VBSH setzt auf Batterie-ÖV
ELEKTROMOBILITÄT Schaffhausen will bis 2029 komplett auf den Elektrobus umstellen. Der Vertrag mit Irizar für die ersten 15 «ie Tram» ist unterzeichnet, doch erst der freiwillige Volksentscheid im Herbst gibt dem ambitiösen Projekt grünes Licht.
Im Rahmen der regelmässigen Erneuerungsbeschaffungen von Linienbussen hat der Stadtrat von Schaffhausen (Exekutive) im August 2017 die Strategie verabschiedet, innert zehn Jahren die Schaffhauser Verkehrsbetriebe VBSH komplett auf Elektrobusse umzustellen. Diesen Herbst nun entscheidet das Stimmvolk, ob sie dieser Strategie folgen und die dafür budgetierten 56,1 Mio. Franken genehmigen will.
Spezielle Topografie
Die Stadt am Rhein ist zwar nicht die erste, die sich in diese Richtung bewegen will, doch die angestrebte Lösung ist in dieser Form bisher einmalig. Da alle Buslinien über die Bahnhofstrasse geführt sind und die Busse dort stets ein paar Minuten Zwischenhalt haben, wird die Ladeinfrastruktur zentral beim Bahnhof aufgebaut. Das senkt die Infrastrukturkosten und reduziert dank kurzer Kabel die Energieverluste, birgt aber auch ein gewisses Klumpenrisiko. Zudem hilft die topografische Kessellage, dass die Busse in der Anfahrt zum Bahnhof kräftig rekuperieren können. Den Strom (100 Prozent öko) generiert die Stadt im stadteigenen Rheinwasserkraftwerk. Trotz der höheren Initial-Investitionen gegenüber dem Dieselbus rechnet Schaffhausen damit, nach elf Jahren mit den Gesamtkosten Break even zu erreichen.
Den Zuschlag für die Umsetzung des Batterie-ÖV hat Irizar erhalten. Die Spanier liefern sowohl die Busse «ie Tram» als auch die Ladeinfrastruktur. Die Ladearme werden in die Dächer der neu zu bauenden Bushäuschen am Bahnhof integriert. Jede Station lädt jeweils während rund drei Minuten mit einer Leistung von 600 kW. So kann die Busbatterie kleiner und die Transportkapazität dadurch höher gehalten werden. Irizar garantiert vertraglich ein Batterieleben von 16 Jahren. Der zentrale Ladepunkt ist auch für Irizar ein neues Konzept.
Die Zeitachse
In einem ersten Schritt werden nach der Annahme an der Urne die bestehenden sieben Hess-Trolleybusse mit Batterien aufgerüstet, die neu während der Fahrt geladen werden (In Motion Charging, IMC). Der Verbrennungsmotor für die Notfahrt ohne Strom wird dafür demontiert. Zudem werden die Oberleitungen am Bahnhofplatz entfernt, um den Platz für die neue Ladeinfrastruktur zu schaffen. Dann werden das Schnellladesystem installiert und 15 Dieselbusse durch die ersten ie Tram ersetzt (sieben Solo-, acht Gelenkbusse). Für Busse, Ladeinfrastruktur und Depotausbau bis 2022 sind die ersten 23,6 Mio. Franken vorgesehen. Zwischen 2023 und 2029 werden weitere 32 Busse ersetzt (11 Solo-, 21 Gelenkbusse). Dafür und für die Erweiterung der skalierbaren Ladeinfrastruktur werden die verbleibenden 32,5 Mio. Franken benötigt.
Die Regierung ist vom Projekt des Batterie-ÖV überzeugt, doch will sie die Bevölkerung hinter sich wissen. Deshalb lässt sie im kommenden November das Volk entscheiden, ob sie die Umstellung mitträgt. Bei einem Ja wird umgehend mit den Arbeiten begonnen. Der dazu nötige Vertrag mit Irizar wurde Anfang Mai unterzeichnet. Bei einem Nein wird die VBSH neue Dieselbusse beschaffen. Die Evaluation für diese «Rückfalllösung» ist ebenfalls abgeschlossen und der Zuschlag würde an EvoBus gehen für neue Mercedes Citaro. Im Vorfeld der Abstimmung ist nun ein Pilotversuch mit zwei E-Bussen geplant, mit dem der Bevölkerung das Projekt schmackhaft gemacht werden soll.
Bei einem positiven Urnenentscheid plant Irizar zudem, in Schaffhausen seine Schweizer Niederlassung aufzubauen. Nächster Halt: 24. November 2019.