Iveco Group baut noch mehr auf Kooperationen
STRATEGIE Mit neuen und erweiterten Partnerschaften will sich die Iveco Group gesundes Wachstum und eine positive Zukunftsperspektive schaffen. Unter anderem soll mit Ford Otosan eine LKW-Kabine entwickelt werden. Zugleich trennt sich Iveco von seiner Feuerwehrsparte Magirus.
Bei Iveco standen die Zeichen schon länger auf Wandel mit der Abspaltung von CNH Industrial vor zwei Jahren, der seither erfolgten Loslösung aus der Nikola-Kooperation und im letzten Jahr der Präsentation seiner gesamten auf einen Schlag erneuerten Modellpalette. Trotz der damit verbundenen hohen Investitionen ist Iveco beim Erreichen seiner für 2026 anvisierten Schlüsselziele gut auf Kurs und erreicht diese teilweise schon heute. Nur zwei Beispiele: 2026 sollte der Nettoumsatz zwischen 16,5 und 17,5 Mia. Euro betragen, Ende 2023 lag er bereits bei 15,9 Mia. Euro. Und der bereinigte EBIT sollte von 3,6 Prozent in 2019 auf 5,0 bis 6,0 Prozent 2026 wachsen, lag aber bereits Ende 2023 auf diesem Wert. Entsprechend legt Iveco neue Ziele bis 2028 fest, mit einem Nettoumsatz von rund 19 Mia. Euro und einem bereinigten EBIT von 7,0 bis 8,0 Prozent.
«Wir haben gezeigt, dass wir unsere Versprechen erfüllen», erklärte denn auch Gerrit Marx, CEO der Iveco Group, im Rahmen einer Investorenkonferenz Mitte März. «Heute verpflichten wir uns einem neuen Plan.» Dieser sieht neben einer beschleunigten Produkteentwicklung (Fahrzeug und Antrieb) mehr und unterschiedlichere Partnerschaften vor.
Vier Pfeiler, fünf Einheiten
Beim eingeschlagenen Weg setzt Iveco auf die vier Schlüsselpfeiler Innovation, finanzielle Disziplin, Partnerschaften und Nachhaltigkeit. Zwischen 2024 und 2028 sollen 5,5 Mia. Euro investiert werden, um beim Energiewandel, bei künstlicher Intelligenz und softwaredefinierten Fahrzeugen sowie bei autonomem Fahren weiterhin ganz vorne mitmischen zu können.
In einem ersten Schritt wird die Struktur schlanker gemacht, indem die auf Feuerwehrfahrzeuge spezialisierte Geschäftseinheit Magirus verkauft werden soll. Dazu wurde mit der Investment-Holding Mutares eine Übernahme vereinbart, die bis Januar 2025 abgeschlossen sein soll. Der Verkauf von Magirus geht u.a. auf den Umstand zurück, dass die Firma mit ihren rund 1300 Mitarbeitenden in Deutschland, Italien, Frankreich und Österreich im vergangenen Jahr einen bereinigten EBIT-Verlust von 35 Mio. Euro verzeichnete. Mutares wiederum ist auf mittelständische Firmen in Umbruchsituationen spezialisiert, die ein «erhebliches operatives Verbesserungspotenzial» aufweisen. So hatte Mutares beispielsweise 2021 die auf Kühllogistik spezialisierte Fricoscandia von Posten Norge übernommen und nach der Neuausrichtung soeben wieder an den Logistikkonzern Dachser verkauft.
Nun verbleiben in der Iveco Group die Geschäftseinheiten Powertrain mit dem Antriebsspezialisten FPT, Bus mit Iveco Bus und Heuliez, Defence mit Militärfahrzeugen und dem Schwerstlastwagen Astra, Lastwagen mit Iveco Last- und Lieferwagen, sowie die finanziellen Dienste mit Iveco Capital und den Gate-Marken.
Partnerschaften der Iveco Group
Mit einer neuen und einer ausgeweiteten Partnerschaft will Iveco vor allem im zentralen LKW-Sektor sein Blatt verbessern. So soll die bereits seit 2022 bestehende Zusammenarbeit mit Hyundai Motor ausgeweitet werden, und zwar zur Nutzung von Synergien bei schweren Elektrolastwagen. Dabei sind sowohl batteriebasierte als auch brennstoffzellenbasierte Antriebslösungen eingeschlossen. Die Partnerschaft mit Hyundai hat bereits den eDaily FCEV hervorgebracht (IAA Herbst 2022) und den Iveco-Bus E-Way H2 (Busworld Herbst 2023). Zudem besteht eine Liefervereinbarung mit Hyundai für einen gebadgeten Elektrolieferwagen (kleiner als der Daily), der auf Hyundais neuer E-Minivan-Plattform aufgebaut wird. Durch die Nutzung der Technologien und Ressourcen beider Unternehmen im LKW-Bereich will Iveco den Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft beschleunigen.
Erst eine unverbindliche Absichtserklärung ist die Zusammenarbeit mit Ford Trucks. Iveco und die LKW-Marke von Ford Otosan prüfen in einem ersten Schritt das Potenzial für eine Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Entwicklung neuer Produkte und Technologien für Komponenten und Systeme in einem Fahrerhausinnenraum. Das weiterführende Ziel wäre die gemeinsame Entwicklung einer neuen Kabinenstruktur, respektive einer neuen Kabine, welche den künftigen gesetzlichen Vorschriften (ab 2028/2029) gerecht wird.
Einzelne Konzernziele
Bezüglich der eigenen Nachhaltigkeitsziele sieht sich die Iveco Group – ähnlich wie bei den Finanzzielen – sehr gut auf Kurs. Deshalb erhöht Iveco verschiedene Umweltziele. Ursprünglich wollte man den gesamten Strombedarf des Konzerns im Jahr 2030 zu 100 Prozent aus erneuerbarer Quelle abdecken, dieses Ziel wurde nun auf 2026 vorverlegt. Zudem soll das in den industriellen Prozessen genutzte Wasser in allen Werken weltweit im Jahr 2026 zu Dreivierteln rezykliert werden. Bislang lag das Ziel bei 60 Prozent im Jahr 2026, weil man aber Ende 2023 bereits bei 64 Prozent angekommen war, wurde auch hier verschärft.
Und schliesslich will Iveco bei Gleichstellungsfragen vorwärts machen. 2021 betrug der Frauenanteil im Management 18,2 Prozent und sollte 2026 bei 23 Prozent zu liegen kommen. Dieser Zielwert wurde aber bereits Ende 2023 mit 24 Prozent übertroffen. Deshalb zielt Iveco nun auf einen Frauenanteil von 30 Prozent im Jahr 2028. Er soll aber nicht nur für Büro- und Führungsstellen gelten, sondern soll alle Frauen in ihren unterschiedlichen Karrierephasen in der Iveco Group umfassen.