Rufat Sherifi: Quereinstieg ins berufliche Glück
PERSÖNLICH Von der Annahmelogistik eines Modehauses zum Linienbusfahrer – Rufat Sherifi hat rückblickend die richtigen Entscheidungen getroffen. Seinem Einsatz in Zeiten des Coronavirus steht er gelassen gegenüber.

«Der Kontakt mit den Passagieren fehlt und die Stimmung ist nicht so schön, aber ich hoffe, es bleiben alle gesund.» Mit diesen Worten fasst der 39-jährige Linienbuschauffeur Rufat Sherifi seine aktuelle Gemütslage zusammen. Er ist einer jener Männer und Frauen, die mit ihrem Beitrag die Grundversorgung in der Schweiz am Laufen halten. Dazu gehört auch der öffentliche Verkehr. Seit Ende 2014 fährt Sherifi die roten Busse der AHW Busbetriebe AG, einer Tochtergesellschaft der Zugerland Verkehrsbetriebe AG (ZVB). Die AHW führt den Busbetrieb am linken Zürichseeufer durch im Auftrag der Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn (SZU) AG, womit sich auch die leuchtend rote Farbe der Busse erklärt.
«Wir fahren täglich andere Linien. So wird es nicht langweilig», erzählt Sherifi. «Wenn ich Frühschicht habe, hole ich den Bus im Depot Horgen. Der erste Kurs fährt um 4.45 Uhr los, der letzte kommt um 01.20 Uhr im Depot an.» Nach jeweils vier Tagen wechselt die Schicht (Früh-, Mittel- oder Spätschicht).
Sherifi ist Quereinsteiger
«Vorher arbeitete ich bei einer grossen Schweizer Modekette in der Warenannahme. Als ich mitbekam, wie die Modebranche immer mehr in die Krise rutschte, musste ich etwas unternehmen. Und zwar bevor mir gekündigt wird.» So entschied er sich, Busfahrer zu werden. Aus eigenem Antrieb (und mit eigenem Geld) machte der Vater zweier Kinder im schulpflichtigen Alter die Führerprüfung. «Zum Glück ist der Umweg über die Lastwagenprüfung heute nicht mehr nötig.» Danach machte er sich auf die Suche nach einem neuen Arbeitgeber, und als er bei der AHW fündig geworden war, kündigte er seine alte Stelle. «Mir gefällt die Arbeit sehr», schwärmt Sherifi von seinem neuen Beruf. «Ich mag den Kontakt mit Menschen und rede gerne mit ihnen.» Der zwischenmenschliche Kontakt, der sich immer wieder ergibt, etwa wenn Tickets gekauft werden oder nach dem Weg oder Anschluss gefragt wird, ist ihm wichtig. «Ich mag nicht immer alleine sein, Lokführer etwa wäre nichts für mich. Aber man weiss ja nie im Leben.» Es müsse Spass machen. Und mit den neusten Gelenkbussen von MAN und Mercedes-Benz gibt es auch beim Arbeitsgerät nichts zu klagen.
Jetzt ist es natürlich anders, die vordere Türe und die ersten Reihen sind gesperrt, es werden keine Billete verkauft. «Ich mache mir keine Sorgen. Wir haben alle Massnahmen vom Bund umgesetzt, von der Firma ist alles organisiert. Ganz am Anfang sagte mir eine Kundin, dass sie das sehr gut für uns Chauffeure finde, dass wir so besser geschützt werden, und sie bedankte sich für unseren Einsatz.» Dass die Passagierzahlen frappant zurückgegangen sind, ist kein Geheimnis. Dafür ist die Strasse frei, es gibt kaum Stau. «Der Verkehr verteilt sich besser über den Tag. Wir sind auch sehr froh, dass wir weiterfahren und so unseren Job ausüben können.» Und was meinen die Angehörigen zu seinem Einsatz? «Meine Eltern sorgen sich schon ein wenig, aber ich achte genau darauf, ihnen im Moment nicht zu nahe zu kommen.»