Kühltransporte haben es in sich

IAA NUTZFAHRZEUGE 2018 In Hannover gab es zahlreiche Lösungen für den temperaturgeführten Transport zu sehen, von ganzen Kühlsystemen über separate Geräte und diverse Einbauvarianten bis hin zu entsprechenden Trailern. Ein Überblick.

Kühltransporte IAA Hannover 2018 TIR transNews
Cool und emissionsfrei – so sollte die Zukunft der Kühltransporte aussehen. Die IAA NFZ Hannover 2018 zeigte Wege dazu auf.

Vorherrschende Themen bei nahezu allen Anbietern aus dem Segment Kühlfahrzeuge waren neben Energieeinsparung und damit CO2-Verminderung die Verringerung der Lärmemissionen sowie des Wartungsaufwands. Als einer dieser Anbieter zeigte Kögel sein Premium-Kühlkofferfahrzeug «Kögel Cool – PurFerro quality» in einer weiterentwickelten Version. Der detailoptimierte Premium-Kühlkoffer ist nicht nur an die speziellen Marktanforderungen des Transportes von Frisch-, Tiefkühlkost und Pharmaprodukten angepasst, sondern eignet sich aufgrund diverser Optionen auch für den universellen Einsatz.

Schmitz Cargobull als einer der «grossen» Anbieter von Kühltrailern präsentierte zahlreiche Fahrzeuginnovationen und Serviceneuheiten. Unter dem Motto «100 % SMART» stattet der Hersteller ab sofort alle Sattelkoffer S.KO COOL serienmässig mit Telematik aus. Diese Telematikausstattung – mit zertifiziertem elektronischem Temperaturschreiber – schafft eine breite Basis für die optimale Steuerung einer vernetzten und integrierten Logistikkette und damit für mehr Effizienz und niedrige Gesamtkosten TCO. Im Rahmen einer viel beachteten Pressekonferenz wurde auch der Prototyp der Transportkältemaschine S.CUe vorgestellt, eine emissionsfreie Kältemaschine für Sattelkoffer. Die rein elektrisch betriebene S.CUe (electric Semitrailer Cooling Unit) ist speziell für den Einsatz im Verteilerverkehr ausgelegt.

Der französische Hersteller Lamberet mit seinem Tochterunternehmen Kerstner enthüllte auf der Fachmesse ebenso etliche Premieren. Allgemein erfordert der zunehmende Versand von Lebensmittel- oder Pharmaprodukten unter geregelter Temperatur Fahrzeuge mit Multitemperatur-Kühlaufbauten, die Temperaturbereiche von – 28 bis + 22 °Celsius abdecken können. Die Trennwände zwischen den einzelnen Bereichen müssen perfekt abdichten; sie müssen variabel, vom Fahrer leicht zu verschieben und für intensive Einsatzbedingungen ausgelegt sein. Das neue, hier erstmals gezeigte Ergowall-Trennwandsystem erfüllt all diese Anforderungen und ist ATP-kompatibel. Die Kompaktheit des Systems bietet eine grössere Durchgangshöhe und gewährleistet so ein optimal nutzbares Ladevolumen und eine sichere Beladung. Und nicht zuletzt wirkt sich das um 50 Prozent (100 kg) reduzierte Gewicht des Systems positiv auf die Nutzlast aus.

Als eine der weiteren Neuheiten wurde mit der Safestair eine ausfahrbare Aufstiegsleiter mit integriertem Sicherheitsgeländer vorgestellt, denn 50 Prozent der registrierten Arbeitsunfälle unter Chauffeuren ereignen sich in Form von Stürzen. Im Kühlsattelauflieger AeroSR2 setzt Lamberet die Innovationen in die Serie um, die im Rahmen des von Renault Trucks geleiteten Kooperationsprojekts EDIT (Efficient Distribution Truck; Urban Lab 2,) entwickelt und getestet wurden.

