Hat der Bus noch Zukunft auf der IAA?

IAA NUTZFAHRZEUGE Mercedes-Benz, MAN, Iveco, Scania und Volvo zeigten ihre Neuheiten wie gewohnt auf ihren grossen Ausstellungsflächen oder gar in «ihrer Halle», zusammen mit den Lastwagen, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Alle anderen Busbauer sind jeweils in der «Bushalle 11» vereint.

Mercedes-Benz eCitaro IAA Nutzfahrzeuge TIR transNews
Mercedes-Benz stellte den eCitaro erstmals der breiten Öffentlichkeit vor.

Jedes gerade Jahr findet in Hannover die IAA Nutzfahrzeuge statt. In den ungeraden Jahren steht für die Busbranche mit der Busworld die unbestritten führende Messe des Bereichs Linien- und Reisebusse auf dem Programm. Anstatt wie gewohnt in Kortrijk, kommt 2019 Brüssel als Austragungsort zu seiner Premiere. Ein guter Rhythmus, den die Branche so einverleibt hat. Doch verstärkt kommt nun auch die Inno­trans zur Sprache. Da diese Messe des öffentlichen Verkehrs gleichzeitig mit der IAA Hannover durchgeführt wurde, haben sich einige Busbauer für die Innotrans und gegen die IAA entschieden. Im Moment gibt es dazu nur ein «entweder oder», an beiden Veranstaltungen auszustellen lohne sich nicht, wurde uns vonseiten der Bushersteller erklärt.

Mercedes-Benz, MAN, Iveco, Scania und Volvo zeigten ihre Neuheiten wie gewohnt auf ihren grossen Ausstellungsflächen oder gar in «ihrer Halle», zusammen mit den Lastwagen, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Alle anderen Busbauer sind jeweils in der «Bushalle 11» vereint. Die Abteilung Personentransport wird auf der IAA für die nächsten Austragungen sicher ihre Berechtigung behalten. Doch sollte deshalb in Hannover vermehrt auf diese speziellen Nutzfahrzeuge hingewiesen und eine Steigerung der Attraktivität der Halle 11 angestrebt werden.

Dennoch war die Elektro-Mobilität ein grosses Thema an der diesjährigen IAA. Auch wenn besagte Marken nicht präsent waren, gab es viele grössere und kleinere Elektrobusse zu sehen. Interessant wird vor allem zu beobachten sein, wohin sich der Markt in naher Zukunft bewegt, weil nun auch bei den zwei «grossen» Playern MAN und Mercedes-Benz e-Busse in die Serienproduktion gelangen. Die ersten Busse dieser beiden Marken sollten 2019 im täglichen Einsatz stehen.

Der e-Bus ist irgendwie zur Normalität geworden, doch wird es ihm heute noch nicht gelingen, den Dieselmotor vollständig zu verdrängen. Denn urbane Gebiete können mit dem Elektro-Antrieb gut abgedeckt werden, für Überland-Linien reicht dies noch nicht. Wie Zugausfälle in der jüngsten Vergangenheit zeigen, sollten auch genügend Busse zur Verfügung stehen, die ausserhalb des Fahrplans eingesetzt werden können, wenn dies wie im laufenden Jahr beispielsweise beim Bahnersatz vorgekommen ist. Aber auch für die flexibel einsetzbaren Busse bekommt der Dieselmotor langsam, aber sicher Konkurrenz. Immer wieder kommt da die Brennstoffzelle ins Gespräch. Diese Elektrovariante verhilft dem Fahrzeug streckenunabhängig zu hoher Flexibilität, im Moment scheut man sich noch vor den hohen Investitionen für diese Antriebsvariante. Die Initiativen von Hyundai und von H2energy in der Schweiz könnten jedoch eine baldige Trendwende auslösen.

BYD zeigte zwei neue Produkte: die Weltpremiere des 12-Meter-Modular-E- und des 18-Meter-Gelenk-E-Busses in modularer Bauweise. «Ein Vorteil der modularen Bauweise ist das geringere Gewicht. Die Verwendung neuer Materialien zusammen mit der CAE-Analyse hat das Bruttogewicht des Busses um etwa vier Prozent reduziert. Diese neuen Materialien haben bei gleichzeitiger Gewichtsreduzierung die Torsionssteifigkeit des Buskörpers um 80 Prozent erhöht und somit sowohl die Sicherheit als auch die Zuverlässigkeit erhöht», so BYD.

