Für Getag beginnt Innovation nicht erst in der Zukunft
ENTSORGUNG Auch die Abfallwirtschaft arbeitet auf ein Netto-Null-Ziel hin. Am Forum Entsorgungs-Technik der Getag in Solothurn zeigte sich, dass die Abfallwirtschaft bereits sehr innovativ unterwegs ist, aber mit den gleichen Schwierigkeiten kämpft, wie andere Branchen und Transporteure.

Unter dem Titel «Die Zukunft der Abfallwirtschaft» gaben Redner und Podiumsteilnehmer der Getag-Veranstaltung eine Auslegeordnung über Bemühungen, welche in der Branche unternommen werden. Dabei straften die vorgestellten Projekte jene Schlechtmacher Lügen, welche die Branche als wenig innovativ bezeichnen. Beispiele dafür sind effizientere Sammelrouten dank Digitalisierung, CO₂-Reduktion durch Elektrifizierung der Fahrzeuge und Kreislaufwirtschaft durch eigene Biogas-Tankstelle oder eigene Stromproduktion mittels Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach.
Dynamisch einsammeln
Am praktischen Beispiel erläuterte Michael May den Fortschritt in Sachen Nachhaltigkeit dank intelligentem Sammelprozess von Unterflur-Containern. Mays Firma CFG AG in Gottlieben hatte für die KVA Thurgau ein Programm entwickelt, welches durch dynamische Planung der Sammelfahrten das Abladegewicht der Sammelfahrzeuge erhöhen und zugleich die Anzahl Fahrten reduzieren sollte. Nach akribischer Auswertung von zwei Jahren Gewichtsdaten erstellte CFG eine Füllstandprognose, nach welcher der Sammelprozess dynamisch gestaltet wird.
In einem Pilotprojekt von Oktober 2021 bis April 2022 konnte die Wirksamkeit aufgezeigt werden, denn das mittlere Gewicht der zu leerenden Unterflur-Container stiegt von 295,2 kg zu Beginn des Pilotprojekts auf 319,2 kg und schliesslich auf 344,9 kg am Ende der Auswertung. Dadurch liess sich die Anzahl zu leerenden Unterflur-Container von 1119 auf 956 pro Woche reduzieren. Dies wiederum verkürzte die wöchentliche Fahrstrecke der Sammelfahrzeuge um gut 440 km auf 2600 km. Seither wurde das Projekt weiterentwickelt und wird gemäss Markus Schäfli, Bereichsleiter Logistik & Projekte, ab Juli 2025 aufs ganze Einzugsgebiet der KVA Thurgau ausgeweitet.
Genügend Strom?
Die Ausführungen von Manuel Wyss, Projektleiter System-Alpenluft AG, und Yvan Grepper, Geschäftsführer Getag Entsorgungs-Technik AG, bestätigen, dass bei der Umstellung auf elektrische Fahrzeuge und Maschinen die Stromzuführung zum Areal ein entscheidender Faktor ist. Gemäss Grepper muss früh in einem Projekt die Absicherung der Stromzuführung geklärt werden: «Wenn sie zu klein dimensioniert ist, wird es teuer.» Entsprechend ist bei der Abfallwirtschaft das gleiche Kernelement von entscheidender Wichtigkeit, wie bei Transportunternehmern und Grossverteilern, die ihre LKW-Flotte elektrifizieren wollen – eine Stromzuführung aufs Areal, die gross genug ist.