Das erfüllte Carrossier-Leben von Max Naef

NACHRUF Max Naef prägte während Jahrzehnten die ­Geschichte der Carrosserie Hess. Er verstarb am 15. Februar 2020, sein Vermächtnis lebt aber in einem einzigartigen kleinen Museum weiter.

Max Naef Studienarbeit Carrosserie Hess Alex Naef TIR transNews
Max Naef vor seiner Studienarbeit an der Wagenbauschule von 1955 mit Sohn Alex Naef.

Begonnen hatte seine Lebensgeschichte vor rund 87 Jahren als zweiter Sohn von Heinrich und Ida Naef-Kaltenrieder. Geboren wurde Max Naef am 26. April 1933 in Bellach und blieb dem Ort fast sein ganzes langes Leben treu. Seine Mutter war auf einem Bauernhof südlich des Neuenburgersees aufgewachsen, sein Vater, ebenfalls ein Bauernsohn, stammte aus dem zürcherischen Weiach. Jener folgte nach seiner Ausbildung als Wagner in Erlinsbach seinem Oberstift nach Solothurn und trat eine Stelle in der Wagnerei der Gebrüder Anton und Emil Hess an. Im Betrieb sah Max Personenwagen, Busse, Lastwagen und Militärfahrzeuge entstehen. Bei den grossen Zeichnungen, an denen der Vater nach dem Abendessen in der Wohnung arbeitete, durfte er ab und zu mithelfen.

In die Fussstapfen des Vaters
Am 1. Mai 1949 machte sich Max auf die Reise ins Tessin, wo er bei Bosia Bernasconi & Ortelli in Lugano eine Ausbildung als «Fabbro da carrozzeria», als Carrosserie-Schlosser, antrat. 48 Stunden pro Woche bei 19 Franken Wochenlohn im 1. Lehrjahr. Seine Lehrabschlussprüfung im März 1953 bestand er mit der herausragenden Note 1,1. Mit einem Diplom der Wagenbauschule im Sack kehrte Max nach seiner Weiterbildung zum Carrosserie-­Techniker in Hamburg in die Schweiz zurück und nahm am 1. April 1956 seine Tätigkeit in der Carrosserie auf. Doch nach gerade mal einem Jahr rief der Direktor der grossen Alusuisse höchstpersönlich Max an, um ihn für einen Sondereinsatz in Portugal abzuwerben. Die Stadt Porto hatte einen grossen Auftrag für Busse vergeben. Zeichnungen, Materiallisten und Aluprofile für 20 Fahrzeuge waren an die Carrocerias Dalfa geliefert worden. Doch niemand in der Werkstatt wusste, wie man Busse aus Aluminium auf die Fahrgestelle aus England baute. Und so kam es, dass Max Anfang Juni 1957 mit einer 25 kg schweren pneumatischen Alu-Nietpresse im Fluggepäck in Richtung Portugal abhob. Die folgenden sieben Monate in Cucujães bezeichnete er immer wieder mal als seine erfüllteste Berufszeit, denn seinem Pioniergeist wurden keine Grenzen gesetzt. Im Frühjahr 1958 kehrte Max nach Bellach zurück und stellte fortan sein Wissen und Können, sein technisches Talent und seine Schaffenskraft mehr als vier Jahrzehnte in den Dienst der «Bude», wie die Carrosserie seit jeher genannt wurde.

Nachhaltige Innovationen
Mit seiner Leidenschaft für den Fahrzeugbau und den Werkstoff Aluminium verantwortete Max im technischen Bereich Meilensteine. Mit der Entwicklung des CO-BOLT-Systems, d.h. schrauben statt schweissen, wurde die Konstruktionsweise im Fahrzeugbau revolutioniert. Besonders stolz war er auf den von ihm und seinen Mitarbeitern entwickelten Flughafenbus, der heute unter der Marke Cobus auf Flughäfen weltweit täglich von Tausenden Passagieren genutzt wird.

Die Geschichte der Nachwelt erhalten
Im eigenen Betrieb, aber auch im Branchenverband VSCI (heute carrosserie suisse) setzte er sich viele Jahre für die Berufsausbildung von Fahrzeugschlossern und Fahrzeugkonstrukteuren ein, von 1962 bis 1985 war er auch ein tragendes Mitglied in der Berufsbildungskommission. Dafür wurde er vom Verband zum Ehrenmitglied ernannt.

In seinen vielen Funktionen, die er über die Jahre vom Leiter Technik, Betriebsleiter, Geschäftsführer bis hin zum Verwaltungsratspräsidenten der Carrosserie Hess AG, der Carrosserie Tüscher AG, der Carrosserie Lauber SA und der FBT AG ausübte, sammelte er Dokumente, Werkzeuge und Objekte, welche seit ein paar Jahren in einem kleinen, aber informativen Museum, dem «Dokusurium», wie er es nannte, eine grosse Spanne der mehr als hundertjährigen Firmengeschichte illustrieren.

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