Wasserstoff als Antrieb der Persönlichkeit
SCHWEIZER PIONIER Es ist eine Sensation, die im Ausland stärker wahrgenommen wird als hierzulande: Die Schweiz wird mit 1000 Brennstoffzellen-LKW weltweiter Testmarkt für Wasserstoffmobilität. Möglich gemacht hat das – mit anderen – Rolf Huber von h2energy aus Dietlikon.
Mich treibt an, den Klimawandel so weit wie möglich aufzuhalten. Dabei wollen wir auch Spass haben und davon leben können. Diesen drei Dingen ist alles andere untergeordnet», fasst der 53-jährige Geschäftsmann Rolf Huber seine Mission zusammen. Er gehört zur Generation gut ausgebildeter, vernetzter und smarter Unternehmer, welche die Welt verändern will und verstanden hat, dass alle Parteien profitieren müssen, um am selben Strick zu ziehen.
Clean Tech immer im Fokus Huber studierte an der ETH Agrarwissenschaften, «Umweltwissenschaften gab es damals leider noch nicht». Nach Jahren bei McKinsey, als CFO bei Hero und als CEO einer Firma mit rund 7000 Mitarbeitern hatte er die «Business Jobs in der Corporate World» satt. «Irgendwann wollte ich nicht nur optimieren, sondern auch etwas erschaffen», erzählt er vom entscheidenden Moment. «Und zwar etwas mit nachhaltiger Wirkung.» Für ihn war klar, dass Wasserstoff für eine nachhaltige Energieversorgung von Mobilität ein einzigartiges Potenzial bot. Zusammen mit zwei Professoren gründete er die Vorstufe eines Start-ups. «Wir wollten zuerst einen Kunden haben.» Tatsächlich fanden sie in Coop einen perfekten Partner: «Der Detailhändler will einerseits CO2-neutral werden und andererseits das Geschäftsmodell der Tankstellen stützen, weil jedes Elektroauto ein Tankstellenkunde weniger ist.» Die Frage, warum es kein Wasserstofftankstellennetz gibt, führte zum Huhn-Ei-Dilemma: ohne Fahrzeuge kein Netz, aber ohne Netz keine Fahrzeuge. Es folgte eine langwierige Odyssee mit Umwegen und Sackgassen über die Stromerzeugungsindustrie zu Automobil- und Nutzfahrzeugherstellern. «Fast überall erhielten wir zunächst grosse Unterstützung, bis sie plötzlich keine Lust mehr hatten und absagten.» Huber gelangte zur ernüchternden Erkenntnis, dass insbesondere die europäischen Hersteller zwar viel über die Brennstoffzelle redeten, aber die tatsächlichen Pioniere Toyota und Hyundai hiessen. Nach einer weiteren Odyssee und schier grenzenloser Beharrlichkeit gelang es dem Team, das Hyundai-Management davon zu überzeugen, dass die Schweiz ein hervorragender Testmarkt für Wasserstoffmobilität ist: «Wir haben kulturelle Vielfalt, hohe Kaufkraft, ein anspruchsvolles Relief. Es ist ein kleiner Markt, den man mit einem überschaubaren Netzwerk örtlich kompakt bedienen kann. Und die LSVA-Befreiung für Elektro-LKW ermöglicht uns, ohne Fördergelder auszukommen.»
Auch privat an die körperlichen Grenzen «Ich habe eine hohe Work Life Diversity», schmunzelt Huber. Die Kraft dafür tankt er bei seiner Familie – er ist Vater von zwei Kindern – und durch sein Engagement für Ultramarathonläufe, sowohl als freiwilliger Helfer als auch als Teilnehmer, etwa beim Eiger Ultra oder dem Ultra Tour Monte Rosa: «Da lernt man viel fürs Geschäftsleben. Denn beim Marathon tut es auch weh und dauert länger, als man meint, aber es ist auch schön und man ist glücklich, wenn man über die Ziellinie läuft. Und die Schmerzen sind dann auch weg.»