Hupac Gruppe mit Rekordumsatz und neuer Strategie

KOMBINIERTER VERKEHR Der alpenquerende Verkehr durch die Schweiz wuchs im 2021 auf der Schiene um 11,0 Prozent auf 597'500 Strassensendungen, was vor allem auf die erfolgreiche Nutzung des 4-Meter-Korridors via Gotthard zurückzuführen ist.

Hupac Gruppe Rekordgewinn 2021 TIR transNews
Von links: Hans-Jörg Bertschi, Präsident des Verwaltungsrats der Hupac AG, Benedetta Masciari, seit 1. April 2022 neue CFO der Hupac Gruppe und Michail Stahlhut, CEO der Hupac Gruppe. (Foto: H. Petro)

Die Schweizer Verlagerungspolitik und der europäische Green Deal schaffen starke Nachfrageimpulse für den Kombinierten Verkehr Strasse/Schiene, ebenso die zunehmenden Engpässe auf der Strasse. Infrastrukturseitig entsteht nach und nach die erforderliche Kapazität durch den Ausbau der Güterverkehrskorridore. Der Korridor Rhein-Alpen ist dank der NEAT im Schweizer Teilstück seit 2020 sehr gut aufgestellt. Durch Baumassnahmen auf den Zulaufstrecken im Norden und im Süden der Schweiz werden die Kapazität und Leistungsfähigkeit dieser europäischen Hauptverkehrsachse in den kommenden Jahren deutlich erhöht.

«Der Kombinierte Verkehr ist ein Wachstumsmarkt, dessen Entwicklung neben der Nachfrage auch stark durch die verfügbaren Kapazitäten und die Qualität der angebotenen Dienstleistungen beeinflusst wird», erläutert Hans-Jörg Bertschi, Präsident des Verwaltungsrats der Hupac AG, anlässlich der Bilanzmedienkonferenz vom 4. Mai 2022.

156 Züge pro Tag
Im vergangenen Jahr beförderte die Hupac Gruppe 1’123’600 Strassensendungen im Kombinierten Verkehr Strasse/Schiene und im maritimen Hinterlandverkehr. Heruntergebrochen sind das 156 Züge pro Tag. Gegenüber dem Vorjahr konnten damit rund 100’000 LKW zusätzlich verlagert werden, was einer Steigerung von 10,7 Prozent entspricht. Damit hat Hupac das vorpandemische Verkehrsvolumen 2019 nicht nur wieder erreicht, sondern sogar um knapp 10 Prozent übertroffen.

Der alpenquerende Verkehr durch die Schweiz wuchs um 11,0 Prozent auf 597’500 Strassensendungen, was vor allem auf die erfolgreiche Nutzung des 4-Meter-Korridors via Gotthard zurückzuführen ist. Weitere Entwicklungen:

  • Transalpiner Verkehr durch Österreich via Tauern +7,8 Prozent gegenüber Vorjahr
  • Verkehr via Frankreich +26,3 Prozent
  • Nicht-transalpiner Verkehr +10,4 Prozent (479’200 Strassensendungen). Dazu haben die Segmente Südost- (über Balkan bis Türkei) und Südwesteuropa (bis nach Spanien) massgeblich beigetragen. Bei diesen beiden Segmenten liegt der Schienen-Marktanteil jeweils unter 10 Prozent – das Potenzial ist also sehr gross.

Neu unterteilt Hupac sein Geschäft in drei Business Units:

  • Shuttle Net mit einem Verkehrsvolumen von 811’100 Strassensendungen (+8,5 Prozent): Hier organisiert Hupac die kompletten Züge von Terminal zu Terminal und verkauft Stellplätze an Speditionen – das unternehmerische Risiko liegt bei Hupac.
  • Company Shuttle: 127’300 Strassensendungen, +25,4 Prozent. Hier organisiert Hupac komplette Züge für einzelne Kunden – das unternehmerische Risiko liegt hier beim Kunden. Dieser Geschäftsbereich birgt zwar viel Potenzial, da viele Grossunternehmen ihren CO2-Fussbadruck verkleinern möchten, die Kundenloylität sei aber auch sehr empfindlich gegenüber äusseren Einflüssen wie unverschuldete Betriebsunterbrüche.
  • Im maritimen Containerverkehr holte das Tochterunternehmen ERS Railways die pandemiebedingten Verkehrsverluste des Vorjahres auf und generierte trotz der nach wie vor bestehenden Volatilität ein zufriedenstellendes Mengenwachstum auf 335’134 TEU, was 185’100 Strassensendungen (+11,8 Prozent) entspricht.

