Know-how, Kundennähe und rote Farbe
SCHMIERSTOFFE Im November 2022 gab die Panolin AG bekannt, den Geschäftsbereich «Bio-Schmierstoffe» mit den Markenrechten an Shell zu verkaufen und den Firmennamen in Laemmle Chemicals AG umzufirmieren. Wir unterhielten uns mit CEO Silvan Lämmle darüber, was seither geschehen ist.
Zusätzlich zum Geschäftsbereich der biologisch abbaubaren Schmierstoffe übernahm Shell auch die internationale Vertriebsstruktur. Die Firma selbst, inklusive Produktion und Labors in Madetswil im Zürcher Oberland, verblieb bei der Familie und wird von Silvan Lämmle und Sarah MohrLämmle als Inhaber weitergeführt, während der Name Panolin mit «Shell Panolin» zum weltweiten Brand für Bio-Schmierstoffe wurde. «Wir sind stolz, dass der Name Panolin weltweit an Bedeutung gewinnt», erklärte damals Verwaltungsratspräsident Christian Lämmle.
TIR transNews: Wie ging der Markenwechsel über die Bühne?
Silvan Laemmle: Man ändert alles, vom eigentlich Kern unseres Geschäfts – den Produktverpackungen und den dafür notwendigen Dokumentationen – über Webseite, E-MailAdressen, Verkaufsunterlagen, Beschriftungen an Fassaden und Fahrzeugen, Overalls bis hin zu Give-aways wie Kugelschreiber oder Kleidungsstücke. Und manches dauert einen Moment, bis es geliefert wird. Aber jetzt ist alles abgeschlossen.
Was waren und sind die häufigsten Fragen der Kunden?
Typisch war: Gibt es euch denn noch? Existiert die Firma noch? Natürlich, wir haben ja nicht die Firma verkauft, sondern nur die Marke und das Bio-Schmierstoffprogramm. Die zweite Frage war dann gleich, ob das Fass weiterhin rot bleibe. Und ja, auch unsere neue Marke Roxor wird in den bekannten roten Fässern geliefert.
Warum ist das für die Kunden so wichtig?
Wir haben halt die rote Farbe besetzt, wir sind einfach «die Roten», das war den Leuten schon wichtig – und uns natürlich auch.
Was ist jetzt anders und was gleich?
Grundsätzlich hat sich nichts geändert, bis auf die BioSchmierstoffe. Diese werden neu über Maagtechnic bezogen. Alles andere machen wir weiterhin. Es sind dieselben
Ansprechpartner und Fachleute, wir sind dieselben Menschen wie vorher. Auch wenn Marke und Firma jetzt anders heissen, ist alles identisch. Selbst die Produktenamen bleiben gleich.
Wie sieht das aktuelle Produkteprogramm aus?
Unter der neuen Marke Roxor finden sich unsere Motorenöle Ecomot mit allen gängigen Freigaben resp. für alle gängigen Fahrzeugmarken sowie die drei Qualitätslinien des Hydrauliköls HLP Uni. Die höchste Qualität bietet eine lange Einsatzzeit, also lange Intervalle, was oft von inhabergeführten Unternehmungen bevorzugt wird, wo Wirtschaftlichkeit einen grossen Stellenwert hat. Hinzu kommen noch Getriebeöle und Achsenöle – einfach alles, was mit Öl zu tun hat. Unter der Marke Polyston bündeln wir Produkte mit wasser- und alkoholbasierter Chemie. Beispiele sind Motorund Chassisreiniger, Autoshampoo, Cockpitreiniger, Allzweckreiniger und Scheibenwischerwasser, bei dem wir in der Schweiz übrigens Marktführer sind. Polyston wird in Grüningen, ebenfalls im Zürcher Oberland, von der Fripoo Produkte AG hergestellt, die wir im April 2021 übernommen haben. Alle Roxor-Produkte werden bis auf Weiteres nicht im Retail erhältlich sein.
Veränderungen bieten immer auch Chancen. Welche waren das in diesem Fall?
Es war eine Riesenchance, mit der ganz frischen Marke Roxor im Markt aufzutreten, modern und zugleich zeitlos, über unsere Farbe verknüpft mit Tradition. Das bricht auch Strukturen auf, wir haben uns ganz neu organisiert. Da fängt man auch völlig neu an zu denken, wo man früher irgendwo im Geschäftsmodell steckengeblieben war. Ein solcher Change lässt keine andere Option offen und das macht alles in allem Megaspass.
Was schätzen die Kunden am meisten?
Unser Know-how und die Technologie, hätte ich bis vor Kurzem gesagt. Und das ist auch heute noch so – unser Wissen und dass wir die Wertschöpfung von A bis Z in der
Hand haben. Was sehr wichtig ist, ist die Nähe zum Kunden. Ein solcher Markenwechsel gelingt unterschiedlich gut, wenn man nicht so einen persönlichen Kontakt hat. Es geht auch um Vertrauen. Wir sind eine langjährige Familienfirma und man weiss, dass wir etwas vom Ölgeschäft verstehen. Die Farbe Rot stellt die subjektive Verbindung her zwischen unserem Wissen und unserer Kundennähe.
«Swiss Oil in Motion» lautet der Claim. Welche Botschaft steckt dahinter?
Wir wollten, dass Roxor wieder mit Öl in Verbindung gebracht wird und auch mit Swissness. «In Motion» soll ausdrücken, mit welchem Mindset wir arbeiten: dynamisch, in Bewegung, vorwärtsgerichtet. Vor 40 Jahren haben wir Bio-Schmierstoffe in den Markt gebracht, als Umweltschutz noch kein Thema war, und dass es global zum Standard wird, kommt erst noch. Wir wollen auch in anderen Bereichen Standards setzen.
Wo kommt eigentlich der Name Roxor her?
Auch das werden wir oft gefragt. Der Name «Panolin» ist meinem Grossvater eines Sonntags eingefallen, als er mit Zigarre in der Badewanne sass. Es war ein Fantasiename. «Roxor» entstand bei einem Zigarillo in einer Sportbar, ebenfalls ein Fantasiename. Mit seinen fünf Buchstaben ist er einfach lässig, kompakt und weist eine schöne Symmetrie auf.
Hatte der Verkauf eines Geschäftsbereichs personelle Konsequenzen?
Rund 15 Mitarbeiter, die sich um den internationalen Vertrieb gekümmert haben, sind mitgegangen. Wir sind nach wie vor 75 Leute hier und niemand hat deswegen seinen Job verloren. Wir produzieren sicher die nächsten zwei Jahre noch die Panolin-Bio-Schmierstoffe für Shell. Danach sehen wir weiter. Wir wollten immer global vertreten sein, aber für uns als KMU war es schwierig. Mit einem globalen Vertriebspartner ist die Vision Wirklichkeit geworden. Es macht uns stolz, dass der Name Panolin um die Welt geht.
2018 fand zum letzten Mal die traditionelle Motorsportveranstaltung Oldtimerclassic Hittnau statt, mit der damaligen Panolin AG als Hauptsponsor. Gibt es Pläne
für ein Ersatz-Engagement?
Wir hatten den Event «nur» mit einem VIP-Zelt als Plattform genutzt. Es gibt keinen Ersatzanlass, leider, es war etwas Einmaliges. Das OK ist zwar auf der Suche nach einem alternativen Austragungsort, aber ob ein derartiges Konzept heute irgendwo eine Chance hat? Im 2024 werden wir 75 Jahre alt, dann werden wir bestimmt etwas auf die Beine stellen.