Solides Business 2024 bei rückläufigem LKW-Markt
OEM JAHRESBILANZEN Das Jahr 2024 ist Geschichte – und zahlreiche OEMs haben ihre Geschäftsberichte veröffentlicht. Die wichtigsten (kommunizierten) Ergebnisse vor dem Hintergrund eines stark rückläufigen LKW-Markts in Europa im (alphabetischen) Überblick.

DAF Trucks
Im vergangenen Jahr belief sich der europäische Gesamtmarkt der LKW >16t auf insgesamt 316.000 Einheiten. Hier sicherte sich DAF Trucks einen Marktanteil von 14,4 Prozent. Zudem ist der niederländische Hersteller Marktführer in Grossbritannien (27,1 %) und den Niederlanden (28,9 %).
Im Segment der schweren Sattelzugmaschinen ist DAF die führende Importmarke in den beiden grössten LKW-Märkten Europas, Deutschland und Frankreich. Im Segment der mittelschweren LKW (Gesamtmarkt 50.900 Einheiten) betrug der Marktanteil von DAF 9,5 Prozent, wobei DAF in Grossbritannien und den Niederlanden Marktführer war. Mit einem Marktanteil von bis zu 15,8 Prozent im letzten Quartal 2024 (2023: 15,6 %) und der Auslieferung der ersten Baureihe neuer DAF-Elektrofahrzeuge an Kunden ist DAF gut aufgestellt, seine Erfolge 2025 weiter auszubauen. DAF Brasil erzielte mit 10.700 produzierten LKW einen Rekord und erzielte im Segment >16 Tonnen einen Rekordmarktanteil von 9,9 Prozent. Ausserhalb der Europäischen Union und Brasiliens verkaufte DAF über 4800 LKW.

Doch mit dem eActros 600 hat der Hersteller
für 2025 ein Ass im Ärmel.
Daimler Truck
Ende Februar meldete Daimler Truck einen deutlichen Absatzrückgang. So wurden im letzten Jahr 460.409 LKW und Busse verkauft (2023: 526.053, – 12 %, siehe Tabelle). Am 14. März 2025 folgte dann der integrierte Geschäftsbericht. Hier fokussierte die Medienmitteilung auf die Entwicklungen in Bezug auf Nachhaltigkeitsthemen. So stieg weltweit der Auftragseingang batterieelektrischer LKW und Busse um 22 Prozent auf 5617 Einheiten.

Gute Nachrichten gab es bezüglich CO2e-Emissionen in der weltweiten Produktion. Diese konnten im Vergleich zum Vorjahr um 13,8 Prozent und im Vergleich zu 2021 sogar um mehr als ein Drittel (35,3 %) reduziert werden. An seinen Produktionsstandorten verdoppelte Daimler Truck praktisch die Anzahl an Photovoltaik-Modulen auf weltweit rund 40,6 MWp, die im vergangenen Jahr 35,7 GWh Strom erzeugten. Und Ende 2024 waren rund 20 Prozent der Transporte in das grösste LKW-Werk von Daimler Truck in Wörth im Fahrbetrieb CO2e-frei.
2024 hat Daimler Truck zum ersten Mal die Recyclingfähigkeit seiner LKW und Busse berechnet. Sie beträgt über alle Marken und Produkte hinweg 93 Prozent des Gesamtgewichts. Bei den batterieelektrischen Modellen Mercedes-Benz eActros, dem Stadtbus Mercedes-Benz eCitaro und dem Freightliner eCascadia liegt sie mit bis zu 97 Prozent noch höher. Weiter teilte der Konzern mit, dass der Anteil von Frauen in Führungspositionen weltweit auf 20,5 Prozent erhöht wurde.

