vbsh: Schweizer Pionierin bei Elektrobussen

VERKEHRSBETRIEBE SCHAFFHAUSEN In vielen Schweizer Städten halten nach und nach batterieelektrische Linienbusse Einzug. Doch kein Verkehrsbetrieb setzt so konsequent auf Batteriebusse und ist so weit fortgeschritten wie Schaffhausen.

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Bei der Schweizer Pionierin vbsh verkehren 13 Irizar-Elektrobusse im Linienbetrieb – 7 Gelenk- und 6 Solobusse.

Wir stehen in der «kleinen Einstellhalle» im Busdepot der vbsh an der Ebnatstrasse 145 in Schaffhausen. In der Halle ist Platz für 15 Elektrobusse, die gleichzeitig je mit 50 kW über ihren Pantografen geladen werden können. «Ausserhalb der Halle stehen noch eine 150-kW- und eine 600-kWSchnellladestation bereit», ergänzt Bruno Wanner, Projektleiter Elektrobus und heute auch unser persönlicher vbsh-«Tourguide». Der Strom für die Ladestationen wird vom städtischen Wasserkraftwerk am Rhein über Mittelspannungsleitungen mit 10’000 Volt aufs Gelände geführt und in einem Trafo auf 400 Volt umgespannt. Je zwei Ladestationen teilen sich einen Ladegleichrichter, der den Wechsel- in Gleichstrom umwandelt. In der Flotte der vbsh verkehren inzwischen 13 ie tram von Irizar auf Linie – sieben Gelenk- und sechs Solobusse – und bis Mitte Februar kommen noch zwei Solobusse hinzu. Damit wird der erste Beschaffungszyklus von E-Bussen in Schaffhausen abgeschlossen sein. Per Ende 2021 sind die vbsh dank den Elektrobussen und den bisherigen Trolleybussen bereits zu 50 Prozent fossilfrei unterwegs, bis 2028 zu 100 Prozent.

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Die «kleine Einstellhalle» bietet Platz für 15 Elektrobusse.

Am 19. November 2019 sagte das Schaffhauser Stimmvolk in einer «freiwilligen» Abstimmung Ja zur Elektrifizierungsstrategie der vbsh – weltweit wohl ein Unikum. Seither wurde das Projekt schrittweise in Phasen umgesetzt. Selbst Corona schaffte es nicht, den Zeitplan zu verzögern. Seit August 2021 fahren die Irizar-Busse nun regelmässig auf allen Stadtlinien, mit Ausnahme der bestehenden Trolleybuslinie.

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Bis zu 15 Busse können in der Halle gleichzeitig mit 50 kW über ihren jeweiligen Pantografen geladen werden.

Ein Vorteil des städtischen Liniennetzes bezüglich Kosten aber auch betrieblicher Flexibilität ist, dass alle Linien bis auf eine beim Bahnhof vorbeiführen. «Dadurch konnte die gesamte Ladeinfrastruktur an einem Ort konzentriert werden. Das war zwar ein Kraftakt, doch da sowieso alle Werkleitungen in der Bahnhofstrasse saniert werden mussten, konnten wir uns einfach dranhängen», so Wanner. Zudem generierte das Projekt Aufträge für das lokale Gewerbe in der Höhe von mehr als fünf Millionen Franken.

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Je zwei Ladestationen im Depot teilen sich einen Ladegleichrichter, der den Wechsel- in Gleichstrom umwandelt.

Während die Batteriebusse im Depot mit 50 kW «langsam» geladen werden, saugen sie an den zwölf Schnellladestationen beim Bahnhof während ihres dreiminütigen Stopps nach jeder Runde gut zwei Minuten lang Strom mit zwischen 450 kW (Solobus) und 600 kW (Gelenkbus). Dazu fährt der Chauffeur bis zu einer Bodenmarkierung und orientiert sich dabei auch noch an einer eingeblendeten roten Hilfsmarkierung am Monitor, der das Bild einer Dachkamera in Richtung Ladehaube zeigt. Dann drückt er einen Knopf und der Rest geschieht automatisch. Weiterfahren kann der Chauffeur erst, wenn der Pantograf wieder eingefahren ist. «Am Bahnhof wird, um die Batterie zu schonen, nur bis maximal 85 Prozent geladen. Ganz ‹vollgetankt› wird nachts im Depot. Dabei wird auch der Fahrgastraum vortemperiert.

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Bruno Wanner, Projektleiter Elektrobus vbsh, ist mit der Zusammenarbeit
mit Irizar sehr zufrieden.

