Viel Technologie an der Weltleitmesse der Transportbranche
IAA TRANSPORTATION 2024 Auch bei Zulieferern und aussereuropäischen Herstellern gab es verschiedene Neuheiten zu entdecken. Wer sich besonders für Technologie interessiert, kam an diesen Ständen nicht vorbei. Augenfällig war die starke Präsenz chinesischer Hersteller.
Die Veranstalter der zweijährlich stattfindenden Nutzfahrzeug-Weltleitmesse in Hannover waren mit der Ausgabe 2024 sehr zufrieden. Rund 1700 Aussteller, (über 20 Prozent mehr als im 2022) und über zehn Prozent mehr Besucher (total 145 000) sind die Eckdaten der Messe. Neben den bekannten OEM aus Europa war eine beeindruckende Anzahl an chinesischen Herstellern anzutreffen, bereits bekannte Namen wie BYD oder Jac Motors, aber auch weniger bekannte Marken wie SuperPanther, Sitrak, Sinotruk oder Shacmoto gaben sich ein Stelldichein.
Mit der voranschreitenden Verkehrswende versuchen die Chinesen meist gar nicht erst, in die europäische Kernkompetenz der Verbrennungsmotoren einzudringen, sondern mit ihren technisch teils weit fortgeschrittenen alternativen Antrieben zu überzeugen. So dominierten die Brennstoffzelle und batterieelektrische Antriebe die Stände aus China.
Neben den herkömmlichen Lösungsansätzen warfen die Digitalisierung und die Software-basierten Fahrzeugentwürfe ein neues Licht auf die Zukunft der Nutzfahrzeugbranche. In allen Segmenten waren Beispiele anzutreffen, welche das Nutzfahrzeug als Teil eines ganzen Entwicklungssystems einbetten. Überhaupt war der Systemgedanke weit um hörbar, denn was die IAA Transportation 2024 vor Augen führte, ist der grosse Fortschritt und die technische Bereitschaft der Fahrzeugbranche in Sachen alternativer Antriebe. Entsprechend wurde in Hannover erneut deutlich, dass das grösste Hindernis für einen schnellen, erfolgreichen und flächendeckenden Hochlauf klimaneutraler Antriebe das Fehlen der dafür notwendigen Infrastruktur ist.
Tesla nutzt Weltleitmesse für ersten Auftritt in Europa
Tesla und der höchst umstrittene Firmenbesitzer Elon Musk sprechen schon lange von der Sattelzugmaschine, dem Semi. Tesla brachte nun einen Semi an die IAA und war damit einer der grossen Publikumsmagneten. Noch zeigt man sich zurückhaltend gegenüber dem LKW-Markt Europa, gleichzeitig sucht Tesla gemäss dem niederländischen Transportmagazin TTM.nl aktiv Personal für den Aufbau der Nutzfahrzeugsparte bei uns. In den USA gibt es den Schlepper in zwei Reichweiten. Die Standard-Version mit 500 Kilometern Reichweite soll rund 9 Tonnen wiegen, die Long-Range-Version mit 800 Kilometern wiegt 10,5 Tonnen. Gemäss Programmleiter Dan Priestley würde der Semi auch in Europa ähnlich schwer wiegen. Wir kommen in einer späteren Ausgabe mit mehr Details zur Zugmaschine zurück.
Mahle: Übersicht künftig nötiger Technologien
Die Exponate des Zulieferers Mahle in Hannover waren teilweise als ganze Einheiten dargestellt, doch damit soll nur eine Übersicht geboten werden für künftig notwendige Technologien. Zu den wichtigen Elementen gehört für Mahle zweifelsfrei Wasserstoff, entsprechend zeigte die weltweit aktive Firma Komponenten und Peripherie-Geräte, welche im Zusammenhang mit Brennstoffzellen oder Wasserstoffverbrennungsmotoren von Relevanz sind. Auch eine ganze E-Achse wurde ausgestellt, doch auch sie dient lediglich als Demonstrator, denn Mahle wird höchstens einzelne Komponenten für eine E-Achse an die OEM liefern, keine fertigen Achsen.
«Schlangenfeder» reduziert Kosten bei Lieferwagen
Mit seiner speziellen Tandemachsen-Federung Ultimaax hat es der Zulieferer Hendrickson bereits ins offizielle Optionen-Angebot von MAN Individual geschafft. Neben dieser Elastomerfederung, welche im Schwerlastbetrieb mehr Komfort und weniger Abnützung sicherstellt, zeigte Hendrickson auf der Weltleitmesse IAA nun eine Fahrwerkslösung für Lieferwagen. Die Snake Spring – Schlangenfeder – hat ihren Namen ihrer Form zu verdanken, denn sie verfügt neben dem einen, typischen Federradius über einen zusätzlichen Gegenradius am Federende. Diese Konstruktion soll mit einem einzigen Federpack die Performance eines Federpakets von sonst zwei bis drei Federn erzielen. Deshalb wiegt sie rund 20 Prozent weniger als ein 3er-Federpaket und ist kostengünstiger.
Schweizer Technologie für H2-Verbrenner an der Weltleitmesse
Mechatronic-Lösungen sind die Kernkompetenz der Firma Sonceboz. Der im jurassischen Boncourt domizilierte Familienbetrieb, unmittelbar an der französischen Grenze bei Delle, hat sich auf diverse Hightech-Produkte spezialisiert und spielt eine entscheidende Rolle in der automobilen Welt. Wie bei so vielen hoch spezialisierten Schweizer Betrieben ist Sonceboz in der breiten Bevölkerung kaum jemandem ein Begriff. Auf der IAA zeigte Sonceboz aus ihrem breiten Sortiment diverse Lösungen für die Zukunft der Mechatronic, darunter auch Peripherie-Komponenten für Wasserstoff-Verbrennungsmotoren (Bild).
Reifen im Zeichen der Nachhaltigkeit
Neue Reifen standen auch in Hannover bei den Herstellern im Zentrum, beispielsweise bei Michelin mit den neuen X Line Energy 3 und X Multi Energy 2. Doch daneben zeigen praktisch alle Reifen-Hersteller Lösungen, mit welchen die «schwarzen Runden» in Herstellung, Materialwahl und Gebrauch ihren CO₂-Fussabdruck reduzieren. Michelin beispielsweise hebt mit dem Remix 2 die Runderneuerung auf ein neues Niveau, denn statt wie bisher mit Runderneuerung ein weiteres Reifenleben zu ermöglichen, ist mit dem Remix-2-Verfahren das Runderneuern zweimal möglich (= drei Leben) und das Nachschneiden wird dreimal möglich. Das bedeutet eine massive Kosteneinsparung und eine deutlich reduzierte Umweltbelastung, denn die Kilometerleistung lässt sich um bis 375 Prozent verlängern.