Breit abgestützte Kreativität gepaart mit kühlem Kopf

GK GRÜNENFELDER AG In diesem Jahr feiert die GK Grünenfelder AG ihr 70-jähriges Bestehen. Was als Hufschmiede begann, bietet heute vielschichtigen Fahrzeugbau mit eigener Entwicklungsabteilung. Der Rheintaler Betrieb ist auch im Kühlbereich innovativ unterwegs, aber nicht erst, seit Frech-Hoch zur Gruppe gehört. Alle Hintergründe offenbart CEO Marcel Grünenfelder im Rundgang.

Marcel Grünenfelder CEO GK Grünenfelder AG TIR transNews
Marcel Grünenfelder, CEO der GK Grünenfelder AG und Verwaltungsratspräsident der Familien-Holding, beim Rundgang durch die Produktion in Kriessern.

«Wir sind noch einer der wenigen Schweizer Betriebe im Fahrzeugbau, der eine eigene Entwicklung und Konstruktion besitzt», streicht Marcel Grünenfelder, CEO der GK Grünenfelder AG, eine der besonderen Stärken seiner Firma hervor. Das hat zur Folge, dass die kleine, schlagkräftige Truppe nicht nur im klassischen Fahrzeugbau tätig ist, sondern mit industriellen Dienstleistungen auch in «fremden» Branchen für Lösungen sorgt. Ein Beispiel ist Stadler Rail, für die im St. Galler Rheintal spezielle Transportgestelle für Zugdächer entwickelt wurden. Und sie werden am Firmensitz in Kriessern auch hergestellt. «Wir versuchen bei den meisten Projekten, dass wir sie nicht nur für unseren Auftraggeber planen, sondern dass wir auch von der rest­lichen Wertschöpfung profitieren können.» Dank umfangreichem Maschinenpark mit unter anderem Roboterschweissanlage und 3D-Wasserstrahlschneiden können die verschiedensten Lösungen von Einzelteilen bis zu ganzen Baugruppen hergestellt werden.

Eigene Nische erhalten Der Fahrzeugbau ist jedoch das Haupttätigkeitsfeld, und das entsprechende Portfolio der inzwischen seit 70 Jahren aktiven Firma ist breit. Ein wichtiger Teil sind Militäraufträge aus der Schweiz und aus dem Ausland, mit Anhängern, Aufbauten, Kommunikations- und anderen Containern. Allerdings füllen «Defence»-Aufträge nicht durchgehend die Bücher. «Dazu müssen wir personell flexibel reagieren können, was bislang dank der Personenfreizügigkeit auch möglich war.» Entsprechend hofft Marcel Grünenfelder, dass die Politik die diesbezüglichen Rahmenbedingungen für seine doch stark unter Druck stehende Industrie nicht verschlechtert.

Bei GK Grünenfelder weiss man die Zeichen der Zeit zu erkennen und die Angebote entsprechend anzupassen. Heute verschwinden kleine Kunden mehr und mehr, mittlere Unternehmen werden immer grösser. «Firmen wie wir müssen ständig versuchen, ihre Nische am Markt zu finden.» Massenprodukte wie der Dreiachs-Sattelauflieger stehen derart unter Preisdruck, dass sie als Tätigkeitsfeld wegfallen. Dagegen setzt man bei GK Grünenfelder auf kundennahe, individuelle, sichere und funktionelle Lösungen, die qualitativ hochwertig und gleichwohl bezahlbar sind. Dank der selbst entwickelten, modularen Bauweise für Hilfsrahmen und Fahrgestelle bietet die GK Grünenfelder AG massgeschneiderte Komplettfahrzeuge und Aufbauten aus eigener Herstellung an. Da im Normalfall gebolzt und geschraubt, wird bei der stabilen Konstruktion der korro­sionsbeständigen, feuerver­zinkten Fahrgestelle auch die Reparatur vereinfacht.

