Bruno Niederberger: Nach einem halben Jahrhundert ist Schluss
PERSÖNLICH Anfang 2019 ging der langjährige TIR-Mitarbeiter offiziell in Pension, berichtete aber weiter für uns über Bus-Themen. Nun hat Bruno Niederberger nach 50 Jahren hinter dem Steuer von Bus und LKW den Führerausweis für die Schweren abgegeben.
«Ich durfte die echte Chauffeurzeit noch miterleben», erinnert sich Bruno Niederberger, Jahrgang 1954. «Eine Kiste mit Stadtplänen und verschiedensten Telefonkarten war an Bord, denn Handys gab es ja noch nicht, und nach dem Abladen im Ausland rief man von einer Telefonzelle aus den Disponenten für weitere Anweisungen an. Manchmal blieb man dann einen Tag dort. Heute hat man zwar schöne LKW mit allem drin, aber die Dispo sieht immer, wo du bist und was du machst, man steht unter Dauerdruck und im Stau – es ist nicht mehr der Traumjob von früher, da helfen auch 500 PS nicht.»
Saurer-Erinnerungen von Bruno Niederberger
In der Zentralschweiz geboren, lebt Bruno ab seiner Lehrzeit rund um Winterthur. Ab 1972 fährt er für die Migros zunächst einen Opel Blitz, ab 1973 (und ab erstem Tag nach bestandener LKW-Führerprüfung) einen luftgekühlten Magirus Deutz Rundhauber mit Lenkradschaltung und Anhänger. «Wenn ich in Frauenfeld abgefahren war, konnte meine Frau in Winterthur schon anfangen zu kochen, so laut war er», erzählt Bruno in seiner typisch trockenen Art. Nach Militärdienst und diversen Fahrerjobs führt er mit einem Saurer 5 DM hauptsächlich Fensterscheiben nach Rotterdam. «Noch ohne Luftfederung musste ich immer sehr vorsichtig sein, damit am Zielort nicht nur Glasscherben ankamen.» Er erinnert sich auch an Fahrer anderer Speditionen mit der gleichen Tour, die bereits einen modernen Volvo F88 fuhren und damit nicht nur deutlich schneller waren, sondern auch nicht wie er im Saurer hinter dem Sitz im Schlafsack auf einem Brett übernachten mussten.
Vom Fahrer zum Verkäufer
1978 folgte mit der Carprüfung auch ein Jobwechsel. «Mit einem knapp acht Meter Setra S80 mit 30 Plätzen fuhr ich über Stilfserjoch und Splügenpass, das war eine richtige Berggeiss.» Nach Familiengründung und Handelsschule verschlägt es ihn 1982 zum ersten Mal zu einer Transportzeitschrift: Er wird Inserateverkäufer für die Inufa Transportrundschau. 1987 kauft sich Bruno einen Car und macht sich selbstständig, kehrt aber 1991 wieder ins Verlagsgeschäft zurück und landet schliesslich 2008 bei der TIR transNews.
«Ich habe immer offen kommuniziert, dass ich nebenbei auch Car fahre. Als Aushilfschauffeur fährt man nicht täglich und kann auch mal Nein sagen.» Der letzte Einsatz für TIR transNews erfolgte letzten Herbst für «30 Jahre Volvo FH». «Ich absolvierte bewusst keine CZV-Kurse mehr. Ich war 50 Jahre auf der Strasse, nie ist etwas passiert, aber ab 70 wird es langsam heikel. Und wenn dann etwas schiefläuft, verliert man alles – und liefert womöglich der Boulevardpresse noch Schlagzeilen. Das brauche ich nicht. Wenn es schön ist, gehe ich heute lieber wandern oder hocke auf den Töff.»