Die eMobility Days in Berlin gehörten Daimlers E-Bussen

LINIENBUSSE Auf den eMobility Days in Berlin hat Daimler Buses Mitte November 2024 neue Entwicklungen, Produkte und Services vorgestellt, darunter einen eIntouro-Prototyp, den eCitaro K sowie den eCitaro fuel cell.

Mercedes bietet den Überlandbus Intouro künftig auch mit E-Antrieb und Batterietechnik aus dem eActros 600 an.
Mercedes bietet den Überlandbus Intouro künftig auch mit E-Antrieb und Batterietechnik aus dem eActros 600 an.

Der an den eMobility Days in Berlin gezeigte neue Überlandbus eIntouro verfügt über eine Reichweite von bis zu 500 km und eignet sich damit für Linien-, Schul-, Shuttle- und Ausflugsverkehr. Er basiert auf dem kürzlich neu aufgelegten Intouro, ist in zwei Längen (12,18 und 13,0 m) erhältlich und mit E-Antrieb, LFP-Batterien und Zentralmotor ausgestattet. Es gibt ihn mit einem oder zwei Batteriepaketen (207 oder 414 kWh Kapazität). Das erste Batteriepaket wird wegen der Gewichtsverteilung im Raum hinter der Vorderachse untergebracht. Die optionale zweite Batterie kommt im Heck in den bisherigen Motorraum. Batterien und etliche Hochvoltkomponenten werden aus dem brandneuen eActros 600 entliehen.

Die Batterie mit Lithium-Eisenphosphat-Zelltechnologie (LFP) liefert eine Betriebsspannung von 800 Volt und soll eine Lebensdauer von bis zu 15 Jahren haben. Im Gegensatz zu anderen Zelltechnologien ist bei LFP die Nutzung von über 95 Prozent der installierten Kapazität möglich, was eine höhere Reichweite bei gleicher Kapazität ermöglicht. Je nach Fahrweise und Ambiente liegen hier bis zu 500 Kilometer ohne Nachladen drin.

Laden ist am herkömmlichen CCS-2-Stecker mit bis zu 300 kW Ladeleistung möglich. Busunternehmen, die bereits mit dem eCitaro fahren, können bestehende Ladetechnik nutzen, sofern diese mindestens über 900 V Ausgangsspannung verfügt. Der E-Motor ZF Cetrax (320 kW) treibt mit integriertem, automatischem Dreiganggetriebe die Mercedes-Antriebsachse RO440 an. Zudem lassen sich Software-Updates Over-the-Air einspielen. Das funktioniert nicht nur für Sicherheits-Updates, sondern auch für Komponenten wie die Türsteuerung. Optische Merkmale hat der eIntouro keine.

Das Basis-Batteriepaket findet im eIntouro im Raum direkt hinter der Vorderachse Platz.
Das Basis-Batteriepaket findet im eIntouro im Raum direkt hinter der Vorderachse Platz.

eMobility Days mit Kurzversion des eCitaro

Solo-eCitaro (12,14 m) und Gelenkbus eCitaro G (18,13 m) werden nun mit einer Kurzversion eCitaro K (10,63 m) ergänzt. Mit 4,4 Meter Radstand beträgt sein Wendekreis lediglich 17,28 Meter, was den Kompakt-eCitaro zum idealen Gefährt für enge und winklige Linien durch Altstädte oder für Bergregionen macht. Mit bis zu 84 Fahrgästen bietet er trotz geringer Länge eine beachtliche Beförderungskapazität. Die aktuelle Batterie sorgt bei maximaler Kapazität von 588 kWh für bis zu 400 Kilometer Reichweite. Ab 2026 kommt die neue Batteriegeneration NMC4 zum Einsatz, welche die Reichweite auf bis zu 500 Kilometer steigern wird. Zwei Batteriepakete befinden sich im eCitaro K hinten im ehemaligen Motorraum, zwei bis vier optionale Batterien kommen aufs Dach.

Fahrgastraum und Fahrerplatz, die über zwei oder drei Türen zugänglich sind, entsprechen dem gewohnten Bild. Die Sicherheitssysteme lassen sich optional ergänzen mit dem eigens für Stadtbusse entwickelten Notbremsassistenten Preventive Brake Assist 2 mit erweiterter Fussgänger- und Velofahrer-Erkennung.

Der eCitaro K ist die Kurzversion des bekannten eCitaro und für enge Verhältnisse geeignet.
Stiess ebenfalls an den eMobility Days auf Interesse: Der eCitaro K ist die Kurzversion des bekannten eCitaro und für enge Verhältnisse geeignet.