MAN Truck & Bus
Der gesamte MAN-Absatz sank um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf rund 96 000 Einheiten. Am meisten machte dabei der stark rückläufige LKW-Absatz von 24 Prozent zu schaffen. Es wurden 17 Prozent weniger Busse als im Vorjahr an Kunden ausgeliefert. Trotzdem blieb die bereinigte operative Umsatzrendite mit 7,2 Prozent stabil. Der Van erzielte hingegen mit rund 27 670 ausgelieferten TGE (+4 %) erneut einen Rekordabsatz.
Beim Gesamtumsatz fiel der Rückgang im Berichtszeitraum mit 7 Prozent auf 13,7 Milliarden Euro deutlich geringer aus als beim Absatz. Grund hierfür war insbesondere ein vorteilhafter Produkt- und Preismix. Das bereinigte operative Ergebnis lag mit 985 Millionen Euro um 90 Millionen Euro unter Vorjahr.
MAN CEO Alexander Vlaskamp kommentiert: «Das gute Ergebnis ist der Lohn für harte Arbeit in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Auch wenn wir bislang nicht von einem klaren Turnaround vornehmlich in Deutschland sprechen können, gehen wir aktuell insgesamt von einer weiteren leichten Belebung der Nachfrage im Verlauf des Jahres aus.» Angesichts dessen wird die Beendigung der Kurzarbeit an den deutschen Standorten vorbereitet.
Mercedes-Benz Vans Schweiz
Mercedes-Benz Vans Schweiz konnte im Jahr 2024 absolute Rekordergebnisse verzeichnen und die Zulassungen um 15,5 Prozent auf 8177 Einheiten steigern, während der relevante Van-Gesamtmarkt gleichzeitig um 1,9 Prozent von 44.439 auf 43.612 Einheiten zurückging. Damit konnte der Marktanteil um +2,8 Prozent noch einmal weiter ausgebaut werden. Speziell im Large-Van-Segment konnte der Sprinter die Marktführung verteidigen und mit +3,2 Prozent seinen Marktanteil weiter ausbauen.
Mercedes-Benz Vans weltweit
In einem herausfordernden globalen Marktumfeld verkaufte die Mercedes-Benz Group 2024 weltweit 2,389 Mio. Pw und Vans, am meisten davon im vierten Quartal mit 625.800. Der weltweite Absatz von Mercedes-Benz Vans stieg im vierten Quartal um 16 Prozent gegenüber dem Vorquartal auf einen Jahresbestwert von 105.700 verkauften Einheiten. Das Wachstum wurde vor allem durch den europäischen Markt getrieben, wobei die Verkäufe von Midsize und Small Vans zulegten und die Verkäufe bei den Large Vans auf einem stabilen Niveau zum Vorquartal lagen. Im Gesamtjahr 2024 erreichte Mercedes-Benz Vans einen Absatz von 405.600 Einheiten.
Renault Group
Der Hersteller der Renault Transporter (LCV) erzielte 2024 einen Konzernumsatz von 56,2 Milliarden Euro (+7,4 % bzw. +9,0 % bei konstanten Wechselkursen). Das historische Betriebsergebnis der Gruppe lag bei 4,3 Milliarden Euro (+146 Mio. Euro, +15 %), resp. bei 7,6 Prozent des Umsatzes.
Der Nettogewinn betrug 2,8 Milliarden Euro, der allerdings durch Kapitalverluste und weiteren Abschreibungen aus dem Verkauf von Nissan-Aktien belastet wurde. Als ausgewiesenen Nettogewinn gibt Renault 0,8 Milliarden Euro an. Solide ist auch der Auftragsbestand in Europa mit einer Vorlaufzeit von etwa zwei Monaten. Die Renault Group gehört in Europa zu den drei stärksten OEMs. Die Marke Renault ist in Europa die Nummer 3 bei PW und LCV und die Nummer 1 bei LCV. In Frankreich ist Renault die Nummer 1 bei PW, Elektrofahrzeugen und LCV.
Renault Trucks
«Das Geschäftsjahr 2024 endet mit einer soliden Leistung für Renault Trucks, wobei der Fokus nach wie vor auf einer Transformation hin zu einem nachhaltigen Transportwesen liegt. Wir setzen unsere Investitionen fort, mit dem Ziel, unsere Kunden bei der Energiewende zu unterstützen und um unsere Position auf unseren strategischen Märkten weiter zu konsolidieren», erklärte Bruno Blin, Präsident von Renault Trucks.

Der Hersteller konnte seine Position in Europa (EU30 einschliesslich Schweiz, Norwegen und Grossbritannien) inmitten eines komplexen wirtschaftlichen und geopolitischen Umfelds festigen und den Marktanteil im Segment >16t um fast einen Prozentpunkt auf 9,1 Prozent verbessern. In Frankreich lag der Marktanteil in diesem Segment bei 29,7 Prozent. 2024 fakturierte Renault Trucks insgesamt 56.898 Fahrzeuge (siehe Tabelle).

