Die Stadt Zürich investiert in den Trolleybus

VERKEHRSBETRIEBE ZÜRICH VBZ Anlässlich des 80. Geburtstages des Trolleybusses in der Stadt Zürich, den die Verkehrsbetriebe mit einem Festakt feierten, präsentierte die VBZ ihre Elektrobusstrategie bis 2030 «eBus VBZ».

VBZ Trolleybus Hess Zürich Hans Konrad Bareiss Stadtrat Michael Baumer Guido Schoch TIR transNews
Sie unterstützen die Elektrifizierung im ÖV der Stadt Zürich (v. l.): Hans Konrad Bareiss, Bereichsleiter Markt VBZ, Stadtrat Michael Baumer und Dr. Guido Schoch, Direktor VBZ, vor einem Swiss Trolley Plus von Hess

«Die Stadt Zürich baut beim öffentlichen Verkehr in Zukunft noch stärker auf elektrische Mobilität», verkündete Michael Baumer, Vorsteher des Departements der Industriellen Betriebe der Stadt Zürich, am 7. Mai im Tram-Museum Burgwies. Derzeit befördert die VBZ-Flotte bereits über 80 Prozent der Fahrgäste mit elektrisch angetriebenen Fahrzeugen – nämlich mit Tram und Trolleybus. Eingekauft wird ausschliesslich nachhaltig erzeugter Strom. Nun verkündete Baumer, dass bis 2030 auch die verbleibenden rund 150 Dieselbusse weitgehend durch E-Fahrzeuge ersetzt werden sollen: «Namentlich in Batterietrolleybusse für die städtischen Hauptlinien werden wir in den nächsten Jahren einiges investieren.»

Keine Pauschallösung
«Die Elektrifizierungsstrategie muss sich an den Linien orientieren», erklärte VBZ-Direktor Guido Schoch. Die VBZ entscheide bei jeder einzelnen Linie aufgrund von Passagieraufkommen und Topografie, welche Art der Elektrifizierung die geeignetste ist. Beispielsweise ab acht Prozent Steigung kommt ein Tram nicht infrage. Für Quartierlinien und für Standardbusse werden nun Batteriebusse ausgeschrieben. Auf den Hauptlinien hält die VBZ aber weiterhin an Trolleybussen fest und will diese sogar vermehrt einsetzen.

«Die neuen Trolleybusse sind eigentlich Batteriebusse, die an Fahrleitungen geladen werden, auch ‹In Motion ­Charging› genannt», so Schoch. Es ermöglicht, bis zu 50 Prozent der Strecke mit der Batterie zu fahren. Der grosse Vorteil liege darin, dass man nicht über Nacht alle Busse gleichzeitig laden müsse. Denn das würde die VBZ – wie künftig auch andere Verkehrsbetriebe – vor unlösbare Probleme stellen. Rein rechnerisch wäre eine Stromversorgung mit der achtfachen Kapazität des Kraftwerks Letten nötig, um die 150 Busse in vier Stunden laden zu können. Städte, die heute (noch) ein Oberleitungsnetz haben, werden also künftig dankbar dafür sein – und Geld sparen. Andere Gemeinden werden eine Schnellladeinfrastruktur errichten müssen (Systeme TOSA oder OPP). Wie individuell jedoch jede Gemeinde mit dieser Frage umgeht, zeigt das Beispiel Schaffhausen (siehe Seite 41).

Hess Swiss Trolley Plus
2017 begann Hess mit der Entwicklung des Swiss Trolley Plus und heute sind bereits vier Fahrzeuge in Zürich im Einsatz. Die Kapazität der Traktionsbatterie liegt bei 60 kWh beim Gelenk- und bei 77 kWh beim Doppelgelenk-Trolleybus. Die Batterie wiegt rund 900 respektive 1000 kg. Im Unterschied zu herkömmlichen Trolleybussen rekuperiert der Swiss Trolley Plus nicht in die Fahrleitung, sondern in die Batterie.

«Der Trolleybus bleibt für Zürich unverzichtbar», bekräftigte Schoch. «Er ist wirtschaftlich auf Linien mit dichtem Takt und anspruchsvoller Topografie. Er ist ökologisch, dank vollelektrischem Betrieb und hohem Wirkungsgrad. Der kontinuierliche Energiebezug ermöglicht den Einsatz ohne Ladepausen. Und mit Traktionsbatterien und fahrleitungslosen Abschnitten wird der Trolleybus flexibler und kostengünstiger.»

Wie sieht die Zukunft der VBZ-Diesel-Gelenkbusse aus?

  1. Auf den Hochleistungslinien (heute sind das die Linien 31, 32, 33, 46 und 72) wird der Batterietrolley zum Einsatz kommen.
  2. Auf weniger stark befahrenen Linien (und Regionallinien) kommt der Batteriebus mit Zwischenladungen zum Einsatz.
  3. Der Hybridbus wird als Brückentechnologie und später als Reserve eingesetzt. Heute sind 19 Hybridbusse im Einsatz.
  4. Bereits ab Herbst 2020 sollen acht neue Gelenk-Batterie-trolleybusse auf der heute mit Dieselbussen betriebenen Linie 83 eingesetzt werden. Dies spart 210’000 Liter Diesel oder 560 Tonnen CO₂ im Jahr.
  5. Der Zürcher Regierungsrat hat einen Kredit für die Projektierung der nötigen Fahrleitungsabschnitte zur Elektrifizierung der Linien 69 auf Anfang 2024 und 80 auf Mitte 2025 gesprochen.

Heute transportieren die VBZ täglich rund 180’000 Personen in 40 Gelenk- und 34 Doppelgelenk-Trolleybussen. Die fünf Linien durchqueren auf insgesamt 54 Kilometern mit 125 Haltestellen ­unterschiedliche Quartiere in der ganzen Stadt. Der Stromverbrauch der 400 VBZ-Fahrzeuge – sie legen täglich 80’000 km zurück – liegt heute jährlich bei 79 Mio. kWh, derjenige der Trolleybusse allein bei 14,8 Mio. kWh.

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