DAF-Lastwagen im Wandel der Zeit

GESCHICHTE Zu Beginn eine Konstruktionswerkstatt, baute man bei DAF ab 1932 Anhänger und entwickelte schliesslich 1949 den ersten zivilen Lastwagen der Marke. Im Rahmen ­einer speziellen Veranstaltung ­haben wir die LKW-Geschichte von DAF «unter die Räder genommen».

90 Jahre DAF TIR transNews
DAF-Geschichte in der Morgensonne. Von links: YBZ3300 (Baujahr 1992), FTG3600 (1987), FA2000 (1976), FA2600 (1970), T2400 (1968), A1902 (1968), A1600 (1967) und Torpedo (1961).

Mit der prestigeträchtigen Auszeichnung «Truck of the Year 2018» ist DAF für seine konsequente Entwicklungsarbeit und Innovationskraft auf den aktuellen Modellen CF und XF vor einem Jahr geehrt worden. Doch Innovation gehört zum Kerngeschäft der Niederländer, von Anfang an. 1932, vier Jahre nach dem Firmenstart als Konstruktionswerkstätte, waren die Gebrüder Hub und Wim van Doorne in den Anhängerbau eingestiegen und hatten mittels des damals noch neuartigen elektrischen Schweissens die Anhänger besonders robust und leicht gebaut. Erneut vier Jahre später erfanden die Van-Doorne-Brüder einen Container-Anhänger, der für das rasche Be- und Entladen eines Containers aus einem Zugwaggon konzipiert war.

Anfänge Während des Zweiten Weltkrieges baute DAF, wie viele andere Konstruktionsfirmen, Militärfahrzeuge, wobei in Eindhoven Zugfahrzeuge für Artillerie-Lafetten hergestellt wurden. Der grosse Transportbedarf nach dem Krieg bewog die Niederländer dann 1949 zu ihrem ersten Last­wagen-Chassis. Wie zu jener Zeit oftmals üblich, wurden zu Beginn Kabine und Aufbau von einem externen Carrossier nach den Wünschen des Kunden aufgebaut. Diese Fahr­gestelle und die ab 1950 selber gebauten Lastwagen tragen als Erkennungszeichen sieben markante Kühlerquerstreben.

Einer der ältesten noch strassentauglichen Lastwagen der Anfangszeit ist ein A1300P, der 1955 für die Gemeinde Veld­hoven, nahe Eindhoven, gebaut wurde und sich seit 1982 in privater Hand befindet. Er ist mit einem Perkins P6 bestückt, einem Sechszylinder-Diesel mit 4,73 l Hubraum, 83 PS und 278 Nm bei 1600 U/min. Das Getriebe ist ein synchronisierter Viergänger; leer wiegt dieser schön gepflegte A1300P 4050 kg und bietet eine Zuladung von 5555 kg.

Frontlenker-Kabinen gehörten von Beginn weg zu den Markenzeichen. Bis in die 1960er-Jahre waren die «Häuser» rundlich, wie beim A1600DD (grosses Bild), der von DAF als einer der wichtigsten Lastwagen der Epoche bezeichnet wird. DD steht für den eigenen Sechszylinder-Diesel DD575, der aus 5,75 l Hubraum 112 PS und 363 Nm bei 1400 U/min liefert und mit einem 5-Gang-Getriebe von ZF bestückt ist. Später wurde auf diesem Motor auch eine Turboversion entwickelt, die das Kürzel DS575 erhielt. Der 1967 gebaute Wagen war ursprünglich ein Kipper, erhielt bei seiner Restauration zwischen 2005 und 2008 eine feste Brücke. Leer wiegt der A1600DD 5260 kg und hat eine Nutzlast von 7580 kg. Der Anhänger dieses Klassikers hat den Jahrgang 1952 und stammt ebenfalls von DAF, wobei der «F5» mit bis zu 2750 kg beladen werden kann.

Fernfahrer Für die immer internationaler agierende Trans­portbranche bekamen Langstreckenlastwagen eine zunehmende Bedeutung. 1957 brachte DAF sein erstes diesbezügliches Modell auf den Markt, das die Bezeichnung T2400DK trug. Der T2400 wurde später parallel zu jenem Modell gebaut, das unter dem Kurznamen DAF 2600 als revolutionäres Fernfahrerhaus mit Schlafgelegenheit hohe Popularität genoss, ähnlich dem nicht minder berühmten Berliet «Le Cen­taure». Wegen der ge­änderten Ruhezeiten in den 1950er-Jahren wuchs der Bedarf an solchen Schlafkabinen, mit denen der 2600er ab Produktionsstart 1962 erhältlich war. Gute Verkehrsübersicht, heller Innenraum, viel Platz für bis zu zwei Betten und später auch als Kippkabine – der DAF 2600 verkörper­­te schon damals alle noch heute wichtigen ­Attribute eines guten Langstrecken-Lastwagens.

Der komplett restaurierte 1970 gebaute FA2600DKA war vom Vater des heutigen Besitzers über eine Million Kilometer weit gefahren worden. Der Motor, ein DKA1160, ist ein Sechszylinder-Turbodiesel mit 11,6 l Hubraum, 237 PS und 825 Nm bei 1300 U/min, der mit einem ZF-12-Gang-Getriebe kombiniert ist. Mit leer 7540 kg ist dieser DAF 2600 für ein Gesamtzuggewicht von 40 Tonnen zugelassen. Der dreiachsige Anhänger hat Baujahr 1973 und ist ebenfalls ein DAF-Produkt. Den Anhängerbau hat DAF übrigens sechs Jahre später (1979) eingestellt.

Spezialgebiete Für die damals eher traditionell orientierten Kunden entwickelte DAF in der zweiten Hälfte der 50er-Jahre neben den Frontlenkern auch Haubenfahrzeuge. Der «Torpedo» wurde 1957 lanciert, wobei der Truck auf unserer Veranstaltung 1961 hergestellt worden war und mit einem DA475-Motor bestückt ist. Dieser DAF-eigene Motor leistet mit 4,75 l Hubraum 95 PS und hat 295 Nm bei 1400 U/min. Der Torpedo A13DA wurde ursprünglich für die Gemeinde Schiedam gebaut und für den Transport von Sand benutzt. 1987 wurde er komplett restauriert und auch mit einem neuen Aufbau versehen.

Fürs niederländische Militär hat der Hersteller über die Jahre diverse Fahrzeuge entwickelt und hergestellt. Eines davon ist der YA328 (6×6), der auch den Übernamen «Dikke DAF» trägt. Zwischen 1952 und 1958 wurden knapp 4500 Stück an die Armee geliefert, wobei der Wagen dank H-Antrieb und der speziellen Reserveräder eine besonders gute Geländegängigkeit aufweist. Die Reserveräder haben die Aufgabe, das Aufsetzen von Antriebsstrang und Unterboden im schweren Gelände zu verhindern. Angetrieben wird der YA328 von ­einem Benzinmotor von Hercules. Der JXLD ist ein Sechs­zylinder mit 5,5 l Hubraum, 131 PS und 375 Nm. Dazu kommen 5-Gang-­Klauengetriebe von ZF und Reduktionsgetriebe.

Für Bushersteller hat DAF über die Jahre auch Chassis oder Motoren geliefert. Zwei Exemplare wurden als Shuttle für die Veranstaltung benutzt – der eine ein Gelenkbus von Den Oudsten und der andere von Jonckheere (heute VDL) aus Belgien.

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