eMobility verlangt neues Bewusstsein für neue Risiken

MAN TRUCK & BUS Der Umgang mit batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeugen ist für Werkstätten nicht ohne und hat Auswirkungen auf Prozesse, Werkzeuge und Ausbildung. MAN Truck & Bus zeigte, worauf es dabei ankommt.

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Auch das gehört zur eMobility: Arbeiten an Elektrofahrzeugen erfordern zusätzliche allgemeine und fahrzeugspezifische Elektrowerkzeuge.

Nicht nur die Käufer oder Leasingnehmer von Elektrofahrzeugen müssen ihre Garagen und Parkplätze auf E-Mobilität vorbereiten, sondern auch die Servicepartner. MAN baut mit Blick auf den Lieferwagen eTGE und spätere eTrucks dafür diverse Werkstätten zu sogenannten eMobility-Standorten aus. Die Sicherstellung aller Serviceanforderungen erfolgt dabei über einen definierten «Service-Readiness-Prozess». Audits stellen die Einhaltung aller Anforderungen sicher. Dazu gehört eine rechtssichere Organisation mit Festlegung von Verantwortlichkeiten.

Anforderungen an Sicherheit Wer bereits einmal die Auswirkungen beim Kurzschluss einer 12-Volt-Autobatterie gesehen hat, weiss, dass Hochvolttechnik bei unsachgemässer Manipulation lebensgefährlich ist. Daher zielen die grundlegenden Anforderungen an einen eMobility-Service-­Standort in erster Linie auf die Sicherheit und betreffen die folgenden Punkte:

  1. Qualifizierung
  2. Spezialwerkzeuge
  3. Hochvolt-Arbeitsplatz
  4. Quarantänekonzept
  5. Lademöglichkeit
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Die in ihrer Form dem Fahrzeugunterboden angepasste, abmontierte Batterie eines MAN eTGE (baugleich mit dem VW e-Crafter).

Bei der Qualifizierung geht es um die Spezialausbildung der Mitarbeiter zu Hochvolttechnik. Hier gibt es mehrere Stufen von Unterweisung von allgemeinen und speziellen Arbeiten als hochvoltsensibilisierte Person über die Qualifikation als Elektrofachkraft für Fahrzeugtechnik bis zur ­Zusatzqualifikation für Arbeiten unter Spannung.

persönliche Schutzausrüstung Arbeiten an Elektrofahrzeugen erfordern zusätzliche allgemeine und fahrzeug­spezifische Elektrowerkzeuge, welche als Teil der Schutzausrüstung gelten. Für die Elektrofachkraft sind das Werkzeuge für die Diagnose und Fehlersuche sowie den Aus- und Einbau von Hochvoltkomponenten. Für die ­Zusatzqualifikation «Arbeiten unter Spannung» sind das Werkzeuge für die Instandsetzung von Systemen und Energiespeichern und wenn diese nicht sicher spannungsfrei geschaltet werden können.

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Damit wird die Batterie entladen.

Hochvolt-Arbeitsplatz und Quarantänekonzept Bei Unachtsamkeit oder Fehlverhalten ist eine Gefährdung durch Hochspannung möglich, denn die Bedrohung durch elektrische Spannung ist nicht wahrnehmbar. Daher darf das E-Fahrzeug nur auf einem mit Warnhinweisen gekennzeichneten und abgesperrten Bereich repariert werden. Auch das Fahrzeug selbst wird mit Warnhinweisen versehen.

Ein Quarantänekonzept ist nötig, weil mit der neuen Technik auch neue Risiken auftreten können. Wenn etwa das Fahrzeug mit einer mechanischen Beschädigung der Hochvoltanlage und/oder des Hochvoltakkus in die Werkstatt kommt. Ein undefinierter Zustand der Anlage oder im schlimmsten Fall eine hohe Wärmeentwicklung können rasch ausser Kontrolle geraten. Eine für Hilfskräfte leicht erreichbare Quarantänestellfläche unter freiem Himmel dient als Prophylaxe zur Schadensbegrenzung.

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Das Elektrofahrzeug in der Werkstatt muss mit Warnhinweisen versehen werden.

Weniger Material, aber gleich viel Arbeit Im Zusammenhang mit der Elektromobilität wird oft kolportiert, dass im Vergleich mit einem Verbrennungsmotor ein Elektromotor deutlich weniger Wartung und Material benötige. Das stimmt nur zum Teil. Tatsächlich entfallen zwar einige klassische Servicepunkte:

  1. Motoröl- und Filterwechsel
  2. Motor und Bauteile im Motorraum auf Undichtigkeiten und Beschädigungen sichtprüfen
  3. Zustand und Spannung des Keilrippenriemens prüfen
  4. Getriebe auf Undichtigkeiten prüfen
  5. Bei Probefahrt auf Schaltverhalten prüfen

Da zum Grossteil per Rekuperation gebremst wird, ist zudem der Bremsverschleiss wesentlich geringer. Auf der anderen Seite kommen aber neue Punkte auf die Checkliste:

  1. Ladezustand der Hochvoltbatterie prüfen, erforderlichenfalls laden
  2. Hochvoltkomponenten und Hochvoltleitungen auf Beschädigung, Leitungsverlegung und Befestigung prüfen
  3. Hochvolt-Ladesteckdose im Tankdeckel auf Verunreinigung und Beschädigung prüfen
  4. Ladekabel auf Funktion und Zustand prüfen
  5. Warnaufkleber gemäss Reparaturleitfaden auf Vorhandensein prüfen

Gemäss MAN ist der Zeitaufwand für den Service beim eTGE also fast vergleichbar mit jenem des Standard-TGE. Der eMobility-Servicevertrag ist günstiger als bei konventionellen Fahrzeugen; Reparaturvertrag und Garantieverlängerung liegen hingegen auf einem preislich ähnlichen Niveau.

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Mit diesem «Bischofsstab» aus elektrisch nicht leitendem Material können Mitarbeiter ungefährdet einen Kollegen, der einen Stromschlag erleidet, aus dem Gefahrenbereich ziehen.

Rettungsleitfaden Der Leitfaden soll die Einsatzkräfte bei der Erfüllung ihrer Aufgaben mit den notwendigen Informationen zur Technik des eTGE unterstützen. Die Informationen sind auch zur Aus- und Weiterbildung von Einsatzkräften gedacht. Der Inhalt:

  1. Erkennungsmerkmale von Hochvoltfahrzeugen
  2. Komponenten der Hochvolttechnik
  3. Einsatzhinweise
  4. Ladeinfrastruktur
  5. Hinweise für Bergungs- und Abschleppunternehmen
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