Brennstoffzelle als Range Extender …

Bei der Umstellung auf Elektromobilität bevorzugt die Mehrzahl der Verkehrsbetriebe den batterieelektrischen Antrieb, weil in der Regel Netzstrom besser verfügbar und deutlich preisgünstiger erhältlich ist als Wasserstoff für die Brennstoffzelle. Letztere bietet sich jedoch speziell für sehr hohe tägliche Reichweiten ohne Zwischenladung an. Dabei erzeugt sie während der Fahrt zusätzlichen Strom für die Hochvolt-Batterien, arbeitet also nicht als Hauptenergiequelle, sondern lediglich als Range Extender. Der Gelenkbus schafft auf diese Weise bis zu 500 Kilometer Reichweite, beim Solobus sind sogar bis zu 600 Kilometer möglich.

Die Brennstoffzelle des eCitaro fuel cell leistet 60 kW, die Batterie bietet ab 295 kWh Kapazität. Geladen wird im Depot. Im Unterschied zu einem reinen Wasserstofffahrzeug mit kleinerer Pufferbatterie wird die beim Bremsen rekuperierte Energie vollständig in den Traktionsbatterien gespeichert. Gerade im Stadtverkehr mit vielen Verzögerungsvorgängen oder bei unterschiedlicher und anspruchsvoller Topografie trägt dies zur Gesamtwirtschaftlichkeit des eCitaro fuel cell bei. Die grosse Batterie ermöglicht zudem hohe Antriebsleistungen über längere Zeit (z.B. an Steigungen), ohne dass die Brennstoffzelle im höheren, ineffizienten Bereich arbeiten muss.

… oder als Hauptenergiequelle

Einzelne Verkehrsbetriebe bevorzugen wegen guter und preiswerter Verfügbarkeit den Einsatz von grünem Wasserstoff. Dafür hat Daimler Buses einen neuen Betriebsmodus für den eCitaro fuel cell geschaffen, den H2-Mode. Hierbei dient ausschliesslich der Wasserstoff als Energiequelle. Die Brennstoffzelle speist, intelligent gesteuert, immer so viel Energie in den Antrieb und die Batterien ein, dass die Batterieladung nie unter eine definierte Grenze sinkt; ein Nachladen an der Ladesäule kann entfallen.

Der Brennstoffzellen-eCitaro kann neu auch als reines H2-Fahrzeug genutzt werden.
Der Brennstoffzellen-eCitaro kann neu auch als reines H2-Fahrzeug genutzt werden.

Neu verfügt der eCitaro fuel cell also über die drei Betriebsstrategien Maximum Range Mode, Balanced Mode und eben H2-Mode. Bei Maximum Range werden sowohl Batterieladung als auch Wasserstoff-Bevorratung maximal ausgeschöpft, die Brennstoffzelle arbeitet dabei stets im effizientesten Betriebsbereich. So sind beim Solofahrzeug bis zu 500 Kilometer Reichweite möglich, mit der neuen Batteriegeneration NMC4 steigt die Reichweite ab 2026 auf bis zu 700 Kilometer, beim Gelenkbus auf etwa 600 Kilometer.

In Balanced Mode liefert die Batterie den überwiegenden Teil der Energie für Antrieb und Nebenverbraucher, die Brennstoffzelle schiesst nur so viel Energie zu, wie zum Erreichen der zuvor definierten Reichweite notwendig ist. Auch hier arbeitet die Brennstoffzelle stets im effizientesten Betriebsbereich. Mit NMC4 werden auch hier Reichweiten von bis zu 700 Kilometer ermöglicht.

Im H2-Mode nutzt der Antrieb als Energiequelle Batterie und Brennstoffzelle. Letztere wird dabei teilweise stärker gefordert als in den anderen beiden Betriebsstrategien, arbeitet jedoch ebenfalls im effizienten Betriebsbereich zwischen 20 und 40 kW. Bei einem Wasserstoffverbrauch von 6,3 (Solobus) und 9,7 (Gelenkbus) kg/100 km lassen sich mit einer Tankfüllung Reichweiten von 480 bzw. 360 Kilometer erzielen.

Neue Dienste bei Omniplus an eMobility Days

In Ergänzung der neuen Turn-Key-Solutions für E-Busse gibt es auch Neuerungen beim Servicenetz Omniplus. Das Dienste-Angebot wird u.a. um die Performance Analysis zur Bewertung der Fahrweise erweitert und um eine Batterie-Überwachung, mit der Flottenbetreiber den Zustand der Hochvolt-Batterie und Empfehlungen zum pfleglichen Umgang erhalten. Kostenfrei ist der Garantiestatus der Batterie, dank dem sich Gewährleistungsverletzungen verhindern lassen. Die Over-the-Air-Updates beim eIntouro haben wir bereits erwähnt.

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