Carrier Transicold stellte die neue Kampagne «Move your Senses» vor. Diese soll zeigen, wie wichtig Kühltransporte für Qualität und Frische von Konsumgütern sind und wie die menschlichen Sinne diese untrüglich erkennen können. So präsentierte der Transportkühlmaschinen-Hersteller neue Produkte aus dem Sektor alternative Energien und betriebliche Effizienz. Im Mittelpunkt des Messeauftritts stand die neue Transportkühlanlage für Trailer, die Vector HE 19 (High Efficiency). Die CNG-Supra, eine mit komprimiertem Erdgas betriebene Multitemperatur-Kühlmaschine, erhielt den diesjährigen Trailer Innovation Award in der Kategorie Umwelt.  Das komprimierte Erdgas (CNG) wird an einem Einfüllpunkt getankt, kann aber in voneinander unabhängige Tanks geleitet werden, die mit dem Motor des LKW oder der Kühleinheit verbunden sind. CNG-Supra war auch bei Iveco zu sehen.

Eine weitere Neuheit ist das e-Solutions-Connectivity-­Paket  – eine internetbasierte Telematikplattform. Die Software ist über den Desktop-Computer, das Smartphone oder ein Tablet zugänglich. Es bietet Nutzern rund um die Uhr Zugang zu den Daten ihrer Kühlsysteme. Zu den Funktionen gehört die Fernüberwachung der Temperatur sowie die Kontrolle und Übersicht über die Betriebsabläufe via Zwei-Wege-Kommunikation. Die Nutzer erhalten Service- und Nutzungs­berichte, CO2- und Emissionsinformationen sowie voreingestellte Alarme. Geofencing ist ebenfalls einstellbar. Das System bietet Zugang zu Wartungsplänen und hilft bei der Verwaltung von Flotten.

Carrier Transicold präsentierte weiter eine neue nachhaltige Lösung für Trailer. Die Flexible Power Axle wandelt sowohl die von den Achsen des Trailers erzeugte Energie als auch die beim Bremsen entstehende kinetische Energie in Elektrizität um, die ein Batteriepack auflädt.

Ein ähnliches System – allerdings auf einer ganz anderen technischen Basis – präsentierte Kiesling. Kühlfahrzeuge im Bereich 3,5 bis 5 Tonnen werden in den meisten Fällen mit Kühlaggregaten ausgestattet, die über einen Nebenabtrieb des Fahrzeugmotors angetrieben werden. Bei neuen Fahrzeugmotoren ist der Anschluss eines Aggregates über einen Nebenabtrieb des Fahrzeugmotors zum Teil nicht mehr möglich. Schwierig ist es inzwischen auch, die Kühlmaschine bei eingebautem Stopp-Start-System zu betreiben und ein Deaktivieren der Stopp-Start-Funktion ist bei manchen Fahrzeugen nicht mehr erlaubt. Das von Kiesling hier eingesetzte fünfte Rad, angebracht an der hinteren Achse, treibt während des Ausrollens des Fahrzeuges einen Generator an, der damit einen Power Pack (Batterie der neuesten Generation) auflädt, also rekuperiert. Über dieses Rad wird so während der gesamten Auslieferungstour immer wieder Energie eingespeist und die Akkulaufzeit somit verlängert. Dieses Power Pack kann auch während der Standzeiten, z.B. über Nacht, am Stromnetz geladen werden.

Die nächste Entwicklungsstufe sind konsequenterweise rein elektrisch betriebene Kühlfahrzeuge. Den ersten Schritt dazu stellte die Firma StreetScooter (seit einiger Zeit im Besitz der DHL-Group) auf der IAA vor: Der WORK L Cool ist eines der beiden neuen Modelle aus der Baureihe elektrisch betriebener City-Transporter. Das Elek­tromobil wird zukünftig in Serie gefertigt und ermöglicht eine Zuladung von bis zu 600 kg. Dank seines Kühlaufbaus transportiert er Frischware bei konstant niedrigen Temperaturen emissionsfrei und flüsterleise. Der vollelektrische Kühltransporter kann entweder mit aktiver oder passiver Kühltechnologie betrieben werden. Die Kühlung arbeitet über eine autarke Energieversorgung, sodass die Reichweite nicht beeinträchtigt wird. Der modulare Aufbau mit Fahrzeugteilen aus robustem Gewebekunststoff senkt Wartungs- und Reparaturkosten. Die um 60 bis 80 Prozent geringeren Verbrauchskosten machen den WORK L Cool zu einem ökologisch und wirtschaftlich nachhaltigen Werkzeug der Zukunft. Gefertigt wird das Fahrzeug in Kooperation mit Schmitz Cargobull Van Bodies (CVB), einer Tochter der Schmitz Cargobull AG.

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