Im Herbst und Frühling kann es auch sein, dass auf einen oder zwei Runden das Laden ausgelassen wird», so Wanner. «Wir haben das getestet und den Ladestand absichtlich mal unter 30 Prozent fallen lassen. Nach vier Runden mit Ladevorgängen ist die Batterie wieder bei 85 Prozent.» Abends kommen die Busse im Schnitt mit 60 bis 70 Prozent Ladung ins Depot zurück.

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Blick ins Cockpit des Irizar ie trams. Auf dem Monitor rechts neben dem Lenkrad die Ausgabe der Spiegelkameras.

Nebst der Positionierungshilfe im Monitor wurden – auch durch Input der Chauffeure – weitere clevere Lösungen verbaut, wie etwa ein Dimmschalter für die Innenraumbeleuchtung. Auch liessen die vbsh den sogenannten Stadionschalter coronagerecht modifizieren: «Per Knopfdruck öffnen sich alle Türen ausser derjenigen beim Fahrer und schalten dann in den Automatikmodus.» Auch bei den Holzsitzen gingen die vbsh einen besonderen Weg: Nach einer Kundenbefragung wurde ein eigenes Sitzprofil mit tieferer Mulde und rauerer Oberfläche kreiert. Die rutschfesteren Sitze werden von Hess & Co. AG, Döttingen, in der Schweiz geliefert.

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Blick in den Passagierraum eines Solobusses.

Die nächste Tranche E-Busse wird voraussichtlich 2024 beschafft, wenn die nächsten Dieselbusse ihr Lebensende erreichen werden. «Dann brauchen wir zusätzliche Ladegleichrichter für unser Depot, ansonsten sind keine Anpassungen der Infrastruktur mehr nötig», so Wanner. Als Letztes werden etwa 2027/2028 die Trolleybusse durch E-Busse ersetzt.

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Nach einer Kundenbefragung wurde ein eigenes Sitzprofil mit tieferer
Mulde und rauerer Oberfläche kreiert.

Eine Vorgabe der Ausschreibung war die Interoperabilität von Bussen und Ladetechnik. Das heisst, dass auch andere Marken die Infrastruktur nutzen können müssen – und die Busse umgekehrt auch eine andere Infrastruktur. «Das haben wir ebenfalls getestet, indem wir nach Zürich an die ETH gefahren sind und unseren Bus dort geladen haben – problemlos», bestätigt Wanner. Überhaupt sei die Zusammenarbeit mit Irizar super, lobt er: «Das junge Team des Buslieferanten arbeitet sehr schnell und agil und die Zusammenarbeit mit unseren Technikern ist eng und ausgezeichnet. Und wir sind immer noch ständig dran am Optimieren, aber auch am Kennenlernen des Systems unter verschiedenen Bedingungen. Es ist wichtig, Know-how zu haben, und insbesondere wenn die Techniker aus dem Baskenland da sind, schauen wir ihnen über die Schulter und lernen. Unser Ziel ist, das beste Produkt für unsere Chauffeure zu bringen, denn sie sind täglich damit im Einsatz.»

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Das Berufsbild des Mechanikers im Wandel: Wartung und Reparatur von Elektrobussen benötigt neue Kompetenzen.

Die vbsh erschliessen das gesamte Gebiet der Stadt Schaffhausen und von Neuhausen am Rheinfall. Auf den Hauptlinien verkehren die Busse tagsüber im 10-Minuten-Takt und mit den Nachtbussen am Wochenende bis 02.10 Uhr. Die über 100 Buschauffeusen und Buschauffeure fahren mit 41 Bussen jährlich über 2,7 Mio. Kilometer und befördern dabei über 12 Mio. Fahrgäste. Seit dem 1. Januar 2019 gehören die regionalen Buslinien im Kanton Schaffhausen auch zu den vbsh. Diese 7 Buslinien erschliessen das gesamte Gebiet des Kantons Schaffhausen und bedienen 22 Gemeinden. Die 50 Chauffeusen und Chauffeure fahren mit 27 Bussen jährlich über 2 Mio. Kilometer und befördern dabei über 2,4 Mio. Fahrgäste.

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Mit einer Ausnahme führen alle Linien zum Bahnhof, weshalb die Ladeinfrastruktur an einem Ort konzentriert werden konnte.
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Die Busse halten am Bahnhof drei Minuten lang – während maximal zwei Minuten wird mit 450 resp. 600 kW geladen, was gemäss vbsh absolut ausreicht.
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