Die Fahrzeugpalette umfasst Sonderfahrzeuge jeglicher Couleur und im Standardfahrzeugbau die unterschiedlichsten Anwendungen. Darunter fallen Stückgutaufbauten, Schiebeblachenkonstruktionen und Schwenkwandaufbauten. Und seit den frühen 2000er-Jahren in zunehmendem Mass Kühlaufbauten. Die CO2-Thematik, die inzwischen auch die Entwicklung der Kühlaggregate stark beeinflusst, betrifft den Fahrzeugbau nur indirekt. «Unsere Kunden bestimmen, welche Kühlgeräte sie möchten, und sie beschaffen die Geräte selber», erklärt Marcel Grünenfelder. Das macht insofern Sinn, als Grossverteiler wie Migros oder Coop aufgrund ihrer gesamthaft hohen Stückzahlen gegenüber den Gerätelieferanten in einer besseren Verhandlungsposition sind.

Mit Frech-Hoch Gemeinsam stark Der Fahrzeugbauer GK Grünenfelder AG ist Bestandteil der 2014 gegründeten ­Familien-Holding. Vor rund 15 Monaten hatte die Holding auch die in Pratteln ansässige, auf Kühlfahrzeuge spezialisierte Tradi­tionsfirma Frech-Hoch Nutzfahrzeuge AG zu 100 Prozent übernommen. Beide Fahrzeugbaubetriebe werden unter dem Familien-Holding-Dach eigenständig und mit separaten Geschäftsleitungen weitergeführt.

«Der Kauf war eine strategische Entscheidung», erklärt Marcel Grünenfelder, der auch als Verwaltungsratspräsident der Familien-Holding tätig ist. Zum einen sei es um den Erhalt der etablierten und bei den Kunden geschätzten Marke Frech-Hoch gegangen, zum anderen um eine Stärkung der gemeinsamen Marktposition. «Die höhere Produktionskapazität kann gerade bei Grosskunden von Vorteil sein.» Und die Kunden haben die Möglichkeit, eine Mehr-­Marken-Strategie zu verfolgen.

Die gewonnenen Synergien bieten beiden Unternehmen Vorteile, die schliesslich dem Endkunden zugute kommen. Neu dazu kommt auch der Service der Fahrzeuge beider geografisch weit aus­einanderliegenden Betriebe. Da die Frech-Hoch keine eigene Fahrzeugschlosserei besitzt, bietet sich die GK Grünenfelder AG als möglicher Fahrgestell-Lieferant an. An der Kundenfront bleibt indes praktisch alles beim Alten, weshalb der Kunde die Produkte von GK Grünenfelder in Kriessern kauft und jene von Frech-Hoch in Pratteln.

Mit 25 Mitarbeitern generiert Frech-Hoch einen Umsatz von rund 8 Mio. Franken jährlich. Davon werden gut 80 Prozent mit Kühlfahrzeugen erwirtschaftet, der Rest mit Fahrzeugreparaturen. Bei der GK Grünenfelder AG ist der Reparaturanteil kaum umsatzrelevant, wobei die aktuell gut 40 Mitarbeiter mit den Neufahrzeugen rund 9 Mio. Franken Umsatz erwirtschaften.

International tätig Im Nachgang an die wirtschaftlichen Umbrüche der ersten Erdölkrise 1973 hatte der damalige Firmenchef Albert Grünenfelder sen. mit seinem Partner Esmat Al-Saady in Saudi-Arabien das Joint-Venture CGS (Consolidated Grünenfelder Saady Co.) gegründet. CGS stieg 1979/80 in den Kühlfahrzeugbau ein. Heute produzieren ca. 700 Mitarbeiter in modernsten Anlagen an den Standorten Riad, Dschidda, Dammam und Bahrain mehr als 2000 Fahrzeuge jährlich, was die CGS zum Marktleader auf der arabischen Halbinsel macht. Die Familien-Holding hält 50 Prozent der Anteile an der CGS-Gruppe. Und während in früheren Jahren viel Know-how aus der Schweiz nach Riad geflossen ist, beschränkt sich heute die Unterstützung aus dem Rheintal auf Fragen zur Produktionstechnologie sowie zur Rekrutierung und aufs Networking.

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Ablieferungsfertiger Anhängerzug vor dem Betriebsgebäude der GK Grünenfelder AG im St. Galler Rheintal. Hier werden Komplettfahrzeuge und Aufbauten hergestellt.
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