Der E-Force Abfallsammler macht keinen Schmutz

ELEKTROMOBILITÄT An den Road Days 2019 des Verkehrshauses der Schweiz präsentierte der Schweizer Elektro-­LKW-Hersteller E-Force seinen ersten voll­elektrischen Abfallsammler. Technikpartner für den Geesinknorba-Aufbau ist drm aus Kirchdorf.

E-Force Abfallsammler EF26 KSF TIR transNews
Der E-Force Abfallsammler EF26 KSF ist mit Nominalleistungen von 269 und 326 kW erhältlich.

Lang sieht er aus, der Dreiachser auf Iveco-Basis. Der Eindruck täuscht nicht, denn der Überhang hinten ist 30 cm länger als üblich. Dies liegt einerseits am anderen Presssystem, das für diese Fahrzeuglänge untypisch ist. Aber durch eine andere Kinematik kann diese Konstruktion das Material in der 2,4 m³ fassenden Ladewanne in nur einem Vorgang komprimieren. Dies ist energetisch effizienter als das herkömmliche Schaufel­system – und bei einem Elektrofahrzeug ist Effizienz das A und O. Der Aufbau ist zudem für alle Fraktionen geeignet, also Haushaltskehricht gleichermassen wie Karton und Papier oder Grünabfälle. Ein weiterer Grund für die ungewohnte Länge ist die Verwendung eines 22 m³ grossen Sammelbehälters anstelle eines sonst üblichen 20-m³-Behälters.

«Wir haben schnell gesehen, dass wir ein Fahrzeug für die Kommune im Angebot brauchen», erzählt der CEO der E-Force One AG, Stefan Aufdereggen, an der Premiere im Verkehrshaus Luzern Anfang Mai. «Also beschlossen wir, zwei Demofahrzeuge zu bauen, eine Sattelzugmaschine und ein Kehrichtsammelfahrzeug. Mit der drm kommunaltechnik AG in Kirchberg fanden wir den geeigneten Partner, um das Fahrzeug gemeinsam zu entwickeln und zu finanzieren.»

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Sie hatten allen Grund zum Feiern (v.l.): Daniel Aggeler (CTO E-Force One AG), Reto Leutenegger (Head Sales and Marketing E-Force One AG), Christoph Jöhr (Verkaufsberater drm) und Stefan Aufdereggen (CEO E-Force One AG).

Demofahrzeug mit neuster Technik
Das zulässige Gesamtgewicht des Modells EF26 KSF liegt bei 27 Tonnen. Es wird steuertechnisch aber wie ein 26-t-Fahrzeug behandelt, denn hier kommt die Anpassung der Gewichte und Abmessungen gewisser schwerer Strassenfahrzeuge zum Tragen, die der Bundesrat an seiner Sitzung vom 5. April 2017 verabschiedet hat: Fahrzeuge mit alternativem Antrieb können das Mehrgewicht des Antriebssystems um maximal eine Tonne kompensieren.

Gleich mehrere technische Highlights sind im inno­vativen Schweizer Fahrzeug zu finden. «Dazu gehört ­sicherlich der Zentralantrieb mit automatischem 3-Gang-­Getriebe, das von einem deutschen Hersteller von Spezial­getrieben entwickelt wurde», erklärt Aufdereggen. «Wir wollten einen Antriebsstrang für eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h haben, der für Fahrzeuge von 18 bis 44 Tonnen geeignet ist, die damit auf 16-prozentigen Steigungen halten und anfahren können, bei fünf Prozent Steigung bis 30 km/h mit 0,3 m/s² beschleunigen sowie – ebenfalls bei fünf Prozent Steigung – 60 km/h halten können. Es gibt keine Technik, die das mit einem oder zwei Gängen bis 44 Tonnen kann. Wir wollten aber einen universell einsetzbaren Antriebsstrang mit Automatik.»

Ein weiteres Highlight im E-Force Abfallsammler ist die 800-Volt-Gleichstrom­technik, die gegenüber der bisherigen 400-Volt-Wechselstromtechnik deutlich schnellere Ladezeiten ermöglicht. Der Marktpreis von elektrischen Abfallsammelfahrzeugen liegt heute bei rund 750’000 Franken, je nach Ausstattung. Das Demofahrzeug wird mit Auflagen für den Preis von 600’000 Franken angeboten. «Batterien, speziell bei der Nutzung im Abfallsammelbereich, können eine Lebensdauer bis zehn Jahre erreichen.»

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Die Ladewanne der Schüttung fasst überdurchschnittliche 2,4 m³, was einem neuen Pressmechanismus geschuldet ist.

Batteriehersteller aus Brunnen
Neu arbeitet die E-Force One AG mit dem Start-up ecovolta aus Brunnen zusammen. Dessen Batterien bestehen aus LG-Zellen, die nach einem Patent der Firma H-Tech miteinander verschweisst werden. Die Batterien speisen die Energie ein sowohl für den Antrieb wie auch die Abfallverdichtung. Pro Tonne Abfall benötigt der Verdichter 1,5 kWh Energie, das Fassungsvermögen liegt bei zehn Tonnen. Eine Füllung benötigt also 15 kWh, pro Kilometer verbraucht der Antrieb 1 kWh. Bei zwei Tages­touren mit total 100 Kilometern sind das 30 kWh für die Pressvorgänge und ca. 100 kWh fürs Fahren. Der tägliche Gesamtbedarf beträgt also 130 kWh. Die kleinere, 1,3 Tonnen schwere Batterie, die E-Force anbietet, fasst 210 kWh und ist somit problemlos in der Lage, den Tagesbedarf abzudecken und sogar noch eine grosse Reserve bereitzuhalten. Die grössere Batterie fasst gar 420 kWh und wiegt 2,3 Tonnen. Die dürfte in diesem Anwendungsbereich aber keine bedeutende Rolle spielen.

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