Auf die Langstrecke mit integrierter eAchse von Volvo

IAA TRANSPORTATION 2024 Der Marktleader für schwere E-LKW will mit neuen Produkten seine Position stärken. Volvo Trucks bringt im kommenden Jahr einen neuen Antriebsstrang und peilt mit einer eAchse 600 Kilometer Reichweite an. Auf der IAA Transportation gaben auch die Aero-Modelle ihr Messedebüt.

Ab 2040 will Volvo nur noch emissionsfreie Transportlösungen auf den Markt bringen, darunter auch Lastwagen mit Wasserstoff-Brennstoffzellen.
Ab 2040 will Volvo nur noch emissionsfreie Transportlösungen auf den Markt bringen, darunter auch Lastwagen mit Wasserstoff-Brennstoffzellen.

Volvo Trucks hat weltweit über 4200 Elektro-LKW im Einsatz und führt in Europa die Statistiken mit 51 Prozent Marktanteil an, in den USA liegt Volvo mit rund 40 Prozent ebenfalls vorn. «Wir wollen natürlich diese Position weiterhin stärken und haben zuletzt unser Angebot von sechs auf acht batterieelektrische LKW ausgebaut», erklärt Roger Alm, Präsident von Volvo Trucks, auf der IAA Transportation, wo die nue eAchse von Volvo ebenfalls gezeigt wurde. Generell arbeitet Volvo – wie die anderen OEM auch – an der steten Effizienzsteigerung seiner Fahrzeuge, vor allem auch seiner Diesel-Trucks, da diese vorerst noch den Bärenanteil der Produktion ausmachen. «Wir haben unseren Verbrauch über fünf Jahre um 20 Prozent reduziert», präzisiert Alm.

Zuletzt hatte Volvo vor allem auf aerodynamischer Seite viel bewegt und Anfang Jahr mit dem Volvo FH Aero die letzten fünf Prozent der Verbrauchssenkung nachgebessert. Auf der IAA Transportation war die Aero-Linie in Form des Topmodells FH16 ausgestellt, das mit neuem 17 l grossem 6-Zylinder-Diesel eine Leistungsspitze von 780 PS bietet; wir kommen auf dieses Fahrzeug mit einer Fahrt über unsere Testrunde zu einem späteren Zeitpunkt zurück.

Kurzfristig sollen Reichweiten der E-Trucks u.a. durch eine integrierte Antriebsachse vergrössert werden. Mit dieser eAchse soll der FH Electric in rund einem Jahr 600 Kilometer weit kommen.
Kurzfristig sollen Reichweiten der E-Trucks u.a. durch eine integrierte Antriebsachse vergrössert werden. Mit dieser eAchse soll der FH Electric in rund einem Jahr 600 Kilometer weit kommen.

Null-Emissionen

Doch Volvo Trucks hat sich schon länger auf eine Zero-Emission-Zukunft eingeschossen und die Schweden wollen spätestens ab 2040 nur noch emissionsfreie Lastwagen auf die Strasse bringen. Dabei spielen die batterieelektrischen Trucks momentan die zentrale Rolle und mit ihnen soll auch künftig der Hauptharst der Strassentransporte abgedeckt werden. Entsprechend wichtig ist für Volvo die nächste Stufe der Elektrifizierung, die in der zweiten Jahreshälfte 2025 in den Verkauf gehen soll. Ergänzend zu den aktuellen Elektro-Lastwagen bringt Volvo eine integrierte eAchse, ähnlich den Lösungen von Mercedes im eActros oder von Iveco im S-eWay.

Mit dem neuen Antriebsstrang soll der FH Electric bis zu 600 Kilometer weit kommen, bevor die Batterien spätestens wieder aufgeladen werden müssen. Durch ihre integrierte Bauweise beansprucht eine eAchse weniger Raum im Chassis und schafft so mehr Platz für zusätzliche Batteriekapazität. «Unser künftiges Elektro-Flaggschiff ist eine ideale Erweiterung unseres breiten E-Truck-Angebots und bringt die Zero-Emission-Technologie auch auf die Langstrecke», sagt Roger Alm. Gemäss Produktmanager Jan Hjelmgren ist die Achse eine Eigenentwicklung und wird auch inhouse produziert.

Ebenfalls Anfang Jahr vorgestellt und in Hannover erstmals vor Publikum ausgestellt wurde der FM Electric LowEntry, den Volvo mit seiner selbst entwickelten Niederflurkabine speziell für innerstädtische Einsätze ausgelegt hat (TIR 01-02/2024). Nicht umsonst war das Fahrzeug in Hannover mit einem Abfallsammelaufbau bestückt.

Gute Verkehrsübersicht für komplexe städtische Gegebenheiten – dazu hat Volvo den FM Electric LowEntry entworfen.
Gute Verkehrsübersicht für komplexe städtische Gegebenheiten – dazu hat Volvo den FM Electric LowEntry entworfen.

Neben dem FM Electric LowEntry hat Volvo auch ein Erprobungsfahrzeug für einen Wasserstoff-Brennstoffzellen-LKW gezeigt. Der FH Electric FCEV, für dessen Brennstoffzellen-Entwicklung Volvo mit Daimler Truck das Joint Venture Cellcentric gegründet hat, dürfte gemäss Hjelmgren Ende des Jahrzehnts serienreif sein.

Stahl und Verbrennungsmotoren

Wie die meisten anderen OEM hat auch Volvo neues Interesse an Wasserstoff für den Einsatz als Treibstoff in Verbrennungsmotoren gezeigt. Wie wir bereits früher berichteten, will Volvo im Laufe von 2026 mit der Kundenerprobung von sogenannten H2-ICE starten, also von Verbrennungsmotoren mit Wasserstoff. Daneben entwickelt Volvo auch Verbrennungsmotoren für erneuerbare oder synthetische Treibstoffe. «Es steht ausser Frage, dass es mehrere Technologien braucht, um den schweren Transport zu dekarbonisieren», sagt Jan Hjelmgren. «Als globaler LKW-Hersteller müssen wir unsere Kunden mittels unterschiedlicher Dekarbonisierungs-Möglichkeiten unterstützen.» Der Kunde müsse seine Wahl in Abhängigkeit von Transportauftrag, vorhandener Infrastruktur und Energiepreise fällen können.

Das Diesel-Flaggschiff FH16 (17-l-Motor, 780 PS) ist auch als aerodynamisch optimierter FH Aero erhältlich.
Das Diesel-Flaggschiff FH16 (17-l-Motor, 780 PS) ist auch als aerodynamisch optimierter FH Aero erhältlich.

Schliesslich will Volvo den Einsatz von CO2-armem Stahl ausweiten. Dieser Stahl wird bei SSAB aus Recycle-Material und mit fossilfreiem Strom oder Biogas gefertigt. 2022 hatte Volvo als erster OEM diesen Stahl in Elektro-Trucks zum Einsatz gebracht, nun werden auch LKW mit anderen Antriebssystemen davon profitieren. Das Reduktionspotenzial ist dabei sehr gross, besteht beispielsweise ein Volvo FH Diesel zu 47 Prozent aus Stahl.

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