US-amerikanische Zollpolitik schneidet Nutzfahrzeugmarkt Luft ab

MARKT SCHWEIZ 2025 Der Absatz neuer Nutzfahrzeuge hat im ersten Quartal einen herben Dämpfer erlitten. Nachdem 2024 noch mit einer roten Null zum Vorjahr abgeschlossen werden konnte, sind die Neuimmatrikulationen mit einem Minus von 17,8 Prozent nach drei Monaten nun regelreicht eingebrochen.

Die Verunsicherung der Unternehmen aufgrund der täglich neuen Hiobsbotschaften zu amerikanischen Zöllen ist massiv, weshalb grosse Investitionen wie die Erneuerung des Fahrzeugparks derzeit in die Zukunft verschoben werden.

Lediglich 8813 leichte und schwere Sachen- sowie Personentransportfahrzeuge wurden von Januar bis März in Verkehr gesetzt – vor Jahresfrist hatte das Marktvolumen
noch 10.721 Fahrzeuge betragen. Die Verunsicherung der Unternehmen aufgrund der täglich neuen Hiobsbotschaften zu amerikanischen Zöllen ist massiv, weshalb grosse Investitionen wie die Erneuerung des Fahrzeugparks derzeit in die Zukunft verschoben werden. Der Rückgang betrifft alle Fahrzeugkategorien im Nutzfahrzeugmarkt gleichermassen, doch eine besonders: Die Zahl neuer Camper brach um mehr als ein Drittel ein.

US-amerikanische Zollpolitik verunmöglicht Wachstumsprognosen

So schnell wie sich das Karussell der US-amerikanischen Zollpolitik gerade dreht, kann die Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes ihre Wachstumsaussichten gar nicht anpassen. Trotzdem hat sie ihre aktuellen Erwartungen für ein Plus des Bruttoinlandprodukts (Sportevent-bereinigt) für 2025 von zuvor 1,5 auf 1,4 Prozent gesenkt. Schweizer Unternehmen spüren diese gedämpften Wachstumserwartungen durch drohende hohe Zölle auf Exporte in die USA und die dadurch verursachte Kaufzurückhaltung am eigenen Leib – und schauen selbst vermehrt aufs Geld. Die daraus resultierende Investitionszurückhaltung schlägt nun mit voller Wucht auf die Importwirtschaft und den Nutzfahrzeugmarkt durch.

Das Segment der leichten Nutzfahrzeuge (Transporter) gilt als Gradmesser für die allgemeine Wirtschaftslage, weil besonders KMU auf diese Fahrzeuge angewiesen sind.

LCVs mit minus 13,7 Prozent

Bei den leichten Nutzfahrzeugen (Lieferwagen und leichte Sattelschlepper bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht) resultiert mit 6727 Inverkehrsetzungen ein Rückgang zum Vorjahr von 13,7 Prozent. Das Segment gilt als Gradmesser für die allgemeine Wirtschaftslage, weil besonders KMU auf diese Fahrzeuge angewiesen sind, oft auch mit kurzfristiger Verfügbarkeit. Aufgrund der vom Bundesrat rückwirkend in Kraft gesetzten CO₂-Verordnung gelten seit Anfang deutlich strengere Vorgaben für Lieferwagen und ein rund 20 Prozent tieferer Zielwert als noch im vergangenen Jahr. Die Fahrzeughersteller reagieren mit einem deutlich ausgebauten Angebot an elektrifizierten Modellen und kommen so im ersten Quartal auf einen Marktanteil an E-Transportern von 10,0 Prozent, nach 5,6 Prozent vor Jahresfrist. Neu sind zudem mehrere Modelle als Plug-in-Hybrid verfügbar, diese erreichen einen Markanteil von 1,1 Prozent.

Lkws mit minus 18,7 Prozent

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den schweren Nutzfahrzeugen mit mehr als 3,5 Tonnen Gesamtgewicht. Diese kommen im ersten Quartal noch auf 928 Neuzulassungen, ein Rückgang von 18,7 Prozent zum vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Da auch schwere Nutzfahrzeuge seit Jahresbeginn neuen CO₂-Vorgaben unterstehen, ist das Fahrzeugangebot an E-Trucks seitens der Importeure bereits seit einiger Zeit stark wachsend – und wird dank der Befreiung dieser Fahrzeuge von der leistungsabhängigen
Schwerverkehrsabgabe LSVA auch vermehrt nachgefragt. So waren 169 der 928 neuen Lastwagen im ersten Quartal rein elektrisch angetrieben und kommen damit auf einen hohen Marktanteil von 18,2 Prozent. Zudem wurden vier neue Gas-Trucks immatrikuliert.

Camper belasten Nutzfahrzeugmarkt am Stärksten

Den stärksten Rückgang im ersten Quartal 2025 haben die neuen Personentransportfahrzeuge zu verzeichnen. Der Einbruch neuer Wohnmobile, die rund 90 Prozent dieses Segments ausmachen, fällt mit minus 35,8 Prozent zum Vorjahresquartal dramatisch aus. Dementsprechend verlieren auch die Personentransportfahrzeuge als
Ganzes 35,1 Prozent ihrer Vorjahreszulassungen und kommen noch auf 1158 Neufahrzeuge. Der durch die Covid-Pandemie ausgelöste Camperboom, dessen Auslaufen sich bereits im vergangenen Jahr mit einem Rückgang neuer Wohnmobile von 10 Prozent angedeutet hatte, hat damit ein jähes Ende gefunden.

Der Einbruch neuer Wohnmobile, die rund 90 Prozent dieses Segments ausmachen, fällt mit minus 35,8 Prozent zum Vorjahresquartal dramatisch aus.

«Nebst einem schlechten ersten Quartal im Gesamtmarkt, trübt die rückwirkende CO₂-Verordnung die Marktaussichten zusätzlich. Der bundesrätliche Übereifer wird die gewerbliche Mobilität finanziell belasten. In Zeiten grosser wirtschaftlicher Verwerfungen ist dies insbesondere sträflich, weil gleichzeitig die Rahmenbedingungen für emissionsärmere Antriebe nicht verbessert werden», hält Thomas Rücker, Direktor von auto-schweiz, fest.

Nutzfahrzeugmarkt drückt Motorfahrzeug-Gesamtmarkt auf minus 9,5 Prozent

Zusammen mit den 52.690 neuen Personenwagen sind im ersten Quartal 2025 in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein insgesamt 61.503 neue Motorfahrzeuge in Verkehr gesetzt worden. Im Vergleich zum Vorjahreswert von 67.945 stellt dies einen Rückgang um 6442 Neuimmatrikulationen oder 9,5 Prozent dar.

Die detaillierten Zahlen nach Marken stehen auf www.auto.swiss/#statistics zur Verfügung. Die Auswertungen von auto-schweiz basieren auf Erhebungen des Bundes, die Daten sind möglicherweise vorläufig und nicht abgeschlossen.

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