Bewegung im Holztransport des Dreiländerecks

HAAS FAHRZEUGTECHNIK GMBH Der Holztransport läuft und entsprechend gibt es Aufträge für die Fahrzeugbaubranche. Wir haben den Fahrzeugbauer Haas im Badischen besucht und Holztransporteur Thierry Schluchter im Jura über die Schulter geguckt.

Holztransport Haas Fahrzeugtechnik Volvo Trucks TIR transNews
Holztransport ist ein präzises Handwerk. Auch hierbei erleichtert die passende Hardware die tägliche Arbeit. Hier kontrolliert Thierry Schluchter die Holzstammnummern seines Auftrages vor dem Beladen des von Haas Fahrzeugtechnik angepassten Volvo.

Im Grenzgebiet Schweiz-Deutschland-Frankreich gibt es Veränderungen im Holztransport und somit im Fahrzeugmarkt. Nachdem der heimische Fahrzeugbauer Andres die Fertigung eingestellt und Doll Fahrzeugbau sein Kompetenzzentrum Holz nach Mildenau im doch fernen Erzgebirge verlegt hat, sucht so mancher hiesiger Holztransporteur nach zumindest unverbindlichen Alternativen in der erweiterten Region.

Zu den dabei infrage kommenden Anbietern dürfte auch die erst vor wenigen Jahren im Raum Offenburg gegründete Haas Fahrzeugtechnik GmbH gehören. Der noch kleine Fahrzeugbaubetrieb hat seinen Sitz inzwischen von Schutterwald, südlich, nach Renchen, nördlich Offenburg, in eine grössere Halle verlegt. Das von Christian Haas gegründete Unternehmen hat sich bereits im Markt einen guten Namen gemacht und beliefert schon zahlreiche Kunden auch in der Schweiz, Frankreich und Benelux mit Lang- und Kurzholzfahrzeugen.

Rundholztransporteur Holztransport Haas Fahrzeugtechnik Volvo Trucks TIR transNews
Mehrzweckfahrzeug: Haas Fahrzeugtechnik hat kürzlich an Transports Boven Sàrl in Aigle einen gelenkten Teleskopsattel geliefert.

Das zum Jahresende noch hohe Transportaufkommen für Rundholz, darunter grosse Mengen an Schadholz durch Trockenheit und Käferbefall, hat auch dem Renchener Betrieb zusätzliche Aufträge gebracht. Bei unserem Besuch standen gerade Fahrzeuge für zwei deutsche Kunden in der Halle. Daneben waren weitere im Bau, darunter ein teleskopierbarer Sattelauflieger mit zahlreichen Sonderwünschen für die Boven Transport Sàrl in Aigle. Dieser Auflieger H20 K ist seit Februar im Einsatz. Das teleskopierbare Fahrzeug hat eine Haas-2-Kreis-Verdrängerlenkung. Es wiegt trotz robuster Bauweise mit Kran nur 11 500 kg. Transporteur Maurice Boven hat sich für die Montage des Loglift F281 S91 auf der Aufliegerfront und Lafettenabstützung entschieden. Damit kann er seine Zugmaschinen für Einsätze in diversen Kombina­tionen nutzen. Die sechs Rungenschemel Typ Ecco Steel 9 lassen sich frei verschieben. Boven Transport nutzt den neuen Sattel weniger für den Holztransport von Rundholz oder Holzelementen sondern eher für den von Stahlelementen wie für Spundwände.

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Rundholztransporteur in zweiter Generation: Thierry Schluchter bei der Kranarbeit im Jura.

Holztransport mit Thierry Schluchter im Schweizer Jura

Im Spätjahr hat Haas Fahrzeugtechnik ein weiteres Fahrzeug in die Schweiz ausgeliefert. Empfänger: Thierry Schluchter, Rundholz­transporteur in zweiter Generation im jurassischen Courgenay bei Porrentruy. Schluchter fährt seinen Langholzzug selbst, betreibt Holzhandel und auf seinem Betriebsgelände eine Tankstelle mit Waschanlage. Schluchter hatte einen Volvo FH 540 6×4 mit liftbarer Antriebsachse geordert und suchte den passenden Spezialisten für den Langholzaufbau. Allerdings hatte er Sonderwünsche. So wollte er den Kran von seinem Scania-Hauber in der eigenen Werkstatt umsetzen. Schluchter: «Mein Vater und ich hatten lange Jahre einen exklusiven Lieferanten. Doch nur der LKW-Aufbau ohne Kranmontage und meine Sonderwünsche waren dort nicht mehr möglich.»

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Multitalent: Der Selbstlenker wird mit dem Ladekran auf- respektive abgeladen.

Enttäuscht hat er sich an Stéphane Fluck vom Seilwindenhersteller HPC gewandt. HPC hat den Vertrieb der Haas-Fahrzeuge im europäischen Ausland übernommen. Schluchter: «Fluck brachte mich mit Haas in Renchen zusammen. Der ist auf meine Anforderungen eingegangen. So habe ich einen Hilfsrahmen mit langem Abstand vom Drehkranz nach vorn verlangt und das Verbindungs- und Tragseil zum Selbstlenker am Drehkranz ansetzen lassen. Dann wollte ich einen kurzen Heckaufsatz für den Selbstlenker und einen hoch angebrachten Unterfahrschutz mit ­einem langen Spritzlappen in Fahrzeugbreite.» Während Haas Fahrzeugtechnik die Aufstiege links und rechts zum Kran mit integrierten Werkzeugkästen sowie den Materialkasten über die Fahrzeugbreite hinter der Fahrerkabine angefertigt und montiert hat, fertigte Schluchter die Verkleidungen am Dieseltank und links an den Tanks für Adblue und Hydrauliköl in der eigenen Werkstatt.

