Mobilize schickt seine Microcars Duo und Bento ins Rennen

CITY-LOGISTIK Die junge Marke der Renault Group präsentierte vor einem Jahr ihren Prototyp eines kommerziell nutzbaren, batterieelektrischen Innenstadt-Flitzers. Nun stehen mit dem Duo und dem Bento zwei Versionen vor der Serienproduktion. Erste Fahreindrücke konnten wir in Rom gewinnen.

Futuristisches Ei auf vier Rädern: der Duo von Mobilize (wie auch der Bento mit Kofferaufbau) ist ein serienreifes Konzept für nachhaltige City-Mobilität.
Futuristisches Ei auf vier Rädern: Der Duo von Mobilize (wie auch der Bento mit Kofferaufbau) ist ein serienreifes Konzept für nachhaltige City-Mobilität.

Elektrisch angetriebene Microcars sollen helfen, innerstädtische Verkehrsprobleme zu lösen. Sie benötigen weniger Platz im Verkehr und auf Parkplätzen, fahren lokal emissionsfrei und sind aufgrund ihres geringen Gewichtes und weniger Material (inklusive kleinerer Batterie) in der Herstellung deutlich nachhaltiger als alle klassischen Automobile. Bei den Mobilize-Modellen Duo und Bento kommt hinzu, dass mehr als 40 Prozent der Teile aus der Kreislaufwirtschaft stammen.

So bestehen die wichtigsten Karosserieteile wie Stossfänger, Kotflügel und Radkästen zu 60 Prozent aus recycelten Polymeren. Die Hälfte davon sind Kunststoffe aus Altfahrzeugen. Am Ende ihres Lebenszyklus sind Duo und Bento zu 95 Prozent wiederverwertbar.

Die Ladebox aus Kunststoff verfügt über zwei asymmetrische Klappen, die sich im 140-Grad-Winkel öffnen lassen.
Die Ladebox aus Kunststoff verfügt über zwei asymmetrische Klappen, die sich im 140-Grad-Winkel öffnen lassen.

Zwei Karosserien für Duo und Bento, vier Varianten

Mit Microlino, Citroën Ami oder Opel Rocks-e sind bereits einige Microcars im Markt erhältlich. Renault machte selbst ab 2011 mit dem Twizy erste Erfahrungen, von denen seine Nachfolger Duo und Bento nun profitieren. Bei ihrer 10,3-kWh-Nickel-Mangan-Kobalt-Hochvoltbatterie (NMC) handelt es sich um ein einzelnes Batteriemodul des neuen Renault 5 E-Tech electric. Im 2,43 m kurzen Duo sind zwei Einzelsitze hintereinander untergebracht. Der um 9 cm längere Bento (2,53 m) verfügt anstelle des zweiten Sitzes über eine 649 Liter grosse Ladebox, die durch eine Klappe zum Innenraum auch den Transport langer Gegenstände auf der rechten Seite des Fahrers ermöglicht.

Duo und Bento sind 1,30 m breit und 1,46 m hoch. Der Wendekreis misst 6,80 m. Ein Novum in dieser Klasse ist der serienmässige Fahrer-Airbag im Lenkrad. Den Duo gibt es in drei Versionen:

  • Duo 45 Neo, limitiert auf 45 km/h (L6e) und in der Schweiz mit Kategorie F ab 18 Jahren fahrbar. In anderen Ländern wie Frankreich dürfen bereits 14-Jährige ans Steuer.
  • Duo 80 Evo mit einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h und einer Reichweite von bis zu 160 km (L7e, Kategorie B)
  • Duo 80 Pro speziell für Unternehmen und Shared-Mobility-Anbieter mit fexibel anpassbaren Optionen und Konnektivität für die Integration in Flottenmanagementlösungen.

Der Bento 80 Pro (L7e) mit einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h wurde für lokale Dienstleister und Selbstständige konzipiert und fährt bis 149 km weit.

Die Flügeltüren helfen, in beengter Umgebung ein- und auszusteigen, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden.
Die Flügeltüren helfen, in beengter Umgebung ein- und auszusteigen, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden.

Duo und Bento lassen sich an jeder Haushaltsteckdose aufladen: Über den Anschluss hinter einer Klappe an der Vorderseite des Fahrzeugs lassen sich innerhalb von rund einer Stunde bis zu 25 km zusätzliche Reichweite generieren – perfekt für die Mittagspause. Das Aufladen von 20 auf 80 Prozent dauert drei Stunden und 50 Minuten. Mit dem optionalen Typ-2-Stecker verkürzt sich die Ladezeit um rund 25 Minuten.

