsführer der SpanSet GmbH & Co. KG und seither zwar offiziell im Ruhestand, ist als Projektmanager weiterhin für SpanSet tätig und war massgeblich an der Überarbeitung der VDI-Richtlinien 2700 Blatt 8.1 (Ladungssicherung auf Strassenfahrzeugen, Sicherung von PKW und leichten Nutzfahrzeugen auf Fahrzeugtransporter) und Blatt 8.2 (Ladungssicherung auf Strassenfahrzeugen, Sicherung von schweren Nutzfahrzeugen auf Fahrzeugtransporter) beteiligt. Die Revision war fällig, denn «gerade in den letzten Jahren haben sich die zu transportierenden Fahrzeuge stark verändert: Sie sind grösser und schwerer geworden», so Neunfinger, und meint damit besonders SUV und Elektroautos. Neue aktive Dämpfungssysteme, wie das Adaptive Damping System (ADS) von Mercedes-Benz, verhalten sich beim Transport anders; daher musste auch das berücksichtigt werden.

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Der «Snake Hook» (Schlangenhaken) besitzt durch seine Form eine maximal hohe Auflagsfläche, was die Verformung des Lochblechs minimiert.

Umfassendes Gemeinschaftsprojekt

Unter Federführung des TÜV Süd begann ein Unterarbeitskreis (mit Interessengruppen wie Aufbauhersteller, Zurrmittelhersteller, PW- und LKW-Hersteller, Transportunternehmer usw.) ab März 2017, Lösungsansätze auszuarbeiten und Detailfragen zu klären. Um reproduzierbare und gerichtsfeste Ergebnisse über die Kräfte und Belastungen zu erzielen, mussten Prüfeinrichtungen gebaut und alle Ergebnisse veröffentlicht werden. «Denn in Richtlinien darf nur zitiert werden, was für alle nachvollziehbar ist», so Neunfinger. Als Grundlage für das neue Regelwerk konnten schliesslich Prüfanforderungen an Fahrzeugtransporter und Ladungssicherung zur Sicherung von PW und leichten wie schweren Nutzfahrzeugen definiert werden. Bestehen Aufbau und Sicherungsmittel diese Anforderungen (resp. das Testverfahren), erhalten sie eine Zertifizierung.

Spezielle Anforderungen

  • Aufgrund der speziellen dynamischen Eigenschaften des Ladegutes muss das Spannelement konstruktiv so gestaltet sein, dass der Hebel gegen unbeabsichtigtes Öffnen gesichert ist.
  • Zurrgurte müssen zum Niederzurren in Kombination mit (gelochten) Transporter-Fahrbahnelementen geeignet sein. Das bezieht sich v.a. auf die eingesetzten Beschläge (Haken).
  • Die Länge des Controllers muss so gewählt werden, dass der Zurrgurt den Reifen nicht berührt. Richtwert ist mindestens der halbe Radumfang (180 Grad). (Ein Controller ist ein Schlauch, der den Zurrgurt mit geringem Reibungsbeiwert um den Reifen führt.)
  • Abnehmbare oder verstellbare Controller (Adapter) sind zugelassen.
  • Ein Zurrgurt darf nur in Kombination mit einem geprüften Controller verwendet werden.
  • Der Controller benötigt ein Label oder einen Aufdruck.
  • Fahrbahnelement und Radvorleger müssen bestimmte Eigenschaften aufweisen.
  • Während es in der früheren Richtlinie 2700 Blatt 8.1 ein Verladebild gab, gibt es in der neuen deren fünf.

«Es gibt keine Übergangszeiten», so Neunfinger. «Die VDI-Richtlinien gelten ab Tag des Erscheinens, also voraussichtlich ab September. Der Markt wird darauf reagieren.» Thorsten Ludwig von TÜV SÜD Auto Plus GmbH ergänzt: «Es gibt nicht nur keine Übergangszeit, sondern auch keinen Bestandschutz.»

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Für die Sicherung von LKW verfügt TruckFix über ein 50 mm breites Zurrband und einen langen Ratschenhebel für hohe Vorspannkräfte.

Ladungssicherung für die neue VDI-Richtlinien

SpanSet präsentierte die Systeme CarFix ZT 35 mit einer Zurrgurtbreite von 35 mm und integriertem Wirbelhaken. TruckFix ZT 50 verfügt über einen 50-mm-Zurrgurt und einen langen Ratschenhebel für hohe Vorspannkräfte. Frei laufende Haken sind in drei Variationen verfügbar: der klassische Wirbelhaken, der «Snake Hook» und der «Hook 45». Letztere zwei schonen mit ihrer jeweiligen grossen Auflagefläche das Lochblech. Wie viel Verformung der Löcher zugelassen ist, definiert die Richtlinie mit Bildern. Zum Standard-Controller kommt ein Vario-Controller. Seine innovative Tunnelkonstruktion mit innen liegender Gleitfläche sorgt für einen guten ETA-Wert (Wirkungsgrad). Denn, je mehr Kraft am anderen Ende ankommt, umso optimaler ist die Ladung gesichert. Der Tension Force Indicator (oder TFI) schliesslich ist ein mechanisches Hilfsmittel, das bei ausreichend Vorspannkraft von den Bändern zusammengedrückt wird, was eine visuelle Kontrolle ermöglicht. ■

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Der Tension Force Indicator (TFI) ist ein mechanisches Hilfsmittel, das bei ausreichend Vorspannkraft – wie hier –zusammengedrückt sein soll.

Empfehlungen mit Rechts-Charakter

VDI steht für Verein Deutscher Ingenieure. Derzeit gibt es über 2050 gültige VDI-Richtlinien. Sie enthalten Empfehlungen und Regeln im Bereich der Ingenieurwissenschaften sowie zum Stand der Technik und werden regelmässig aktualisiert. VDI-Richtlinien geben Fachleuten die Sicherheit, sich an einer anerkannten Regel der Technik zu orientieren und danach zu handeln. Auf Anfrage erklärt das Bundesamt für Strassen Astra: «Das schweizerische Strassenverkehrsrecht sieht keine spezifischen Bestimmungen für den Transport bzw. die Sicherung von Fahrzeugen vor. Die erwähnte VDI Richtlinie widerspiegelt jedoch den Stand der Technik. Sich im Sinne einer wirkungsvollen Ladungssicherung daran zu orientieren, ist deshalb empfehlenswert. Es steht den Kontrollbehörden frei, bei ihrer Beurteilung der Ladungssicherung Normen einzubeziehen.»

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