Beziehungsstatus: Es ist nicht kompliziert

VOLVO GROUP Volvo Trucks will die Marktstellung in Europa wieder klarer positionieren und die jeweilige Markenpräsenz stärken. Dies hat zur Folge, dass Volvo Trucks und Renault Trucks seit Januar 2020 organisatorisch wieder vollständig getrennt sind und künftig als zwei eigenständige Marktgesellschaften agieren – auch in der Schweiz.

Urs Gerber Managing Director Volvo Trucks TIR transNews
Urs Gerber wird sich als Managing Director Volvo Trucks nur noch auf eine Marke konzentrieren müssen.

Von «Lass uns zusammenziehen» bis «Wir können ja Freunde bleiben» kann es ganz schnell gehen. Davon weiss so manches Ex-Pärchen ein Lied zu singen. Und im besten Fall stimmt der Entscheid für beide; man wird tatsächlich nach einer gewissen Zeit zu Freunden und hakt die gemeinsame Zeit als «lehrreiche Erfahrung» ab.

Genauso kann es auch im Geschäftsleben gehen, wie Volvo Trucks und Renault Trucks gerade erfahren, nachdem über die letzten Jahre die Marken im Hintergrund stärker zusammengeführt wurden, – in erster Linie, um Synergien zu nutzen und Kosten zu sparen. Doch das hat offensichtlich nicht nur Vorteile gebracht, denn nun will man einen Teil wieder entflechten. «Wir sind davon überzeugt, dass markenspezifische Marktteams den Erfolg unserer Kunden noch steigern werden. Mit der neuen Organisation sind wir auf künftige Herausforderungen besser vorbereitet und können unsere geschäftlichen Ambitionen effizienter und zielgerichteter verfolgen», sagten Heléne Mellquist, Präsidentin von Volvo Trucks Europe, und Jean-Claude Bailly, Präsident von Renault Trucks Europe, in einer gemeinsamen Presseerklärung vom 11. November.

Werkstattnetz bleibt unverändert An der Strukturierung des Vertriebs- und des Werkstätten-Netzwerks ändere sich nichts. Wo heute Werkstätten bestehen, die für beide Marken tätig sind, wird die Zusammenarbeit auch in Zukunft dementsprechend weitergeführt werden. Das gelte auch in der Schweiz. Für die Kunden ergeben sich hierzulande keine Veränderungen. Die Hauptsitze der beiden Importeur-Gesellschaften bleiben ebenfalls an den bisherigen Standorten: jener von Volvo Trucks in Dällikon und jener von Renault Trucks in Dietikon.

Man geht also wieder getrennte Wege, aber ohne Scheidung und vor allem ohne Rosenkrieg, denn man bleibt ja doch irgendwie zusammen und Teil derselben Familie. Der Beziehungsstatus «in einer offenen Beziehung» wäre aber doch falsch, denn die Besitzverhältnisse ändern sich nicht und auch sonst macht es für keine der Marken Sinn, fremdzugehen. Auf Facebook würde der Beziehungsstatus also am ehesten auf «Es ist kompliziert» gestellt. Doch im Grunde genommen ist es auch das nicht wirklich: Jede Vertriebsorganisation hat nun wieder ihren eigenen Chef und Führungskräfte wie Mitarbeiter vertreten nur noch eine Marke.

Tarcis Berberat Managing Director Renault Trucks Region AdriAlps TIR transNews
Tarcis Berberat (hier an der letztjährigen transport-CH) ist neuer Managing Director Renault Trucks Region AdriAlps. Auch er wird sich nur um eine Marke, dafür um mehrere Länder kümmern.

Rückkehr eines alten Bekannten Ab dem 1. Januar 2020 führt (wie bisher) Urs Gerber als Managing Director Volvo Trucks. Gerber sieht die organisatorische Veränderung als Chance: «Durch den Fokus auf die eigene Marke kann und wird das Team von Volvo Trucks noch spezifischer auf die Kundenbedürfnisse eingehen können.» Die Leitung von Renault Trucks aber gibt Gerber ab, und zwar an einen alten Bekannten: Tarcis Berberat, langjähriger Verkaufsdirektor in der DACH-Region, wird neuer Managing Director Renault Trucks Region AdriAlps. Der Hauptsitz der Region AdriAlps ist die Schweiz und auch die Länder Österreich und Adriatics werden diesem Hub angehören. Berberat war bis vor Kurzem bei Renault Trucks SAS als Vice President Europe Used Trucks tätig und nutzte die transport-CH, um sich wieder ins Bewusstsein der Leute zu bringen. «Ich freue mich darauf, gemeinsam mit einem eingespielten Team die Wünsche unserer Schweizer Kunden zu erfüllen», sagt Tarcis Berberat. «Durch meine frühere Funktion als langjähriger Verkaufsdirektor in der Schweiz, in Deutschland und Österreich von Renault Trucks kenne ich die entsprechenden Märkte und deren Herausforderungen.»

Der Plan des Mutterkonzerns, dass mit dieser Massnahme die einzelnen Marken gestärkt werden, könnte durchaus aufgehen. Man muss aber auch sagen, dass in der Schweiz in den letzten Jahren beide Marken ein starkes Wachstum hingelegt haben. Sicher ist jedenfalls, dass andere Konzerne mit einem Multimarkenportfolio vor genau derselben Problematik stehen und daher genau hinsehen werden, wie sich Renault und Volvo jetzt entwickeln.

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