Spezialitäten der IAA Nutzfahrzeuge 2018

TRUCKS AUS ALLER WELT Alle Neuheiten einer IAA Nutzfahrzeuge vermitteln zu wollen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wir pickten hier Spezielles aus allen Bereichen heraus.

BMC IAA Nutzfahrzeuge 2018 TIR transNews
Nach Ford Otosan hat auch die türkische Konkurrenz BMC an der IAA Nutzfahrzeuge 2018 ihre neue Lastwagenfamilie Tuğra vorgestellt.

Türkische Hersteller legten in Hannover einen starken Auftritt aufs Ausstellungsparkett. Nachdem Ford Otosan die neue Sattelzugmaschine F-Max enthüllt hatte, wurde die 50-prozentige Ford-Tochter für ihre Neuheiten auch mit dem in der Branche wichtigen Titel «Truck of the Year» ausgezeichnet. Daneben zeigten sich zwei weitere türkische Hersteller von der innovativen Seite, waren dabei allerdings etwas weniger auffällig unterwegs als Ford.

BMC UND ISUZU
Zum einen präsentierte BMC mit dem Tuğra eine komplett neue Lastwagenreihe, welche den in die Jahre gekommenen Professional ersetzt. Die in den 60er-Jahren ursprünglich aus einer Zusammenarbeit mit British Motor Company (wurde später British Leyland) entstandene Firma ist seit 1989 komplett unabhängig und baut neben Lastwagen vor allem auch Busse und taktische Militär- und Polizeifahrzeuge. In der Türkei sind BMC und Ford Otosan direkte Konkurrenten. Bei BMC liegt übrigens auch ein Regierungsbegehren vor, bis ins Jahr 2021/2022 einen eigenen Personenwagen für die Türkei zu entwickeln.

Die neue Lastwagenreihe Tuğra, im betriebseigenen R&D-Zentrum entwickelt, soll dank abgespecktem Chassis und modernster Motor-Getriebe-Integration eine beachtliche Treibstoffeffizienz aufweisen. Neuste Kommunikationstechnologien und Assistenzsysteme sorgen dafür, dass die neuen BMC als State-of-the-Art bezeichnet werden können und in der Topausführung auch europatauglich sind, wobei noch nicht bekannt ist, ob BMC den Verkauf in unseren Breitengraden überhaupt anstrebt. Die neue Lastwagenreihe wurde für die Abwicklung aller relevanten Trans­port­aufgaben ausgelegt, dient je nach Ausführung als Langstreckenzugmaschine, als schwerer Verteilerlastwagen oder als effizienter und zuverlässiger Baustellentruck. Je nach Version baut BMC Motoren von Cummins und FPT ein, nutzt manuelle und automatisierte Getriebe von ZF und Achsen von Meritor.

Anadolu Isuzu, der türkische Hersteller von Isuzu-Bus­sen, stiess etwas überraschend ins Geschäft mit elektrischen Lastwagen vor. Allerdings waren zum zwischen den Bussen gut versteckten NPR 10EV keinerlei Angaben erhältlich.

RUSSLAND UND …
Der russische Hersteller GAZ war mit verschiedenen Premieren über die ganze Palette präsent, wobei vom schweren, geländegängigen LKW Ural Next erstmals eine «softere» Version präsentiert wurde, die mit der Antriebskonfiguration 6×4 für befestigte Strassen und für gut ausgebaute Zufahrtsstrassen die nötige Dynamik und Schleppleistung bringt. Wie die Allradversionen 4×4 und 6×6 ist der Ural Next 6×4 an den angetriebenen Achsen mit Sperrdifferenzialen bestückt, damit der seit 2015 gebaute Nachfolger des legendären Ural auch in der Strassenvariante nicht sofort an schwierigeren Verhältnissen scheitert.

Erneut zeigt GAZ den mittelschweren Sadko Next, der seit mehreren Jahren angekündigt wird, aber bislang noch auf eine Serienfertigung wartet. Nun soll der geländegängige LKW als Rechts- und als Linkslenker in Serie gehen, wobei er ein dem Ural Next nahes Design aufweist und mit einem zuschaltbaren Allradantrieb versehen sein wird.

