Serbeco SA elektrifizierte Aushubtransport für Genfer Bauprojekt
BAUSTELLENLOGISTIK Beim Bau des neuen Campus Pictet de Rochemont der renommierten Genfer Bank Pictet hat die Serbeco SA die Logistikkette für den Abtransport des Aushubmaterials durchgehend elektrifiziert.
Bis 2025 entsteht im Herzen des urbanen Gebiets Praille, Acacias, Vernets – kurz: PAV – in unmittelbarer Nähe zum Genfer Stadtzentrum der neue Hauptsitz der Bank Pictet mit rund 2500 Arbeitsplätzen. Auf dem Areal werden neben einem Büroturm unter anderem ein öffentlich zugänglicher Park sowie 96 Wohnungen gebaut. Bäume werden das gesamte Areal säumen. Totalunternehmerin ist die HRS Real Estate AG, Frauenfeld. Die Serbeco SA konnte den Teilbereich Aushubtransport gewinnen.
Angesichts der Lage im dicht bebauten Zentrum der Rhonestadt kommt der Baustellenlogistik innerhalb dieses ambitionierten Bauprojekts eine besondere Bedeutung zu.
Ein Teil der Logistik betrifft den Transport des Aushubmaterials. 85 000 m³ ausschliesslich nicht belastete Erde galt es von September 2022 bis April 2023 von der Baustelle wegzutransportieren, um die Baugrube herzustellen. Seitens des Bauherrn war die Vorgabe, diesen Transport mit möglichst wenig CO₂-Ausstoss zu bewerkstelligen. Ausserdem galt es, strikte Vorgaben insbesondere des Service Cantonal de Geologie, Sols et Déchets (Gesdec) einzuhalten. Diese Anforderung hat Serbeco SA mit einem Konzept aufgenommen und damit den Auftrag für den Aushubtransport gewonnen.
LKW, Umschlagbagger, Bahn sind 100 Prozent elektrifiziert
Schlüsselelement und gewissermassen das «Herzstück» in dem Konzept ist eine bereits bestehende und auf zwei Seiten mit Bahngleisen erschlossene Plattform nur etwa 300 Meter von der Baustelle entfernt. Auf dieser betreibt Serbeco seit vielen Jahren eine Kehrichtannahmestelle.
Diese bestehende Infrastruktur konnte man für das Projekt nutzbar machen: Auf einer freien Fläche erstellte man quasi ein Umschlagterminal mit einer Annahmestelle für das angelieferte Aushubmaterial und zusätzlich einer weiteren Annahmestelle als Backup für den Fall, dass in bestimmten Phasen mehr Material als geplant angeliefert würde. Die gesamte von Serbeco aufgestellte Logistikkette für den Erdtransport ist zu 100 Prozent elektrifiziert:
Zwei batterieelektrisch betriebene Designwerk-LKW (4×2 mit 500 kW Leistung, 450 kWh Batterie) mit Fliegl Schwergutabschiebetrailer (Sattelauflieger Typ ASS 372 Mega) wurden auf der Baustelle mit Aushub beladen, transportierten diesen zum neuen Umschlagterminal und entluden dort in die Annahmestelle.
Ein kabelelektrischer Umschlagbagger (55 t Einsatzgewicht) lud das Material von der Annahmestelle in die wartenden Bahnwaggons.
Eine batterieelektrisch betriebene Lokomotive rangierte die Waggons und bewegte diese schliesslich gefüllt bis zu einem Güterbahnhof der SBB (bis zu zwei vollständige Zugkompositionen täglich).
Die SBB übernahm 85 Prozent der gefüllten Waggons und transportierte sie an den Neuenburgersee für die Verklappung im See; die französische SNCF übernahm die restlichen Waggons und transportierte sie zur Firma Vicat in Frankreich.
Bonus: Hilfe für Ökosystem
Die Einbringung des sauberen Erdmaterials im Neuenburgersee geht über die Entsorgung hinaus, denn sie hilft bei der Regenerierung des dortigen Ökosystems. Hintergrund: Der Sedimenteintrag durch Zuflüsse in den See reicht nicht aus, um die Kiesentnahme vom Seeboden zu kompensieren. Dies wird durch das saubere Aushubmaterial ausgeglichen.
Alexandre Denans, Projektverantwortlicher bei Serbeco: «Für Serbeco war dieses Projekt eine Chance. Die Tatsache, dass wir mit unserer Abfallannahmestelle über eine existierende Infrastruktur in sehr vorteilhafter Lage zur Baustelle verfügen, hat uns sehr geholfen, ein schlüssiges Konzept zu erarbeiten und dieses erfolgreich umzusetzen.» Davon hätten alle Projektbeteiligten profitiert. Um für die einzelnen Prozessschritte in der Logistikkette die optimalen Lösungen zu finden, habe man sich konsequent an den zu erfüllenden Aufgaben orientiert und die Angebote verschiedener Lieferanten geprüft.
«Die Wahl, mit Elektromaschinen zu arbeiten, war in diesem Fall nicht betriebswirtschaftlich motiviert, sondern vollständig ökologisch begründet», sagt Denans weiter. Aufgrund der hohen Beschaffungskosten sei auch die Amortisationsdauer von Elektromaschinen länger als mit Dieselmaschinen. Die Umsetzbarkeit eines solchen Konzeptes sei schliesslich an die Bereitschaft der Bauherrschaft geknüpft, die notwendigen Mittel bereitzustellen. Das Projekt hat sich für Serbeco auch über den Abschluss hinaus gelohnt. «Indem wir jetzt eine vollständig CO₂-freie Logistikkette etabliert haben, können wir uns im Markt stark differenzieren», erklärt Denans abschliessend.
Serbeco SA
Die 1977 gegründete Groupe Serbeco ist in der Region Genf eine führende Akteurin im Recycling von Abfall- und Wertstoffen. Jährlich nimmt sie 80 000 Tonnen Abfälle an verschiedenen Sammelstellen entgegen und bereitet 76 Prozent davon zur Wiederverwertung auf.
Zur Gruppe gehören die in der Reinigungsbranche tätige Firma ProP SA sowie die in der holzbasierten Wärmegewinnung tätige Énergie Durable, die unter anderem eine Holzpelletproduktion betreibt.