Ford Otosan: Neues Topmodell in den Startlöchern

FORD OTOSAN Noch sind die Lastwagen von Ford Trucks wenig in Westeuropas Strassenbild anzutreffen, doch ein stark getarntes Fahrzeug hegt Erwartungen an ein neues Produkt von Ford Otosan in der Türkei. Im September auf der IAA werden wir den Neuen sehen.

Fernverkehrssattelschlepper Ford Otosan TIR transNews
Der neue Fernverkehrssattelschlepper von Ford Otosan, wie er stark getarnt zwischen Istanbul und Ankara vor unsere Linse gefahren ist. Er wird einen neuen 500-PS-Ecotorq und ein von Ford selber entwickeltes, automatisiertes 12-Gang-Getriebe erhalten.

Die Autobahn, welche die türkischen Metropolen Istanbul und Ankara verbindet, hielt kürzlich eine Überraschung für uns bereit. In der Provinz Sakarya fuhr uns ein stark getarnter Sattelzug vor die Linse, der nichts anderes ist als der neue Fernverkehrslastwagen, der von Ford Otosan entwickelt und gebaut wird. Ford Otosan ist ein 50-50-Joint-Venture zwischen der Ford Motor Company und der türkischen Gruppe Koç, wo bereits eine ganze Ford-LKW-Familie mit Verteiler-, Überland- und Baustellenfahrzeugen und selbst entwickelter Ecotorq-Motorenreihe vom Band rollt. Diese LKW werden in vielen Weltregionen verkauft, darunter auch in Zentral- und Osteuropa, wobei Ford Otosan schon länger an der Vorbereitung zur Ausweitung des Marktes nach West­europa arbeitet.

Mehr Leistung und Euro 6
Die Abmessungen der Kabine des getarnten Fahrzeugs lassen keine Zweifel aufkommen, dass es sich hier nicht nur um ein Facelift der existierenden LKW-Familie von Ford Otosan handelt, sondern um eine neue Generation Langstrecken-Trucks. Eine erste Ankündigung lässt relativ sicher vermuten, dass das ungetarnte Fahrzeug in der zweiten Septemberhälfte auf der IAA in Hannover enthüllt werden wird.

Der Euro-6-Motor des Neuen basiert zwar auf dem 12,7-l-Reihensechszylinder Ecotorq, der in der Türkei mit Fords technischem Support entstanden ist. Kabinengrösse, Gewicht und die spezifischen Fernstreckenaufgaben verlangen jedoch nach mehr Leistung, als der Ecotorq bislang mit einer Leistungsspanne zwischen 420 und 480 PS bieten konnte. Aus gut informierten Kreisen ist zu vernehmen, dass der neue Motor auf einer unveränderten Architektur des 12,7-l-Ecotorq basiert (Bohrung/Hub sind identisch), nun aber 500 PS leistet. Der Ecotorq mit Common-Rail-­Einspritzung erzielt bis zu 2500 bar Einspritzdruck, hat einen Turbolader mit variabler Geometrie, eine zweistufige Wasserpumpe und bedarfsgeregelte Peripheriegeräte. Die Ecotorq-Motorenreihe war ursprünglich mit einer Investition von über 100 Mio. Franken von den Ingenieuren von Ford Otosan entwickelt und 2016 eingeführt worden.

Interieur Ford Otosan TIR transNews
Das Interieur des Neuen dürfte sich von der abgebildeten Kabine der bereits erhältlichen Lastwagen unterscheiden.

Neues Getriebe, neue Möglichkeiten
Die wohl wichtigste technische Entwicklung für den kommenden Truck ist jedoch das neue, automatisierte 12-Gang-Getriebe. Es geht mit dem erstarkten Motor einher und ist mit einer Investition von rund 60 Mio. Franken ebenfalls inhouse bei Ford Otosan entstanden. Das neue Getriebe wird ab 2020 für seinen ersten Einsatz bereit sein.

Die Entscheidung für die Entwicklung eines eigenen Getriebes ist von strategischer Bedeutung für Ford Trucks. Ein erster Schritt in diese Richtung wurde bereits vor wenigen Jahren getan, als man sich entschlossen hatte, beim Heavy-Duty-Motor vom FPT Cursor auf den eigenen Ecotorq zu wechseln. Ford Otosan stimmt die Software des neuen Getriebes und des neuen Motors aufeinander ab und implementiert zugleich modernste Assistenzfunktionen. Dabei handelt es sich beispielsweise um den adaptiven Tempomaten und eine vorausschauende Gangschaltung, die in Abhängigkeit von Beladung und Routenprofil agiert und dem türkischen Lastwagenbauer neue Horizonte eröffnet. Darunter fallen Elemente wie der Einstieg in die bei den sieben westeuropäischen Herstellern bereits länger eingeführte Konnektivität sowie in die Möglichkeiten von autonomem Fahren.

Über das Interieur sind aktuell noch keine Informationen bekannt. Mit seinen grösseren Kabinenabmessungen dürf­te sich der Fahrerplatz aber deutlich von den bisherigen Modellen (Bild) unterscheiden. Am Exterieur hingegen sind diverse aerodynamische Massnahmen ersichtlich, wie die weit nach unten reichenden Türen, welche die Tritte für den Aufgang in die Kabine fast komplett bedecken, oder die gerundete Dachform und der kleine Dachspoiler.

Nicht erst mit dem neuen LKW arbeitet Ford Trucks an der Rückkehr nach Westeuropa. Überhaupt sind konkrete Expansionspläne vorhanden. Ausserhalb Amerikas soll die Ver­triebs- und Serviceorganisation im laufenden Jahr von 29 auf 41 Länder ausgeweitet werden (Europa von 10 auf 17) und bis 2020 soll diese Zahl bei 50 Ländern liegen.

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