Fahrzeugbau in Winterthur endet mit 90

PETER WINTERTHUR FAHRZEUGBAU Für viele kam die Nachricht am 21. Februar völlig unerwartet: Peter Winterthur Fahrzeugbau ­verkündete über eine Medienmitteilung, nach 90 Jahren den Betrieb per Ende Mai 2018 ein­zustellen.

 

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Die letzten Aufträge werden von Peter Winterthur Fahrzeugbau noch bis Ende Mai fertig ausgeführt, dann stehen die Hallen in Winterthur potenziellen neuen Mietern zur Verfügung.
An der letztjährigen Nutzfahrzeugausstellung transport-CH in Bern war die Peter Winterthur Fahrzeugbau noch mit einem Stand vertreten. Damals hatte Thomas Peter, seit 1978 im familieneigenen Betrieb und seit 1999 Geschäftsführer in drit­ter Generation, noch die Hoffnung, eine Nachfolgeregelung finden zu können. Thomas Peter ist am Ende daran gescheitert, was auch anderen Inhabern eines KMU in der Schweiz schlaflose Nächte bereitet: Wer übernimmt den Betrieb, wenn der eigene Nachwuchs fehlt oder, wie in diesem Fall, nicht will? Viel habe er versucht in den zwei Jahren seiner Suche, so Peter. Am Ende habe es sogar sehr gut ausgesehen mit einem Interessenten, bis die Bank ihnen nach einem halben Jahr Verhandlung einen Strich durch die Rechnung gemacht habe. Die Bank habe kein Vertrauen in ein Business gehabt, das heute mit sehr dünnen Renditen auskommen muss.EINE INSTITUTION TRITT ZURÜCK Die Peter Winterthur Fahrzeugbau ist einer der bekanntesten Namen auf der Strasse. Die Liegenschaft bleibt in Peters Besitz und soll vermietet werden, vorzugsweise an einen Industriebetrieb oder ein Unternehmen aus dem Garagengewerbe. Am sinnvollsten wäre natürlich Fahrzeugbau, denn die nötige Infrastruktur ist bereits vorhanden. Und: Mit Autobahnanschluss, guter ÖV-Anbindung und Grossstadtnähe ist das Areal bestens gelegen.Als vor ziemlich genau 20 Jahren Thomas Peter die Zügel der Firma in die Hand nahm, war die Schweizer Transport- und Fahrzeugbaubranche im Umbruch. Ab 2001 durften 40-Tönner in der Schweiz fahren, zunächst noch kontingentiert, ab dem 1. Januar 2005 uneingeschränkt. Die Kippsattel-Ära nahm ihren Anfang. Peter Winterthur wurde der erste Anbieter von Rundmulden, anfänglich aus Schweden importiert, danach in Schweizer Qualität selber hergestellt.EINE BRANCHE MIT WENIG KONSTANZ Schwierige Zeiten waren die Finanzkrise 2007/2008 und die Ölpreiskrise 1973. «Bei Fahrzeugbauern ist es immer ein Auf und Ab. Die LSVA-Einführung etwa führte – je nachdem, welche Fahrzeuge zu ersetzen waren – zu einem kleinen Boom, der bereits im Folgejahr wieder vorbei war. Konstanz gab es in unserer Branche eigentlich nie.» Ein Trend, der sich je länger, je deutlicher abzeichnete, war der abnehmende Anteil an ­Eigenproduktion und der steigende Anteil an Handelsprodukten. «Weil man sonst preislich nicht mehr konkurrenzfähig war. Die Marge wurde immer kleiner, die Servicebereitschaft musste aber gleich sein.» Anfang Februar folgte das Eingeständnis, dass die Nachfolgeregelung gescheitert ist. Ende Mai endet die Produktion der Peter Winterthur Fahrzeugbau AG. Ein weiterer Schweizer Traditionsbetrieb holt dann für immer die Flagge ein.

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