«Twint digitalisiert das gesamte Portemonnaie»

Mobile payment Im Frühling 2016 fusionierte die Twint AG mit Paymit, um einen Schweizer Standard im Mobile Payment zu forcieren. Twint-CEO Thierry Kneissler spricht im Interview mit MK über die Zukunftspläne des Bezahldienstes und erklärt die Mehrwerte für Werbetreibende und Kunden.

Twint und Paymit haben im Frühjahr beschlossen, gemeinsame Sache zu machen. Wann wird der neue gemeinsame Bezahldienst lanciert?

Die gemeinsame Lösung wird 2017 schrittweise lanciert. Wir arbeiten aktuell mit Hochdruck an der Migration der Systeme. Die meisten Schweizer Banken werden die neue Lösung unterstützen, darunter PostFinance, UBS, Raiffeisen, Credit Suisse, Zürcher und Waadtländer Kantonalbank. Neu können Banken eigene Twint-Apps herausgeben, und Kunden können die App direkt mit ihrem Bankkonto verbinden oder eine Kreditkarte hinterlegen.

Neben der Bezahlfunktion bietet Twint Händlern die Möglichkeit, zum Beispiel via Coupons Werbung zu machen.

Genau. Es geht aber nicht um Werbefläche, sondern – sofern sie solche Angebote wünschen – um konkrete Vorteile für die Kunden. Deswegen nennen wir diese Möglichkeiten «Mehrwerte». Die Mehrwerte sind aus unserer Sicht absolut zentral. Denn diese sind der Schlüssel, dass viele Schweizerinnen und Schweizer in Zukunft Twint nutzen werden.

Was für Angebote gibt es bei Twint genau?

Nebst digitalen Coupons bietet Twint digitale Stempelkarten sowie die Hinterlegung von Kundenkarten an. Einmal hinterlegt oder aktiviert, wird die Kundenkarte im Zahlungsprozess automatisch eingebunden. Das bekannteste Beispiel ist Supercard von Coop. Twint ist also viel mehr als eine neue Zahlungslösung und digitalisiert das ganze Portemonnaie.

Was sind die Vorteile von Mobile-Werbung via Coupons?

Coupons sind ein klassisches Marketinginstrument, um den Umsatz zu steigern. Mit Twint kann der Händler gezielt Kundengruppen ansprechen und dadurch den Streuverlust minimieren. Und das auf dem Smartphone, das ­viele selbst beim Schlafen nicht mehr als einen Meter von sich weglegen.

Coupons bei Twint sind auch für den Kunden sehr praktisch: Er kann die Coupons, die ihn interessieren, aktivieren und sie werden beim Bezahlen mit Twint automatisch eingelöst. Vorbei die Zeiten, wo man sich an der Kasse erinnert, dass daheim eigentlich noch irgendwo ein Coupon bereitliegen würde …

Dazu braucht Twint aber die persönlichen Daten der User.

Die Kunden haben die Wahl. Sprich: Sie stimmen bewusst zu, dass ihre Daten für diesen Zweck verwendet werden dürfen. Sie können die Einstellung jederzeit ändern, also die Datennutzung deaktivieren. Die Bezahlfunktion von Twint kann man selbstverständlich auch ohne eine solche Zustimmung nutzen.

Unabhängig davon geben wir persönliche Daten nicht an die Händler weiter. Die Daten bleiben bei Twint und sind in der Schweiz gespeichert. Einzige Ausnahme ist die Übermittlung der Kundenkartennummer, wenn ein Kunde diese in der Twint App hinterlegt hat. Dies ist analog der physischen Welt: Lege ich die Kundenkarte an der Kasse vor, ist die Information dem Händler bekannt.

Auch Stempelkarten können eingesetzt werden. Was ist die Idee dahinter?

Stempelkarten dienen der Kundenbindung und viele Händler bieten solche heute in physischer Form an. Oft gehen diese Karten vergessen oder sie verlangsamen den Zahlprozess an der Kasse. Hat der Kunde bei Twint die Stempelkarte aktiviert, so erhält er bei jeder Zahlung automatisch einen digitalen Stempel. Ist die Stempelkarte voll, bekommt der Kunde in der TwintApp einen Coupon mit dem entsprechenden Angebot. Kunde wie Händler profitieren von viel mehr Convenience.

Können Sie uns bereits ein Beispiel einer erfolgreichen Kampagne via Twint nennen?

Digitec haben das Couponing genutzt, als sie bei Twint eingestiegen sind. Bei der Kampagne wurden 650 Coupons ausgespielt, davon wurden zirka 500 aktiviert und 60 eingelöst. Die Kampagne hat also eine Conver­sion Rate von aktivierten zu eingelösten Coupons von über zehn Prozent erreicht.

Ist es auch möglich, Twint in den firmeneigenen Onlineshop zu integrieren?

Ja, Twint ist eine kanalübergreifende Zahlungslösung: Man kann an der Ladenkasse, an Automaten und im E-Commerce bezahlen oder Freunden Geld senden. Beim Bezahlvorgang in einem Onlineshop erscheint ein QR-Code, den man in der Twint App scannt und dann die Zahlung bestätigt. Man muss also keine Kreditkartendaten mehr eingeben beim Bezahlprozess. Bei der neuen Lösung wird es ausserdem möglich sein, Twint direkt an das Bankkonto anzuschliessen. Eine schnellere und bequemere Art als Twint, um im E-Commerce einzukaufen, gibt es nicht.

Welche Erweiterungen sind in Zukunft für Twint geplant?

Basierend auf dem heutigen System können wir mit ­geringem Entwicklungsaufwand einiges bieten: Wir wollen beispielsweise das Bargeld in jedem Bauernhofladen ersetzen oder Händlern helfen, kanalübergreifende Promotionen zu realisieren. Wir möchten auch den Check-out-Prozess im Onlineshopping noch bequemer machen oder ermöglichen, dass Rechnungen via Twint bezahlt werden können. n

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