Garagisten sehen sich als Teil der Lösung
AUTOGEWERBE VERBAND SCHWEIZ Zum 15. Mal lud der Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS) zum Tag der Garagisten. Über 900 Personen folgten der Einladung nach Bern, wo sich vieles um die Klimadebatte und die sich anbahnenden Veränderungen drehte.
«Unseren 4000 Mitgliedern ist bewusst, dass die Ökologisierung des motorisierten Invidualverkehrs an Bedeutung gewonnen hat und noch weiter zulegen wird», sagt Urs Wernli, Zentralpräsident des AGVS, anlässlich der Tagung. Er signalisiert damit, dass das Autogewerbe die Zeichen der Zeit erkannt hat. Als Beleg dafür gilt auch die enge Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Energie (BFE) in verschiedenen Projekten, unter anderem dem AutoEnergieCheck. Energieeffiziente und klimaschonende Fahrzeuge seien dem Schweizer Autogewerbe sehr willkommen, so Wernli: «Sie nützen der Umwelt und sie verringern die Anzahl der Argumente gegen das Auto.» Gleichzeitig appelliert Wernli für weniger Polemik und Polarisierung in der Umweltdebatte. Der AGVS-Zentralpräsident stellt klar, dass das Autogewerbe nicht gegen Umweltschutz sei. So lautet denn auch die Kernbotschaft des Tages, dass sich die Schweizer Garagisten als Teil der Lösung in der aktuellen Klimadebatte sehen. Das grosse Vertrauen der Automobilisten sei für die Garagisten Verpflichtung, effiziente und möglichst umweltschonende Autos zu verkaufen. Allerdings sieht Wernli hier die Hersteller in der Pflicht: «Wir Garagisten können nur verkaufen, was produziert wird.»
Klimadebatte und Wertveränderung
In seinem Referat unterstützt der Politologe Claude Longchamp die Kernbotschaft. Das Auto werde nicht so schnell verschwinden, jedoch werde sich mittelfristig eine Wertveränderung einstellen. In Bezug auf diese Wertveränderung in der Klimadebatte meinte er: «Das alte Auto ist ein Teil des Problems, das neue Auto wird ein Teil der Lösung sein.» Eine Aussage, die auch auf den Schwerverkehr und den Personentransport übertragen werden kann.
Interessante Aussagen waren in der kurzen Podiumsdiskussion zu vernehmen. Unter anderem ist Jürg Röthlisberger, Direktor des Bundesamts für Strassen (Astra), überzeugt, dass der Individualverkehr seine Kosten zu 100 Prozent decke, doch dazu müsse auch der Nutzen mit emotionalen und Vernunftskomponenten eingerechnet werden. Zudem äusserte sich FDP-Ständerat Thierry Burkart wie eingangs Urs Wernli gegen eine Polarisierung in Verkehrsfragen und für einen multimodalen Verkehr: «Die Verkehrssysteme müssen parallel laufen. Wir müssen miteinander, nicht gegen etwas arbeiten.» Zudem warnte Burkart vor falschen Erwartungen bezüglich Mobility Pricing: «Hier geht es nicht um Kostenwahrheit, Mobility Pricing ist ein Steuerungselement.» Daher sei die Frage erlaubt, ob dieses Konzept überhaupt zukunftsfähig sei. «Lenkungsmöglichkeiten verlangen nach hohen Preisaufschlägen. Lässt sich so etwas wirklich durchsetzen?» Obwohl Jürg Röthlisberger Mobility Pricing durchaus als Alternative zur aktuellen Treibstoffsteuer sieht, ist für ihn die Finanzfrage von zentraler Bedeutung: «Es gibt keine Ökologie ohne Ökonomie.»
Christian Bach, Antriebsforscher bei der Empa, hielt sich aus der politischen Diskussion heraus, er betonte aber, dass es für eine wirkungsvolle CO2-Reduktion nicht in erster Linie aufs Antriebskonzept ankomme, sondern dass die Lösung vor allem in erneuerbarer Energie liege. Zugleich betonte er, dass für die CO2-Reduktion vor allem Lösungen im Langstreckenverkehr benötigt würden, da beispielsweise in der Schweiz jene 30 Prozent der Fahrten, welche Langstreckenfahrten sind, 70 Prozent des CO2-Ausstosses verursachten. Doch Bach ist zuversichtlich. «Die Automobilindustrie ist die wohl innovativste Industrie», meinte er. «Alle Technologien sind bereits vorhanden, daher sind die Vorgaben der 95 g/km CO2 auch erreichbar.»
Die jungen Berufsleute aus dem Garagenbereich hatten sich an den letzten Swiss Skills, aber auch an den World Skills erfolgreich geschlagen. Dieses Jahr will der AGVS erneut an den Swiss Skills teilnehmen, wie der Verantwortliche für Ausbildung, Olivier Mäder, bestätigte. Dabei soll verstärkt auf Nutzfahrzeuge gesetzt werden. «Der Bereich ist zunehmend wichtig für unsere Betriebe.»