… DIE WELT
Daimler wie die zu Traton umbenannte Volkswagen Truck & Bus AG sind in unseren Breitengraden eigentlich nur für ihre hiesigen Produkte bekannt, daher nutzen beide die IAA, um ihr weltweites Geschäft dem Heimpublikum vertrauter zu machen. Bei Daimler kommen die Produkte aus Indien, China, Japan und den USA. Die Marke Aumann ist ein Joint-Venture mit der chinesischen Marke Foton und sie hatte mit dem Ende 2016 vorgestellten Aumann EST gleich auch den Titel Chinese Truck of the Year 2017 gewonnen. BharatBenz ist eine eigens für Indien entwickelte Marke, die seit 2012 LKW baut. Heute werden die Produkte von BharatBenz unter den Marken Fuso, Mercedes und Freightliner auch in über 40 Ländern mit ähnlichen Anforderungen wie Indien verkauft. Freightliner wiederum gehört seit 1981 zu Daimler. In der Gewichtsklasse über 15 Tonnen ist Freightliner die meistverkaufte LKW-Marke Nordamerikas. In Hannover stand ein fünfachsiger 114 SD, der als ein Spezialfahrzeug für Grossbaustellen aufgebaut war, mit wuchtiger Betonpumpe hinter der Day-Cab-Kabine. Vier massive Stützen halten den 14 Meter langen US-Truck bei seiner Arbeit vor Ort waagrecht.

Bei Traton liegt einer der Geschäftsschwerpunkte auf Südamerika, wo man mit Volkswagen Caminhões e Ônibus aus Brasilien heraus den Kontinent mit leichten und schweren LKW sowie mit Bus-Chassis bedient. Für andere Märkte ist man mit Partnerschaften unterwegs, wie beispielsweise für China. Über MAN ist Traton seit 2009 mit Sinotruk strategisch verbunden. Heute ist die 1960 gegründete Firma der grösste Exporteur von schweren Nutzfahrzeugen aus China, und mit der Partnerschaft eröffnet Sinotruk für Traton den Zugang und das Potenzial des asiatischen Marktes. Auf der IAA Nutzfahrzeuge öffnete Traton die Tore für Sinotruk und stellte mit dem Howo T7 einen schweren Überland-LKW aus.

VERNETZTE ZUKUNFT
Der Strauss an Innovationen der Zulieferer zeigte sich in Hannover von einer sehr bunten Seite. Der italienische Bremsenspezialist Brembo beispielsweise arbeitet am Brake-by-Wire-Bremssystem, bei dem die Kontrolleinheiten die Bremsbacken direkt ansteuern werden und das System mit einer Reaktionszeit von 150 ms ausgesprochen flink agiert. Um den nötigen Bremsdruck für schwere Fahrzeuge aufbauen zu können, bedarf es einer elektro-hydraulischen Lösung; die ebenfalls entwickelte elektro-mechanische Lösung wäre momentan gemäss
Brembo lediglich bis 4,5 Tonnen betriebssicher.

Unter dem Begriff neXcellence fasst der Kranspezialist Palfinger sein Digitalisierungsprogramm zusammen. Zum einen nutzt die bei Salzburg beheimatete Firma Virtual Re­ality, um die Bedienungsschulung von Kran- und Lifting-Instrumenten zu beschleunigen und zugleich die Unfallgefahr dieser oft sehr sensiblen Geräte zu minimieren. Zum anderen hilft Augmented Reality dem Serviceangestellten, indem es über den kleinen Brillenmonitor «Smart Exe» das Auf­finden von Lösungen direkt beim Kunden vereinfacht.

Continental, längst nicht mehr «nur» Reifenhersteller, entwickelt als Systemanbieter neben vielen Lösungen auch einen Abbiegeassistenten, der Lastwagen- und Busfahrer vor Velofahrern oder Fussgängern im toten Winkel rechts warnt. Bereits jetzt ist der radargestützte Abbiegeassistent serienreif, und ab 2019 wird er durch die Kombination mit einer Kamera noch zuverlässiger. Im Reifensektor bringt Continental einen verbesserten Reifendrucksensor respektive einen neuen Algorithmus, der Druckverluste deutlich früher erkennt als herkömmliche Systeme.

ZEITNAH UND WEITER ENTFERNT
Der Kühlfahrzeugspezialist Kiesling hat gleich zwei praktische Innovationen zu bieten. Easy-Safe ist eine flexible Ladungssicherung,
die dank drehbarem und einstellbarem Zusatzelement auf einfachste Weise auch bei unterschiedlichster Beladung stets eine formschlüssige Sicherung gewährleistet. Zudem macht die «Fully Integrated Panel»-Wand Schluss mit vorstehenden Ankerschienen und schafft zugleich die
stets willkommenen paar Zentimeter mehr Innenbreite.

Volvo Trucks zeigte mit «Vera» einen möglichen Weg der Transportzukunft. Vera ist ein autonom (fahrerlos) fahrender Elektrotruck, der mit herkömmlichen Transportanhängern kombiniert werden kann. Dabei nimmt Vera vor allem sich wiederholende, aber hohe Präzision erfordernde Trans­portaufgaben ins Visier, wie beispielsweise die Umschlaglogistik in Containerhäfen.

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