King Kongs Karosse ist ein RAM 1500

RAM 1500 Er gilt als Über-Pick-up: der RAM 1500 mit 5,7-Liter-Hemi-V8, fast sechs Meter Länge und martialischem Frontgrill. Auch bei uns ist er gelegentlich anzutreffen, dank seiner Stärken als Zugfahrzeug nicht selten im gewerblichen Einsatz. Nun wird er europaweit offiziell importiert – auch in die Schweiz.

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Der Schwergewichts-Champion der Pick-ups kommt offiziell nach Europa. Doch wird der RAM 1500 in Zeiten der CO2-Reduktion und des Downsizings seine Kunden finden – oder gerade deshalb erst recht?

Dodge und RAM sind Marken von Fiat Chrysler Automobile (FCA). Es war also nur eine Frage der Zeit, bis FCA den Europaimport der Performance-Cars Dodge Challenger und Charger, des grossen SUV Dodge Durango und des Pick-ups RAM 1500 in vertrauenswürdige Hände legen würde. Dies ist im Oktober 2017 – also genau vor einem Jahr – geschehen, als die Partnerschaft mit KWA verkündet wurde. Das Unternehmen in schwedischem Besitz, aber mit Hauptsitz in der Schweiz (siehe Kasten) verantwortet seither den offiziellen Vertrieb, die Umrüstung und Homo­logierung sowie das After-Sales-Geschäft in der EU, Norwegen und der Schweiz.

Der RAM 1500, ein Vertreter der Full-Size-Pick-ups, wie sie vor allem in den USA beliebt sind, ist Flaggschiff und Volumenmodell der Palette zugleich. Gebaut werden jährlich tatsächlich über 500’000 Exemplare; die nach Europa exportierten Modelle rollen im Sterling Heights Assembly Plant in Michigan vom Band.

Zwei Kabinen, ein Motor Importiert wird der RAM in zwei ähnlichen Karosserieversionen: Die Crewcab mit luxuriösem Platzangebot im Fond bietet eine Ladeflächenlänge von 1711 cm, die Quadcab mit etwas kürzerer Kabine und entsprechend kürzeren hinteren Türen (aber immer noch für fünf Personen) bietet eine Ladeflächenlänge von 1937 cm. Beide Pritschen messen innen in der Breite 1687 cm. Die Quadcab wird vor allem aus steuerlichen Gründen eingeführt, weil in diversen Ländern die Ladefläche mindestens 50 Prozent des Radstandes (3569 cm bei Quadcab) betragen muss, um als Nutzfahrzeug eingelöst und damit steuerlich begünstigt werden zu können.

Der RAM bedient sich der klassischen Leiterrahmenbauweise. Unter der Haube sorgt ein 5,7 Liter grosser Acht­zylinder-Benziner für Leistung im Überfluss, die über eine 8-Gang-Automatik auf das Allradsystem übertragen wird. Ein Diesel ist zurzeit nicht (mehr) im Angebot. Dank Zylinderabschaltung läuft der V-Motor bei geringer Lastanforderung nur mit vier Kolben, was zusammen mit weiteren Massnahmen (aktiv verschliessbarer Frontgrill, Senkung des Luftfahrwerks, optimierte Aerodynamik) zu einem mode­raten Normverbrauch im Mischverkehr von 12,8 l/100 km führt. Beeindruckend sind die Daten aber allemal: Mit 395 PS maximaler Leistung bei 5600 U/min und 556 Nm maximalem Drehmoment bei 3950 U/min lässt sich jeder noch so schwere Anhänger leicht ziehen – auch steil bergauf. Hier liegt auch der Grund für seine Beliebtheit bei holz- und metallverarbeitenden Betrieben, Gärtnereien und Bauunter­nehmen. Das zulässige Zuggewicht liegt bei 3500 kg, das Gesamtzuggewicht laut Datenblatt allerdings zwischen 6,3 und 7,7 Tonnen.