Im Segment der Elektrofahrzeuge >16t konnte der Hersteller seinen Marktanteil um einen Punkt auf 24,2 Prozent steigern und weist eine dreimal höhere Wachstumsdynamik als der Markt auf (Marktdurchdringung von 4,6 % gegenüber 1,5 % für den gesamten Sektor im zweiten Halbjahr 2024). Bei den Auftragseingängen für Elektro-LKW gab es 2024 einen Anstieg auf über 2000 Einheiten im Jahr (+36 %) und auch für 2025 geht man bei Renault Trucks von einer fortführenden Dynamik bei der Elektromobilität aus.
In der Gebrauchtwagensparte lag die Zahl der verkauften Renault Trucks bei 7127 Fahrzeugen (+21 %). Zu erwähnen ist, dass 2024 erstmals Renault Trucks Elektro-LKW auf dem Gebrauchtwagenmarkt erhältlich waren.
Scania
Der schwedische Hersteller kann sich freuen, denn er steigerte sowohl Umsatz als auch Gewinn auf Rekordniveau. So stieg der Nettoumsatz der Scania Gruppe um 6 Prozent auf 216,1 (2023: 204,1) Milliarden SEK, das sind genau 20 Milliarden Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis erreichte 30,4 (26,0) Milliarden SEK und die bereinigte operative Marge lag bei 14,1 (12,7) Prozent. Die Auslieferungen stiegen um 6 Prozent auf 102.069 Fahrzeuge, davon 266 (246) emissionsfreie Fahrzeuge (ZEV). Scanias Marktanteil stieg in Europa um über 2 Prozent auf 17,8 Prozent. In Lateinamerika erhöhte sich der Marktanteil auf 17,3 Prozent. Der Umsatz im Servicegeschäft stieg um 3 Prozent. Der Auftragseingang ging um 4 Prozent auf 81 012 Fahrzeuge zurück.

Im Q4 2024 ging der Nettoumsatz der Scania Gruppe um 4 Prozent auf 57,4 (60,0) Milliarden SEK zurück. Das bereinigte Betriebsergebnis erreichte 7,7 Milliarden SEK. (7,4) und die bereinigte operative Marge lag bei 13,3 Prozent (12,3). Der Auftragseingang stieg um 10 Prozent auf 24.599 Fahrzeuge.
Erstmals überstiegen die Fahrzeugauslieferungen die Marke von 100.000, was auf eine stabile Produktion und eine erfolgreiche Reduzierung des Auftragsbestands auf ein normaleres Niveau zurückzuführen ist. Um Transformation und Wachstum zu unterstützen, investierte Scania massiv in Forschung und Entwicklung sowie in die Fertigstellung seines zukünftigen Industriezentrums in China.
Volkswagen Nutzfahrzeuge
VW Nutzfahrzeuge stellte 2024 sein Produktportfolio neu auf, führte seine Restrukturierung weiter und erzielte dabei ebenfalls ein solides Ergebnis. Der Umsatz lag trotz eines um 4 Prozent geringeren Absatzes mit 404 000 Fahrzeugen und konstanten Auslieferungszahlen mit 15,12 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Das operative Ergebnis ging aufgrund
von Restrukturierungsmassnahmen auf 743 Mio. Euro (2023: 873 Mio. Euro) zurück, liegt aber deutlich über dem Ergebnis von 2022 (527 Mio. Euro). Ein Modellfeuerwerk mit allein drei Weltpremieren im Jahr 2024 sorgt dafür, dass der Hersteller jetzt mit dem besten Angebotsportfolio in seiner Geschichte punkten kann. So wurden bis Anfang März bereits 52.000 Bestellungen des neuen Transporter und Caravelle getätigt.
Volvo Trucks
Zum fünften Mal in Folge ist Volvo Trucks mit beeindruckenden 47 Prozent Marktführer im Segment der schweren Elektro-LKW in Europa, dies dank 1970 zugelassenen elektrischen Volvo Trucks. Die fünf wichtigsten Märkte waren Deutschland, die Niederlande, Schweden, Norwegen und die Schweiz. Auch in Nordamerika nimmt Volvo Trucks mit einem Marktanteil von über 40 Prozent im Segment der schweren Elektro-LKW eine führende Position ein.
Im europäischen Gesamtmarkt lag 2024 der Anteil von Elektro-LKW bei lediglich 1,3 Prozent. «Um den Übergang zu einem emissionsfreien Verkehr zu beschleunigen, reicht es nicht aus, Elektro-LKW zur Verfügung zu stellen», so Roger Alm, Präsident Volvo Trucks. «Unsere Analyse zeigt, dass bis 2030 rund 40.000 Schnellladestationen entlang der europäischen Strassen benötigt werden, um eine potenzielle Flotte von 400.000 Elektro-LKW zu unterstützen. Ausserdem brauchen wir wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die den Betrieb von Elektro-LKW für alle Transportunternehmen rentabel machen.»