Mit dem selbst montierten Loglift 251SL und den auch vom Scania übernommenen Schemeln mit Rundrungen ist der Unternehmer sehr zufrieden, besonders mit dem Leergewicht: «Vollgetankt habe ich 17 900 kg Leergewicht. Dazu tragen die leichte, aber sehr stabile Konstruktion des Haas-Hilfsrahmens und auch der starke 13-Liter-Motor viel bei. Ein FH 16 wäre deutlich schwerer gewesen.»

Mit Langholz durch die Ajoie

Thierry hat bereits eine erste Langholztour beendet, als er uns trifft. Er hat nahe Belfort Laubholz für ein Sägewerk in der hoch gelegenen, rauhen Landschaft der Ajoie entladen. Jetzt geht es einige Kilometer auf der noch recht neuen «Transjurane» durch den Jura. Dann führt die Tour entlang von Weiden zu einem Polter mit ­Buchenstämmen. Schluchter gleicht die Nummern der Stämme mit jenen auf seiner Holzliste ab, steigt auf den Sitz des Loglift 251S, greift den Selbstlenker und hebt ihn auf die Fahrbahn. Auf dem Kran wie auf dem LKW steht «Long Bois». Schluchter: «So nennt man mich hier in der Branche.» Auf Deutsch heisst das «Langholz». Mit dem ersten Stamm schiebt er den Selbstlenker in Position, dann geht es zügig Stamm für Stamm. Nach der Ladungssicherung führt die Fahrt zu einer Sägerei. «Der 540-PS-Motor zieht ausgezeichnet. Mit dem I-Shift-Getriebe mit dem extrem niedrig übersetzten ersten Gang fahre ich überall schonend an. Zugleich ist es so übersetzt, dass ich im grossen Gang in Frankreich bei 90 km/h sparsam mit nur 1200/min fahre. Mit voll beladenem Camion kann ich bei Nässe oder Schneeglätte die zweite Antriebsachse entlasten und habe so bessere Traktion.»

Weniger Sägereien – mehr Konkurrenz im Holztransport

In den letzten Jahren wurden laut Schluchter in der Umgebung einige Sägereien geschlossen: «Da wird es mit den Aufträgen schwieriger. Hinzu kommt der Wettbewerb französischer Transporteure. Die dürfen zwar mit 48 Tonnen und bei sechs Achsen mit 57 Tonnen fahren, haben aber darum viel schwerere Fahrzeuge und müssen an der Grenze einen Teil der Stämme abladen.» Und schon kommt uns ein französischer MAN-Langholzzug entgegen, der dieselbe Sägerei wie Thierry beliefert: «Man spricht miteinander», sagt der und grüsst mit der Lichthupe.

Die Sägerei hat viel Holz von Nasslagern vorrätig, fordert aber auch frisch gefällte Ware, wie Schluchter sie bringt. Er entlädt und sattelt den Selbstlenker für eine weitere Tour auf.

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Man kennt sich: Schluchter trifft unterwegs den Förster und ­Stras­senarbeiter des Kantons Jura.

Trockenheit bringt auch im Jura Probleme

Nach der Mittagspause geht es über Delémont in ein enges Juratal in Richtung Scheltenpass. Dann auf einer schmalen Forst­strasse zwischen Felswänden weiter an zwei Poltern vorbei. Das zweite besteht aus nur fünf Meter langen Stämmen. Thierry meckert: «Die hätten das ganze Holz doch an einen Platz legen können. Jetzt muss ich weiter unten wieder abladen, ein ‹Bett› aus langen Stämmen legen und dann wieder neu laden.» Nach hundert Metern wendet er und fährt bergab zum ersten Polter. Mit den kurzen Stämmen fährt er weiter zum zweiten Polter, setzt das kurze Holz ab, legt erst lange Stämme zu einem Bett und passt die kurzen ein.

Nachdem die Ladung gebunden und das Warnschild an den überstehenden Stämmen befestigt ist, geht es zurück ins Tal, wo wir an der Einmündung zur Passstrasse einen Förster und zwei «Cantonniers», Stras­senarbeiter des Kantons, treffen. Der Förster entschuldigt die ungünstige Ver­teilung der Stämme. Es sei nicht anders möglich gewesen. Danach geht es durch kleine Dörfer wieder auf die Transjurane zur Sägerei. In engen Kurven lobt Thierry die gute Abstimmung der Lenkung des Lastwagens mit der des Selbstlenkers: «Der Zug fährt sich sehr stabil und der Anhänger folgt genau in der Spur.» Dann kommt er auf die Trockenheit der letzten beiden Jahre zu sprechen. Die hat auch die Wälder im Jura und in der Ajoie getroffen; dabei besonders die steilen, felsigen Westhänge, welche die Abendsonne zusätzlich austrocknet. Die Bäume der Osthänge haben dank geringerer Sonnen­einstrahlung nicht so gelitten.

Die Entladung im Sägewerk erfolgt wieder in kurzer Zeit. Schluchter fegt die Ast- und Rindenreste vom Fahrzeug und hebt den Selbstlenker wieder auf das Zugfahrzeug. Dann gehts zurück zum eigenen Betrieb, wo er mit der Sekretärin Martine die Holztransport-Aufträge für die kommenden Tage sichtet.

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