Der Duo ist voll vernetzt. Bereits direkt nach der Bestellung kann der gesamte Lieferprozess nachverfolgt werden. Mit der sowohl für Android- als auch iOS-basierte Geräte verfügbaren «MyDuo»-App lässt sich das ausgelieferte Fahrzeug nicht nur ver- und entriegeln, sondern auch mit bis zu sechs weiteren Personen teilen. Der digitale Schlüssel kann dabei jederzeit aktiviert bzw. deaktiviert werden – auf Wunsch auch für einen individuell definierten Zeitraum. Die App dupliziert zudem die Fahrzeugdaten und liefert in Echtzeit Informationen über den Ladezustand und die verbleibende Reichweite. Auch eine Ortung ist möglich, um den Duo wiederzufinden – etwa, wenn man sich das Fahrzeug mit anderen Nutzerinnen und Nutzern teilt oder in einer unbekannten Gegend geparkt hat. Ein ebenfalls in der App verfügbares Benutzerhandbuch liefert eine Übersicht aller gängigen Funktionen.

Simples, intuitiv zu bedienendes Cockpit mit Fahrer-Airbag. Mit dem kleinen roten Hebel rechts unten öffnet man die Tür.
Simples, intuitiv zu bedienendes Cockpit mit Fahrer-Airbag. Mit dem kleinen roten Hebel rechts unten öffnet man die Tür.

Wuseln mit dem Duo durch Roms Stadtverkehr

Um in den Duo/Bento einzusteigen, öffnet man die Seitentüren à la Lamborghini nach oben. Weil der Fahrersitz aber mittig ist und oben am Türrahmen ein Haltegriff fehlt, muss der menschliche Bewegungsapparat zunächst eine neue Ein- und Aussteigeroutine finden.

Der Fahrersitz ist in der Länge verschiebbar, was den Zugang zur zweiten Reihe erleichtert. Durch die Tandemanordnung der Sitze ergab sich die Möglichkeit für Ablagefächer an den Seiten des Vordersitzes mit einem zusätzlichen Stauvolumen von 300 Litern. Ein USB-C-Anschluss lädt das Smartphone während der Fahrt auf, das über Bluetooth als zentraler Bildschirm für Musik und Konnektivitätsfunktionen dient.

Nur Roller waren in Rom dem Duo/Bento bezüglich Agilität überlegen, weil sie noch kleinere Verkehrslücken nutzen konnten.
Nur Roller waren in Rom dem Duo/Bento bezüglich Agilität überlegen, weil sie noch kleinere Verkehrslücken nutzen konnten.

Systemstart (ein/aus), Fahrtrichtungswahl sowie Komfortfunktionen wie Sitzheizung, Frontscheibenheizung und Lüfter werden intuitiv über wenige Druckknöpfe gesteuert. Der Duo/Bento fährt sich wie ein Elektro-Gokart: Das Pedal steuert direkt den Heckantrieb, es geht zügig voran ohne jegliche Gangwechsel. Nimmt man den Fuss weg, rollt das Fahrzeug weiter und wird von der Rekuperation leicht verzögert. Richtig bremsen muss man mit dem Fuss, und zwar mit kräftigem Druck. Auch zum Lenken braucht es etwas Kraft, da eine Servounterstützung fehlt. Die Federung ist spartanisch, je nach Untergrund rumpelt und holpert es gelegentlich. Aber zusammengefasst fährt sich der Duo/Bento ausgesprochen einfach, die Übersicht ist trotz tiefer Sitzposition ziemlich gut und nach kurzer Eingewöhnzeit wuselt man gekonnt und mit viel Spass durch den fordernden Stadtverkehr. Dabei nutzt man jede Lücke und Parkmöglichkeit, die für einen PW zu klein wären.

Duo und Bento werden im nordmarokkanischen Werk Tanger montiert, das seinen Energiebedarf zu 90 Prozent aus erneuerbaren Energien deckt. Sie sind ab 2025 voraussichtlich ab rund 10 000 Franken bei allen teilnehmenden Renault-Partnern bestellbar.

Visited 269 times, 1 visit(s) today

Weitere Beiträge zum Thema