IAV Cars plädiert für den Umbau bestehender Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zum Elektrofahrzeug. «Beim nachträglichen Einbau von IAV Elocity analysieren wir zunächst die vorhandenen Bauräume und passen das Package des elektrischen Antriebs an die geometrischen Gegebenheiten an. Durch den platzsparenden Aufbau unserer Lösung (etwa den Einbau von E-Motoren und Leistungselektronik in die Radnaben) gewinnen wir in den meisten Fällen wertvollen zusätzlichen Raum für die Anwendungen unserer Kunden. Bei der Integration von IAV Elocity in die Fahrzeugkom­munikation ist unsere Expertise als Engineering-Partner gefragt: Wir binden die neuen Komponenten ins Gesamtsystem ein, sodass das Potenzial eines elektrisch angetriebenen Nutzfahrzeugs optimal genutzt wird», erklärt IAV den Umbau auf den Elektroantrieb.

Iveco schrieb auf der IAA 2018 mit seiner Niedrigemis­sionszone mit 100 Prozent dieselfreiem Stand Geschichte und zeigte ein umfassendes Angebot an alternativen Elektro-, LNG- und CNG-Fahrzeugen. Dies nicht nur bei Lastwagen, sondern auch bei den Bussen.

MAN Truck & Bus zeigte erstmalig den vollelektrischen Lion’s City. Beim Antrieb setzt MAN in seinem e-Bus auf einen Zentralmotor an der Hinterachse, beim Gelenkbus sind es je ein Zentralmotor an der zweiten und der dritten Achse. Diese sind leichter zugänglich und weniger komplex aufgebaut als radnahe Motoren, was Vorteile bei der Wartung und der Total Cost of Ownership (TCO) bringt. Auch der Erdgas-Bus stand im Vordergurnd der umweltfreundlichen Antriebsarten. Der MAN Lion’s City G verfügt dabei über die komplett neu entwickelte Motorbaureihe E18, die trotz ihres geringeren Hubraums im Vergleich zum Vorgängermodell ein höheres Drehmoment bietet. Gerade in Verbindung mit dem Hybridmodul MAN EfficientHybrid bekommen Städte so ein wirtschaftliches und umweltschonendes Fahrzeug, das sich ohne Einschränkungen in die bisherigen Betriebsabläufe einfügt.

Mercedes-Benz stellte den neuen, vollelektrisch angetriebenen eCitaro der breiten Öffentlichkeit vor. «Mit ihm wird eine Innovationsoffensive für Elektromobilität eröffnet, denn Daimler Buses präsentiert zusammen mit der Premiere seinen konkreten Fahrplan für den Stadtbusantrieb der nahen Zukunft. Der neue eCitaro deckt bereits heute rund 30 Prozent der Einsätze von Stadtbussen ab. Mit der kommenden Batteriegeneration, mit Feststoffbatterien sowie mit der Brennstoffzelle als Range-Extender wird die Abdeckung bereits in wenigen Jahren auf annähernd 100 Prozent steigen», so Mercedes-Benz. Ein Höhepunkt bei Mercedes-Benz war auch die Übergabe der Auszeichnung «Bus of the Year 2019» an den Citaro Hybrid durch den Jury-Präsidenten Bus + Coach of the Year, Tom Terjesen.

ZF stellte verschiedene Produkte im Bereich Elektromobilität in den Vordergrund. Dabei verkündet ZF stolz: «Doppelter Markterfolg für die bewährte Elektroportalachse AxTrax AVE: 31 der bekannten roten Doppelstockbusse werden in London dank ZF-Technik künftig rein elektrisch fahren. ZF leistet damit einen Beitrag, ein attraktives innerstädtisches Mobilitätsangebot auch lokal emissionfrei aufrechtzuerhalten. Gebaut werden die E-Busse vom britischen Hersteller Optare. Sie erfüllen eine der weltweit strengsten Emissionsvorschriften. Weiterhin beginnt in den USA ein neues Kapitel in der Partnerschaft zwischen ZF und New Flyer of America, Inc., dem nordamerikanischen Marktführer für Stadtbusse. Die Verkehrsverbünde mehrerer US-Grossstädte bestellen 100 Exemplare der Baureihe Xcelsior CHARGE mit der Elektroportalachse AxTrax AVE von ZF».

Der Elektromotorenbauer Ziehl-Abegg revolutioniert die Architektur von Nutzfahrzeugen: Mit einzeln aufgehängten Radnabenmotoren (ZAwheel; TIR 6-18) und einem modu­laren Baukasten für die Federung – klassisch pneumatisch oder hydropneumatisch. Damit entstehen völlig neue Perspektiven für Innenraumgestaltung, Low-Floor-Nutzung und Gewichtsklasse. Zudem gibt es ein völlig neues Fahrgefühl und durch die ausgefeilte Fahrwerkskinematik eine konsequente Reduktion von Reifenverschleiss. Mehrere Nutzfahrzeughersteller sind an dieser Technik interessiert. Auf der IAA Nutzfahrzeuge waren zudem die ersten Doppelstockbusse zu sehen, die mit ZAwheel von Diesel auf Elektro umgerüstet worden sind.

 

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