Alligator AG macht den Auflieger zur Powerbank
ELEKTRIFIZIERUNG Die grössten Herausforderungen für elektrische Sattelzugmaschinen sind derzeit Reichweite, Ladezeiten und Ladeinfrastruktur. Das Schweizer Startup Alligator AG hat als Lösung das Konzept eines ans Hochvoltnetzwerk koppelbaren Powerbank-Aufliegers entwickelt.
Mit ihrer Elektrifizierung werden Nutzfahrzeuge nicht mehr von einem zentralen Aggregat mit Energie versorgt, sondern über ein Hochvoltnetzwerk (400 – 800V), über welches eine Vielzahl von Speichern, Verbrauchern und Energieerzeugern vernetzt werden können. Heute beschränken sich diese Netzwerke vor allem auf die Batterien und den Antrieb und sind daher noch überschaubar. Man könne jedoch davon ausgehen, dass ein starker Ausbau durch die technische Evolution stattfinden wird. Die Möglichkeiten steigen mit dem Ausbau des Hochvoltnetzwerks und können grundlegende Probleme im elektrifizierten Schwerverkehr lösen.
Powerbank-Auflieger von Alligator AG
Eine solche Problemlösung durch eine stärkere Vernetzung wäre zum Beispiel das Konzept eines ans Hochvoltnetzwerk koppelbaren Powerbank-Aufliegers. Das Schweizer Startup Alligator AG arbeitet derzeit an einem Pilotprojekt, um die Umsetzung einer solchen Technologie zu demonstrieren. Mit der Planardurchführungstechnologie entwickelte das Startup die Grundlage für diesen Netzausbau.
Sattelzugmaschinen erhalten ihre Existenzberechtigung durch das flexible Verbinden zwischen Zugfahrzeug und Auflieger. Aus Sicht der Vernetzung ist dies auf den ersten Blick ein Problem. Bei genauerer Betrachtung stellt Alligator jedoch fest, dass genau diese Verbindung neue Chancen biete. Zum Beispiel ans Energienetzwerk koppelbare Batterien auf dem Auflieger. Durch das Aufsatteln eines Aufliegers können die Batterien, ähnlich wie bei einer Bohrmaschine auf einer Baustelle, mehrmals pro Tag gewechselt werden, ohne dass zusätzliche Prozessschritte und Infrastrukturen notwendig sind.
Herausforderungen heute
Die grössten Herausforderungen für elektrische Sattelzugmaschinen sind derzeit Reichweite, Ladezeiten, Netzzuleitungen und Ladeinfrastruktur, Batteriegrösse (Ressourcen und Gewicht) und Lebensdauer der Batterie. Eine Verbesserung eines dieser Parameter geschieht in der Regel auf Kosten mindestens eines anderen. Aufgrund der essenziellen Notwendigkeit einer ausreichenden Reichweite für den wirtschaftlichen Betrieb bewegen sich die Lösungsansätze in die Richtung grösserer Batterien und leistungsstarker Schnellladungen. Aber sind grosse Batterien und leistungsstarke Schnellladungen die einzige Lösung, um einen elektrifizierten und gleichzeitig wirtschaftlichen Schwertransport zu erreichen oder gibt es alternative Wege, die zum Ziel führen?
Die Grösse der Batterien und vor allem die Ladeleistung nehmen immer noch stark zu. Moderne Schnellladestationen für LKWs benötigen inzwischen Pufferbatterien, um die notwendigen Leistungsspitzen zu liefern. Das hat zur Folge, dass mehr Batterien benötigt werden und dass diese durch schnelles Laden und Entladen einer hohen Batteriedegradation ausgesetzt sind.
Für einen wirtschaftlichen und elektrifizierten Betrieb wird somit ein zusätzlicher Ressourcenverschleiss in Kauf genommen. Der Einsatz von Powerbank-Aufliegern ermöglicht es, diesen Zielkonflikt zu lösen. Auflieger stehen schon heute in vielen Prozessen tagsüber in den Logistikzentren zum Beladen von Stückgut. Die Zugfahrzeuge erreichen das Logistikareal nur zum Parkieren eines leeren Aufliegers, um dann wieder einen beladenen aufzusatteln. Durch das Verlagern von Batterien können Auflieger nicht nur mit Stückgut, sondern auch mit Energie geladen werden. Dadurch ergibt sich mehr Zeit für die Batterieladung, wodurch die Ladeleistung reduziert werden kann, und dies ohne Verluste bei der Auslastung des Zugfahrzeugs in Kauf zu nehmen. Durch das Ankoppeln von zusätzlicher Reichweite durch den Aufliegerwechsel kann die Batteriekapazität auf dem Fahrzeug reduziert werden, wodurch zusätzliche Nutzlast und Nutzvolumen für den Transport von Stückgut frei werden.