Der wahre Luxus-Pick-up Obwohl er gegenüber dem Vorgänger um rund 100 kg abgespeckt hat, ist der RAM kein Leichtgewicht. Die Crewcab wiegt leer 2404 kg, die Quadcab 2334, was rechnerisch Nutzlasten von 1096 und 1164 kg ergibt. Bis zu 1100 kg bieten allerdings auch die in Europa beliebten Mid-Size-Pick-ups. Und mit seiner Länge dürfte es schwierig sein, in der Stadt einen Parkplatz zu finden. Dabei hilft allerdings der Einparkassistent. Doch was den RAM neben der gewerblich interessanten Anhängelast für die sonstige Kernzielgruppe (siehe Interview) attraktiv macht, sind abgesehen von den Leistungsdaten sein dominanter Auftritt und sein Komfort.

Im Innenraum herrscht Platz in Hülle und Fülle. Dies wird unter anderem durch die abgedeckte, extrabreite Ablage zwischen den Vordersitzen deutlich. Schweres Leder, hochwertige Dreh- und Kippschalter, Panorama-Glasdach, grosszügige Ablagen, USB-Anschlüsse in Hülle und Fülle, vorne wie hinten, heiz- und belüftbare Sitze auch hinten, eine Highend-Audioanlage mit 12-Zoll-Touchscreen, unzählige Einstellmöglichkeiten und viele weitere Features und Details schaffen ein konkurrenzloses Erste-Klasse-Ambiente. So sieht RAM seine Mitbewerber nicht unter den anderen Pick-ups, sondern unter den grossen SUV.

Auch sein in der Höhe einstellbares (optionales) Luftfahrwerk ist ein Alleinstellungsmerkmal, das ihn auch für sportliches Fahren qualifiziert, wie wir auf der Rundstrecke in der Nähe des Stockholmer Flughafens Arlanda erfahren konnten. Selbst bei forcierter Gangart drang das sonore Röhren des grossen V8 nur dezent in die gut gedämmte Kabine. Schliesslich war es der Reibwert des Reifengummis auf Asphalt, der das Limit auf der Rennstrecke vorgab. Der RAM selbst schien an der Sportlichkeit Freude zu haben und nie den Eindruck zu erwecken, nicht mehr kontrollierbar zu werden. Selbst das für Allrad typische Untersteuern kündigte sich sanft an und manifestierte sich durch leichtes Quietschen der Reifen. Allerdings zeugte nach einigen Runden der typische Schmorgeruch davon, dass der Antriebsstrang nicht wirklich für diese Art von Nutzung ausgelegt ist.

Auf Abenteuer ausgelegt Auch die Offroad-Tauglichkeit konnten wir ausgiebig auf einem Parcours testen. Hier machte sich die Luftfederung insbesondere bei der Buckelpiste bezahlt. In der höchsten Einstellung schlug die Karosserie kaum noch auf, während sie sonst über Erhöhungen schramm­­te und kratzte. Für häufigere Einsätze in schwierigem Gelände empfiehlt sich das Offroad-Paket mit erhöhter Bodenfreiheit, elektronischer Differenzialsperre hinten, Berg­abfahrhilfe, Schutzplatten an empfindlichen Teilen und Ab­schlepphaken. Dank der standardmässigen Berganfahrhilfe gestaltete sich auch das erneute Anfahren am Hang als einfach. Der RAM sieht also nicht nur aus wie ein Expedi­tionsfahrzeug, er ist es auch.

Der erste offizielle Händler in der Schweiz ist die Senag Automobile AG in Besenbüren. Der RAM 1500 beginnt bei 53’800 Franken (Quadcab, exkl. MwSt.) resp. 55’010 Franken (Crewcab). Im Preis inbegriffen sind zwei Jahre Garantie (100’000 km), Zollabgaben, EU-Adaptation der Navigation und die Homologation. Eine umfangreiche Zubehörliste ermöglicht ein ordentliches Mass an Individualisierung.

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