Andreas Burgener: 20 Jahre im Dienst der Importeure

INTERVIEW Nach 20 Jahren als Direktor von auto-schweiz ging Andreas Burgener in den Ruhestand und trat seinen Posten Anfang Juni an Thomas Rücker ab. Im Interview blicken wir zurück auf die Herausforderungen und Veränderungen während seiner langen Direktionszeit.

Andreas Burgener TIR transNews
Nach 20 Jahren gab Andreas Burgener das Steuer bei auto-schweiz ab. Als ehemaliger LKW-Mech liegt ihm noch heute das Nutzfahrzeug besonders am Herzen.

TIR: auto-schweiz ist nicht nur für Personenwagen zuständig, sondern auch für Lieferwagen, LKW und Busse. Wie eng waren Sie als ehemaliger Lastwagenmech noch mit dem Nutzfahrzeugsektor verbunden?

Andreas Burgener: Ich bin sowohl technisch als auch emotional sehr damit verbunden. Der «Nutzen» steht schon im Namen der Nutzfahrzeuge. Die Transportunternehmen erfüllen mit ihnen den Ver- und Entsorgungsauftrag für die Schweiz.

Wie hat sich Ihre Aufgabe bei auto-schweiz über die Jahre verändert?

Grundsätzlich ist es der gleiche Job wie vor 20 Jahren. Die Herausforderungen politischer und technischer Natur kommen in regelmässigen Abständen und ähneln sich sogar oft. Allerdings haben die Geschwindigkeit und die Heftigkeit zugenommen, mitunter auch durch neue Kommunikationsmittel wie Social Media. Zudem kommt es im Parlament immer öfter zu einem Wettstreit um die Anzahl der eingereichten Vorstösse – oft ohne tieferen Sinn, dafür mit mehr Aufwand für die Verwaltung, den wir alle mit unseren Steuergeldern finanzieren müssen.

Welches ist die grösste Veränderung aus Ihrer Sicht im Nutzfahrzeugsektor?

Die anstehende Transformation des Antriebes, hervorgerufen durch die normativen Vorgaben der Gesetzgebung, ist sicher eine grosse, wenn nicht die grösste Herausforderung. Hinzu kommt die industrielle Revolution durch die Digitalisierung – und das beides gleichzeitig. Die ganze Branche kann dadurch aber von einer enormen Effizienzsteigerung profitieren und verbessert sich laufend, wie sie das in ihrer Geschichte immer getan hat.

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Was auto-schweiz als kleiner Verband erreichen konnte, zählt Andreas Burgener zu den Highlights seiner Tätigkeit.

Was finden Sie an der Schweizer Verkehrspolitik gut, was nicht?

Die Nähe zu Politik und Verwaltung ist ein grosses Plus in der Schweiz. Auch wenn es oft harzig ist, mit Gesprächen kommt man weiter. Ich denke da an die Fünfachser oder die Möglichkeit der grösseren Fahrzeuglänge für batterieelektrische Zugmaschinen oder Trucks mit Brennstoffzellen. Zusätzliche Erschwernisse gegenüber Europa, etwa Verschärfungen à la «Swiss Finish» von Mitte-Links, sind allerdings ein Gräuel. Schliesslich bauen alle Hersteller ihre Modelle für ganz Europa, nicht nur die EU – das gilt für Nutzfahrzeuge und für Personenwagen.

Wie haben sich das politische Klima und die Gesprächskultur verändert?

Mein Netzwerk wurde mit jedem Jahr, das ich länger dabei war, besser. So konnte ich auch Verständnis bei politisch Andersdenkenden schaffen. Bei dem Job geht es um Herzblut und Engagement – das bringt mein Nachfolger Thomas Rücker ebenso mit wie das bestehende auto-schweiz-Team.

20 Jahre bei auto-schweiz. Welches war Ihr persönliches Highlight in dieser Zeit?

Die Zusammenarbeit mit den Mitgliedern und dem Team von auto-schweiz. Es ist beachtlich, was wir als kleiner Verband mit nicht einmal zehn Mitarbeitenden erreichen konnten. Zu den Glanzlichtern zählt sicherlich, dass wir mit der «Milchkuh-Initiative» eine eidgenössische Volksinitiative auf die Beine stellen konnten – natürlich nicht alleine, das geht nur mit Partnern, aber wir haben die Idee vorangetrieben. Neuester Erfolg ist die Studie von EBP, die wir ebenfalls mit Partnern realisieren konnten. Diese zeigt den künftigen Bedarf an Schnelllade-Hubs für E-Lastwagen auf, womit die Logistik in Zukunft mit neuer Energie bewältigt werden kann.

Welches das Lowlight?

Ganz klar das Abstimmungsresultat von unter 30 Prozent Ja-Stimmen-Anteil bei der Milchkuh-Initiative, als wir für eine faire Verkehrsfinanzierung gekämpft haben. Wir wollten das Geld von der Strasse für die Strasse. Das Volk wollte das nicht.

Was würden Sie heute anders machen? Wenn überhaupt …

Ich hatte eine steile Lernkurve, insbesondere im politischen Bereich, Glück und Zufall waren zwischendurch meine Begleiter. Ich möchte nichts daran ändern.

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Seinem Nachfolger wünscht Burgener neben Freude an der Arbeit und Herzblut den Rückhalt im Verband.

Thomas Rücker ist, wie Sie, ebenfalls ein Nutzfahrzeug-Mann. Welche dringlichsten Herausforderungen erwarten ihn?

Die Gesetzgebung im CO2-Bereich und die Energiefrage sind Themen, welche Personenwagen und Nutzfahrzeuge gleichermassen betreffen. Bei Nutzfahrzeugen sind die Herausforderungen sicher noch etwas anders geartet, etwa beim Ausbau der Ladeinfrastruktur, wo es eindeutig mehr Platz braucht als beim PW. Hinzu kommen grosse Finanzierungsfragen, auch für die Strasseninfrastruktur, die künftig über elektrische Antriebe gesichert werden muss. Herausfordernde Zeit …

Was wünschen Sie Thomas Rücker für seine neue Aufgabe?

Viel Freude an der Arbeit, Herzblut für die Mobilität und Rückhalt beim Team und den Mitgliedern. Ich bin mir sicher, er wird all dies haben, respektive bekommen.

Geben Sie uns einen kleinen persönlichen Ausblick? Was werden Sie tun? Werden wir Sie wieder treffen?

Die automobile Welt ist eine kleine … Wir werden uns bestimmt wiedersehen.

Und was planen Sie zu tun, wofür zuletzt die Zeit gefehlt hat?

Alle meine Sportgeräte bekommen mehr Betriebsstunden, der Reisekoffer soll entstaubt werden und zwischendurch bin ich öfters bei meiner Partnerin in Andalusien.

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