Erfreuliches Geschäftsergebnis
Der Umsatz der Hupac Gruppe stieg 2021 um über 14 Prozent auf einen neuen Rekordwert von CHF 682 Mio. Mit einem Jahresgewinn von CHF 12,4 Mio. konnte Hupac – nach dem Verlust im Corona-Jahr 2020 von -2,5 Mio. – ein erfreuliches Geschäftsergebnis verbuchen. Die Investitionen in Sachanlagen fielen mit CHF 24 Mio. relativ bescheiden aus (-40 Prozent). Der Grund dafür ist die Verschiebung von Investitionsvorhaben wegen der Corona-Ungewissheit. Dafür werden im 2022 voraussichtlich CHF 80 Mio. investiert und so die Versäumnisse aufgeholt.

Hupac 2021 TIR transNews
Hupac will mit der Strategie 2026 „für Resilienz und Wachstum“ die Kapazität für das künftige Wachstum sichern.

Für die Strategieperiode 2022-2026 setzt sich das Unternehmen eine jährliche Volumensteigerung von 7 Prozent zum Ziel. Bei einem prognostizierten Wirtschaftswachstum von 2 Prozent bedeutet das eine Netto-Verlagerung des LKW-Verkehrs von der Strasse auf die Schiene. Per 2026 will Hupac ein Verkehrsvolumen von 1,6 Mio. Strassensendungen jährlich erreichen, was einem Zuwachs von 40 Prozent gegenüber 2021 entspricht. Zur Zielerreichung hat der Verwaltungsrat ein Investitionsprogramm von CHF 300 Mio. bewilligt.

Vorrangiges Ziel ist die Stabilisierung der Qualität auf den verschiedenen Leitungswegen, insbesondere auf den von intensiver Bautätigkeit geprägten transalpinen Strecken. Zentrales Element der Strategie 2026 sind daher die Massnahmen zur Stärkung der Resilienz. Darüber hinaus setzt sich Hupac verkehrspolitisch für eine stärkere Berücksichtigung der Anforderungen des Schienengüterverkehrs ein. „Personen- und Güterverkehr müssen gleichwertig behandelt werden – beim Netzausbau, bei der Fahrplangestaltung und im Tagesbetrieb“, fordert Stahlhut. Heute werden Personenzüge prioritär behandelt.

Im Vordergrund der Strategie 2026 stehen die Stärkung des Kerngeschäfts auf der Nord-Süd-Achse sowie die Ausweitung des Netzwerks auf Achsen mit grossem Wachstumspotenzial wie Südost-, Südwest- und Nordost-Europa. Im Maritimsektor strebt Hupac die Anbindung des Netzwerks an die italienischen Häfen und die Verknüpfung mit dem Netzwerk der ERS Railways ab den Häfen Hamburg, Bremerhaven und Rotterdam an. Zentraler Faktor für das angestrebte Verkehrswachstum sind Terminalinvestitionen.

Investitionen in die digitale Transformation
Sehr wichtig sind auch die Investitionen in die digitale Transformation der intermodalen Transportkette. Die Kunden erwarten heute, dass die Milestones und ETA-Daten ihrer Aufträge über die gesamte intermodale Kette lückenlos, fehlerfrei und „real time“ digital zur Verfügung gestellt werden. Das setzt eine Standardisierung der Datenformate im KV-Markt Europa voraus, zu der Hupac als marktführendes Unternehmen beitragen will.

