Jürg Biegger: Bücher, Kalender und Bus-Oldtimer

PERSÖNLICH Der ehemalige Geografielehrer Jürg Biegger besitzt, pflegt und fährt 13 Nutzfahrzeuge der Jahrgänge 1948 bis 1989 mit Schweizer Bezug. Bekannt ist er auch für seine Bücher, seine Bus-Oldtimer-Kalender und sein Nostalgiereiseunternehmen bi-Travel.

Jürg Biegger vor seinem Depot auf dem Jenni-Areal in Ziegelbrücke.

«Es sind neun Busse, drei Lastwagen und ein Feuerwehrauto», präzisiert Jürg Biegger. «Alles Schweizer Marken sowie drei italienische OM, die von Saurer in der Schweiz vertrieben wurden. Exot der Sammlung ist ein deutscher Setra Kässbohrer mit Schweizer Passbreite von 2,30 Metern, der in Adelboden lief.»

Als Kind bewundert Biegger die braunen Zolliker-Busse, die vor seinem Zuhause in Küsnacht wenden. Im zweitletzten Gymnasialjahr zerwirft er sich mit seinem Vater und zieht aus. «Ich konnte infolge Personalmangels vor der Matur bei den VBZ als Kondukteur anfangen und so meinen Unterhalt bezahlen. Das war eine meiner schönsten Zeiten und zeigte mir eine ganz neue Welt», erinnert sich Biegger. Während seines Studiums («Ich wollte etwas mit Verkehr machen, die Studienberaterin empfahl mir Geografie»), jobbt er zwischen 1971 und 1976 als Wagenführer bei der Forchbahn. Zwischendurch fährt er in einem Ford Transit nachts den frisch gedruckten «Blick» nach Basel. «Meine erste Nutzfahrzeug-Romantik, sie gefiel mir gut. Mein erstes Nutzfahrzeug war dann auch ein von mir ausgebauter Ford Transit, den ich immer noch habe.»

Die 40. Ausgabe des Bus-Oldtimerkalenders gibt es unter Tel. 055 293 59 16.

Jürg Biegger, der Geografielehrer

Als Mittelschullehrer unterrichtet er 36 Jahre an der Kantonsschule Glarus. Mit dem Unterrichten erwacht auch endlich seine Liebe zur Geografie. Er organisiert für Schüler Ferienausflüge mit zunächst gecharterten und später eigenen Cars. In seiner Freizeit fotografiert er Nutzfahrzeuge «in freier Wildbahn» und beschliesst 1981, das inzwischen umfangreiche Fotomaterial in einem Buch zu veröffentlichen. Sein erstes Werk «Die letzten Schnauzenpostautos» wird mit 4000 verkauften Exemplaren ein Riesenerfolg und verschafft ihm Kapital für seinen ersten Bus. 1983 besichtigt er dann einen zum Verkauf stehenden 1954er Saurer, allerdings «im Abbruchzustand, denn damit waren in Verbier Skifahrer transportiert worden, deren Skis Himmel und Polster völlig verschlissen hatten. Meine damalige Frau erkannte das Ausmass der Misere sofort und sass bekümmert im Auto, während ich vor Glück auf Wolke sieben schwebte», erzählt Biegger. 1986 wagt er sich an seinen ersten Kalender, mit 1000 Abnehmern ebenfalls ein Erfolg. Er führt die Tradition jährlich weiter, auch wenn die Nachfrage sinkt: «Jetzt sind es vielleicht noch 400, aber solange diese Leute leben, hat der Kalender mehr Zukunft als Bücher.»

Sein «fahrbares Museum» ist seit 1996 in einem Depot auf dem Jenni-Areal in Ziegelbrücke untergebracht. Damals konnte er (als bis heute Einziger) eine Parzelle auf dem ehemaligen Industrieareal kaufen und darauf seine Holzhalle bauen. Wie viele Gelegenheiten in seinem Leben beruhte auch diese auf dem Kontakt zur Familie eines seiner Schüler. «Der Kauf des Grundstücks war meine Bedingung, denn ich wollte eine sichere Zukunft für meine Fahrzeuge, auch über mein Leben hinaus», so Jürg Biegger, der dafür gerade eine Stiftung gründet. www.hnf.ch

 

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