Mehr als ein wohltuendes Morgen-Ritual

Das BAFU hat ein Pilotprojekt «Förderung der physischen Gesundheit von Forstwartlernenden» durchgeführt. Basierend darauf liegt nun ein durchdachtes Programm bereit. Im Forstbetrieb Wartau gehört dank dem Pilotprogramm das gemeinsame morgendliche Einturnen seit einem Jahr zum Tagesstart.

Florian Giger und sein Ausbildner Christoph Spring üben sich im Einbeinstand als Flieger. Eine gute Einwärmübung für verschiedenste Bereiche des Körpers.
Florian Giger und sein Ausbildner Christoph Spring üben sich im Einbeinstand als Flieger. Eine gute Einwärmübung für verschiedenste Bereiche des Körpers.

«Förderung der physischen Gesundheit von Forstwartlernenden»: Florian Giger kreist seine Fussgelenke, dehnt seine Oberschenkel, seine Halsmuskulatur, macht gezielte Kraftübungen am Boden und erprobt sich im Einbeinstand als Flieger. Der 17-Jährige ist Forstwartlernender im Forstbetrieb der Ortsgemeinde Wartau. Die Übungen absolviert er zusammen mit seinen Forstteamkollegen im Werkhof. Es ist ein gut gelauntes, entspanntes Miteinander morgens um zehn Minuten nach sieben. Die Crew bereitet sich mit diesen Übungen auf den strengen Arbeitstag vor. Eingeturnt wird in Wartau bereits seit einem Jahr. «Anfänglich», so gibt Florian Giger schmunzelnd zu, «war das Ritual für mich noch etwas gewöhnungsbedürftig.» Aber nun gehören diese Aufwärmungsübungen für den jungen Forstmann zum Arbeitsstart. Er weiss genau, welche Übung ihm am besten tut: «Es ist die Katzenbuckel-Übung.»Dass Florian Giger zusammen mit dem Forstteam im Werkhof einturnt, hat mit den Gesundheitsförderungsbemühungen des BAFU zu tun. Eines der Hauptziele der Bildungsstrategie Wald Schweiz ist es, durch Förderung von Fitness und Körperbewusstsein und Förderung von körperschonenden Arbeitsweisen Berufskrankheiten und Unfälle zu vermeiden. Hierzu hat die Abteilung Wald des Bundesamts für Umwelt in Zusammenarbeit mit der OdA Wald Schweiz ein Pilotprojekt ins Leben gerufen. Aufbauend auf bereits bestehenden gesundheitsfördernden Programmen in der Forstbranche oder verwandten Branchen wurde das Programm entwickelt, getestet und angepasst. Begleitet wurde das Ganze von einer Arbeitsgruppe mit Ausbildungsexperten aus den Waldabteilungen verschiedener Kantone, von WaldSchweiz und von Codoc. Mit der Ausarbeitung und Umsetzung wurde die Firma Lifetime Health GmbH aus Wetzikon beauftragt. Das gesundheitsfördernde Paket mit verschiedensten Aktionen wurde für die drei Lernorte (überbetriebliche Kurse, Berufsschulen und Betriebe) geschnürt.Initialzündung Die erste Phase des Pilotprogramms wurde in den Kantonen St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden getestet. Dies zur Freude des Ausbildungsverantwortlichen des Kantons St. Gallen, Felice Crottogini: «Als für das Pilotvorhaben Kantone und Betriebe gesucht wurden, habe ich mich sofort gemeldet. Mir war klar, dass dies eine grosse Chance ist, unsere Forstleute für Gesundheitsförderung zu sensibilisieren.» Er suchte und fand fünf Betriebe, die sich als Testbetriebe zur Verfügung stellten. Im Februar 2017 besuchte eine versierte Fachperson der Firma Lifetime ­Health die Forst-Truppe. Den Mitarbeitern wurden mögliche Übungen demonstriert und die gesundheitsförderlichen Aspekte und Reaktionen im Körper genau erläutert. Dieser Besuch war für den Betriebsleiter in Wartau, Ernst Vetsch, entscheidend: «Es war für uns eine wichtige Initialzündung. Dank den klaren Ausführungen haben wir alle den Nutzen der Übungen und der regelmässigen Durchführung des Programms verstanden. Das war für uns entscheidend. Ich bin vom morgendlichen Einwärmen sehr überzeugt.» Nebst den Übungen am Morgen fliesst das körperliche Bewusstsein auch bei der Arbeit im Wald ein. «Spüre ich meinen Rücken, mache ich Dehnungsübungen und lehne zur Entspannung an einen Baum», erklärt Forstwart-Vorarbeiter Christoph Spring. Für Felice Crottogini wäre es toll, wenn viele weitere Betriebe im Kanton St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden die Aktivierungs- und Trainingsübungen gemäss des ausgearbeiteten Programms in ihren Arbeitsalltag integrieren würden. Und in Worten von Betriebsleiter Ernst Vetsch: «Die Übungen sollten wie das Znüni-­Essen und das Tragen von Schnittschutzhosen einfach dazugehören.»codoc.ch

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