Die Wagenflotte, die Ende 2021 aus rund 8100 Wagenmodulen bestand, soll bis 2026 um weitere 1000 eigene Einheiten sowie um zusätzliche angemietete Wagen (Anteil: 18 Prozent) aufgestockt werden.

Die langfristigen Entwicklungschancen des Kombinierten Verkehrs hängen wesentlich von den heutigen verkehrspolitischen Weichenstellungen ab. Hupac ist es mit Branchenverbänden gelungen, die Schweizer Politik für mehr Qualität und Kapazität zu gewinnen. So hat das Parlament in der Frühlingssession dem Bundesrat den Auftrag erteilt, mit Frankreich Verhandlungen aufzunehmen, um die linksrheinische Bahnachse Wörth-Strasbourg zu elektrifizieren und auf die Korridorparameter zu ertüchtigen. Der Ausbau soll mit finanzieller Unterstützung der Schweiz erfolgen. Damit könnte das aktuell grösste Nadelöhr auf dem TEN-T Korridor Rotterdam-Genua in nicht allzu ferner Zukunft beseitigt werden.

Weitere Forderungen, nicht-kranbare Sattelauflieger in Zukunft in der Schweiz zu verbieten sowie in spezifischen Verkehrsrelationen Anschubfinanzierungen zu ermöglichen, wurden ebenfalls erfolgreich vom Schweizer Parlament überwiesen.

Auch auf internationaler Ebene setzt sich Hupac für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen ein. Von zentraler Bedeutung ist ein effektives Korridormanagement, bei dem die verschiedenen Stakeholder das nationale Denken noch konsequenter überwinden und eine Korridorperspektive mit Fokus auf die Anforderungen des Güterverkehrs einnehmen.

Ehrgeizige Ziele
Für die kommenden Jahre rechnet Hupac mit einem weiteren signifikanten Wachstum des Kombinierten Verkehrs. Denn neben der aktiven Verlagerungspolitik der Schweiz setzt nun auch der Europäische Green Deal ehrgeizige Ziele. Bis 2050 sollen die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor um 90 Prozent sinken, und der Marktanteil des Schienengüterverkehrs soll bis 2030 von heute 15 auf 30 Prozent verdoppelt werden. In der Schweiz liegt der Schienen-Marktanteil im alpenquerenden Güterverkehr bei 75 Prozent. Rechnet man die Schweizer Binnentransporte mit ein, sind es wohl um die 85 Prozent. Hans-Jörg Bertschi. «Im Vergleich zum reinen Strassentransport hat Hupac der Umwelt im Jahr 2021 etwa 1,5 Mio. Tonnen CO2 erspart und den Energieverbrauch um 17 Milliarden Megajoule gesenkt – und dazu die Strassen um den Transport von 21 Millionen Tonnen Gütern entlastet. Wir leisten unseren Beitrag durch einen zuverlässigen Service und die effiziente, umweltschonende Bewirtschaftung des Netzwerks.» Die Zertifizierung der Umweltleistung ist für die Kunden der Hupac Intermodal online abrufbar.

Die wirtschaftliche Abschwächung, verursacht etwa durch die zunehmenden Störungen in den weltweiten Lieferketten, macht sich auch bei Hupac bemerkbar. Im ersten Quartal des laufenden Jahres verzeichnete die Hupac Gruppe ein Verkehrswachstum von etwa 4 Prozent. Im April lag das Verkehrsvolumen unter dem Vorjahresniveau. Grund dafür waren die dreiwöchigen Bauarbeiten auf der Rheintalstrecke, die zu einer Halbierung der Transportkapazität führten.

«Der Krieg in der Ukraine, erneute Disruption der globalen Lieferketten infolge der aktuellen Corona-Situation in China und die anstehenden Zinserhöhungen wegen der hohen Inflation machen 2022 zu einem herausfordernden Jahr. Vorhersagen sind bei dieser Ausgangslage schwierig», meint Bertschi. Zum Jahresende erwartet Hupac ein Verkehrswachstum im einstelligen Prozentbereich und ein positives Geschäftsergebnis.

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