40 Jahre: ein Jubiläum, das heute nicht mehr selbstverständlich ist
GUT DING WILL WEILE HABEN Seit über 40 Jahren arbeitet Markus Härri als Chauffeur bei der Dreier AG im Aargauischen Suhr. Als «kleiner» Höhepunkt in seiner beruflichen Laufbahn durfte er nun seinen ersten Scania übernehmen.
Schön als kleiner Junge wuchs bei Markus Härri der Traum, einmal einen schweren Lastwagen quer durch Europa zu steuern und die Freiheit eines Fernfahrers geniessen zu dürfen. Doch bevor es so weit war, absolvierte er ganz in der Nähe seines Wohnortes eine Lehre als Automechaniker. Dieser Gedanke liess ihn jedoch nie los und so war es für Markus schon früh klar, dass er nach der Lehre seinen Traum als Fernfahrer verwirklichen möchte.
Gleich nach der Lehre und dem Absolvieren der Rekrutenschule bewarb er sich bei der Firma Dreier AG in Suhr als Lastwagen-Chauffeur und blieb dieser bis zum heutigen Tag treu verbunden. Als erstes wurde ihm ein Silo-Fahrzeug anvertrauet, mit welchem er überwiegend Maxit-Produkte ins Lötschental liefern durfte. Doch mit jedem Tag stieg der Wunsch bei Markus Härri, einmal für die Firma Dreier AG international unterwegs sein zu dürfen. Ein Wunsch, der ihm Hansruedi Dreier, damaliger Patron der Dreier AG, einfach nicht mehr aus dem Kopf bringen konnte und nach einiger Zeit und dem unaufhaltsamen «Drängen» von Markus schlussendlich nachgab.
Fortan durfte er mit «seinem» Lastwagen Transportgüter nach und von Marokko unter die Räder nehmen und so seinen lang ersehnten Traum als «König der Landstrasse» leben. Noch heute schwärmt er von dieser Zeit und würde am liebsten gleich morgen wieder Richtung Nordafrika losfahren.
Marokko, ein Traum
Darauf angesprochen, was denn seine Highlights während diesen 40 Jahren waren, muss Markus Härri nicht lange überlegen. «Meine früheren Marokko-Touren.» Auf die Frage, ob es denn noch weitere Highlights gäbe, bleibt Härri lange stumm − bis er wieder von den Marokko-Touren zu schwärmen beginnt. Sein eigener Chef, weit weg von der Unternehmung zu sein, ohne Telefon und der Freiheit mal zwischendurch einen Tag freizumachen und dafür das verpasste am nächsten Tag an einem Stück aufzuholen, denn der Liefertermin stand ja fest.
Stundenlang könnte man Markus Härri zuhören, wie man damals noch ohne Geschwindigkeitsbegrenzung unterwegs war und wurde man dann halt trotzdem einmal von der Polizei angehalten, dann wurde einfach gemeinsam ein Schweizer Bier getrunken und die Welt war wieder in Ordnung, die Fahrt konnte fortgesetzt werden. Auch der Chef konnte einem nicht stündlich ärgern, wann er dann wo sei. So war es auf diesen Touren Richtung Nordafrika normal, dass die Verzollung der Transportgüter bis zu einer Woche dauerte, ausser man pflegte spezielle Kontakte. Es gab auf diesen Touren auch einige Restaurants, wo man mit dem LKW parkieren und übernachten konnte. Dort wurde man dann vom Chef angerufen und nach dem Befinden und der rechtzeitigen Lieferung befragt. Für den Rest war man selbst verantwortlich, auch wenn einmal die längste Tour fünf Wochen dauerte.
Doch irgendwann wollte auch Markus Härri eine Familie gründen und als dann das erste Kind unterwegs war, nahm er leicht wehmütig Abschied vom internationalen Fernverkehr. Fortan war er dann mit einem Dreier-Lastwagen in der Schweiz unterwegs und konnte das Heranwachsen der eigenen Kinder mitverfolgen und bei der Erziehung ein gewichtiges Wort mitreden.
Am Lenkrad fast aller Marken
40 Jahre lang durch die Schweiz oder bis nach Marokko − bei den Lastwagen, die er bewegen durfte, waren fast alle Marken dabei. Zuerst natürlich noch ein Saurer, doch nie gab es bislang die Möglichkeit oder Chance, einen Scania zu steuern. Doch nun, wo es langsam Richtung Zielgerade zur Pensionierung geht, durfte er Ende Juli seinen ersten Scania in Empfang nehmen. Wie heisst es so schön: «Gut Ding will Weile haben!» Darauf angesprochen, wie er sich dabei fühle, kam wenig Feedback. Viel lieber schwärmt er noch − richtig, man ahnt es − von seinen Marokko-Touren und -Erlebnissen.
Neu darf er einen Scania 460R B 6×2 NB mit Wechselpritschen-System Anhängerzug über die Schweizer Strassen steuern. In der CR20N Kabine findet er einen Komfort vor, der keinen Vergleich mit den Fahrzeugen darstellt, die er am Beginn seiner Fahrer-Laufbahn mit Fahrzeugladungen von 38 Tonnen und mit rund 330 PS an den Zielort steuern durfte. Doch nicht nur die Fahrzeugtechnologie hat sich über die vier Jahrzehnte stark verändert, auch die Kollegialität oder der Zusammenhalt unter den Fahrern sei heute nicht mehr vergleichbar wie früher. Dies sei äusserst schade, findet er. Doch liege dies nicht nur an den Fahrern, sondern auch den Umständen wie Stau auf den Autobahnen, so dass man fast keine Zeit mehr findet, um sich untereinander austauschen zu können.
Im hintersten Mundwinkel war über seinen ersten Scania schlussendlich dann doch ein leichtes Hochheben erkennbar. Zuerst muss er aber all die neuen Bedienungen und Funktionen kennenlernen, wie er nach der Einführung zu berichten wusste. Da er bislang mit jedem seiner bisherigen Fahrzeuge rund eine Million Kilometer zurückgelegt hatte, bliebe ihm noch viel Zeit, um auch die Vorzüge seines neuen Scania richtig kennen- und vor allem schätzen zu lernen. Da bleibt eher schon fast die Sorge, dass er vor lauter Kilometerziele gar seine Pensionierung in wenigen Jahren verpassen könnte.