Frank M. Rinderknecht: Inspiriert von Tausenden

PERSÖNLICH Seit genau 40 Jahren überraschen, verblüffen und begeistern die Konzeptfahrzeuge der Marke Rinspeed die Auto­mobilfachwelt und -fans rund um den Globus. Mit Snap und microSNAP ist ihr Schöpfer Frank M. Rinderknecht nun auch in der Smart City angekommen.

Frank M. Rinderknecht Rinspeed TIR transNews
Frank M. Rinderknecht, dem Publikum besser bekannt als Rinspeed.

«Ich hatte schon immer einen Knacks, weil meine Mobilität anders aussehen musste. Individualisierung hat mich mein Leben lang in Form von Umbauten begleitet», beginnt der 63-jährige Visionär unser Gespräch in Zumikon, wo sein Büro und seine fünfundzwanzig Konzeptfahrzeuge zu Hause sind. «Vor allem in den letzten zehn Jahren hat ein nahtloser Übergang stattgefunden von verrückten Spielereien zur Erkenntnis, dass meine Arbeit auch einen nachhaltigen und industriellen Sinn haben sollte. Die Automobilbranche war lange kaum evolutionär, geschweige denn revolutionär. Das veränderte sich erst mit der Zusammenführung von IT-Branche und Mobilität.»

Zwischen Matura 1975 und Maschinenbaustudium an der ETH Zürich ab 1976 verbrachte er Zeit in Los Angeles, Kalifornien. 1979 zeigte er sein erstes Auto in Genf: einen VW Golf Turbo auf Basis des GTI. Im gleichen Jahr gründete er die Rinspeed AG. Die Ära der irren Konzeptautos begann und ab 1991 konnte sich das Genfer-Salon-Publikum jährlich auf eine Neuheit freuen. Doch wie nennt man das ­eigentlich, was Rinderknecht tut? «Die meisten schreiben ‹Autovisionär›. Ich versuche, Mobilität von morgen heute anfassbar zu machen.» Gemessen an den Kontakten war der 2008 präsentierte sQuba – das erste Tauchauto mit null Emissionen – das erfolgreichste Konzept: «Es war das populärste Auto und noch heute wird zweimal wöchentlich Bildmaterial nachgefragt. Die Emotionalität im sQuba ist James Bond und wer wäre schon nicht gerne Bond?»

Rinderknechts Geschäftsmodell: Er sucht Partner aus der Zulieferindustrie, die ihre Innovationen einer breiteren ­Öffentlichkeit zeigen möchten und kreiert im Gegenzug ein visionäres Gesamtkonzept sowie hohe Medienaufmerksamkeit. So entsteht eine perfekte Partnerschaft. Doch woher holt er seine unerschöpfliche Inspiration? «Ich reise oft und rede mit sehr vielen Menschen rund um den Globus. Ich höre 1000 Meinungen pro Jahr und versuche, aus all diesen Puzzleteilen ein für mich klares Bild zu machen.»

Mit Snap (siehe Seite 22) zeigte Rinspeed mehr als nur ein Auto: «Wenn man wirklich etwas neu erfinden will, muss man neue Ökosysteme schaffen. Die Technologie dazu wird sich entwickeln. Ich bin der festen Meinung, dass Automatisierung auf Level 4 und 5 definitiv andere Fahrzeugausprägungen und andere Business-Cases mitbringen wird. Im Zentrum steht dann nicht mehr das Besitzen, sondern das ‹Nach-Hause-gefahren-Werden›. Das Kompaktauto von Meier, Huber oder Müller wird es nicht mehr geben.»

Für Rinderknecht ist Mobilität meistens nur Mittel zum Zweck. «Ich würde ab und zu öfter den Bus oder das Tram nehmen, ich finde es aber trotz App und allem noch zu unpraktisch. Wenn ich einfach in den Bus einsteigen kann, so wie ich ein Handy brauche und am Ende des Monats eine Rechnung bekomme, dann sind wir so weit.» Als Hobbys sind in Rinderknechts Lebenslauf «Nautik, Computer, Reisen» vermerkt. «Am liebsten verbringe ich meine wenige Freizeit mit Strandspaziergängen in der Sonne. Bewegung ist für mich die beste Tätigkeit, um nicht nachzudenken.»

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Zeitreise: Im Firmensitz Zumikon befinden sich auch die 25 Rinspeed- Prototypen.
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