ÖGA 2024, das Open-Air-Festival der Grünen Branche

KOMMUNAL-FACHMESSE Über 20 000 Besucherinnen und Besucher, ein Grossteil der 409 Aussteller unter freiem Himmel – und dies bei gelegentlich spitzenmässigem Wetter – die 32. Ausgabe der ÖGA brachte vom 26. bis 28. Juni einmal mehr alles zusammen, was in der Grünen Branche Rang und Namen hat.

Die einzigartige Atmosphäre im Parkgelände der Gartenbauschule Oeschberg sorgt in der Hitze des Gefechts stets für wohltuende Abkühlung.
Die einzigartige Atmosphäre im Parkgelände der Gartenbauschule Oeschberg sorgte in der Hitze des Gefechts auch an der ÖGA 2024 für wohltuende Abkühlung.

Die Organisation der «bedeutendsten Schweizer Fachmesse der Grünen Branche» vermeldet in ihrer Abschlussmitteilung, dass sich «die Ausstellenden in ersten Reaktionen sehr zufrieden mit der Qualität des diesjährigen Fachpublikums, der Kaufbereitschaft, der Besucherfrequenz und mit der Organisation des Grossanlasses» zeigten. Unsere nicht repräsentative Umfrage vor Ort bestätigt dies: Noch mehr als die anderen Tage habe der Donnerstag, also der zweite von drei Tagen der ÖGA 2024, qualitativ ausgezeichnetes Publikum angezogen.

Hervorgehoben wurden im Gespräch auch die attraktiven Kosten für die Aussteller. Hinzu kommen das breite Angebot, Geräte zum Anfassen sowie die Möglichkeit für Live-Maschinendemos. Schliesslich lebt eine Branchenfachmesse aber von den persönlichen Gesprächen mit Kunden, Lieferanten und Partnern. Und was die ÖGA einzigartig macht, ist die Parkatmosphäre im oberen Ausstellungsbereich.

Elektrischer Lieferverkehr: Neu in der Schweiz ist der Ligier Pulse 4 (rechts) erhältlich. Den Alkè ATX gibt es mit vielen Aufbauten ab Werk. Aaron Schmid von Ad. Bachmann führt das Pendelgelenk des Auslieferungsrollers Ligier Pulse 3 vor. Batterie-elektrischer Elion-M45-Geräteträger mit Fiedler-Anbaugerät. Das M in M45 steht für Municipal. Elektrische 10,5-m-Hubarbeitsbühne K20L von Klubb, montiert auf einem Peugeot E-Expert. Dieser AA-Auto-Traktor stammt aus dem Jahr 1955. Als Basis für den Umbau diente ein Ford mit Baujahr 1931. Fuso eCanter mit Sutter-3-Seiten-Kleinkipper und massgeschneiderter Frontkiste, beides aus Aluminium. Niklaus Schnider (Merbag) präsentierte den biodiversitätsfördernden Extensive Mower. Der Prototyp befindet sich jetzt in der Testphase. Der Baumaschinensektor Nr. 10 erhielt einen neuen Standort, was sich laut Veranstalter mehrheitlich bewährt habe.
Der Baumaschinensektor Nr. 10 erhielt einen neuen Standort, was sich laut Veranstalter mehrheitlich bewährt habe.

ÖGA 2024 zeigte ungebrochene Innovationskraft

Eine Fachjury hat von 37 angemeldeten technischen Neuheiten – so viele wie noch nie – neun mit dem Innovations-Award «Technische Neuheiten» ausgezeichnet. Und von 18 angemeldeten neuen Pflanzen erhielten vier Produkte den Award «Neue Pflanzen». Die Award-Übergabe erfolgte durch Christian Stucki, Schwingerkönig und Sportler des Jahres 2019, anlässlich der offiziellen Innovationsfeier. Über 180 geladene Gäste aus Wirtschaft, Politik und Ausstellende nutzten die Gelegenheit zum Austausch und Networking. Unser Fokus lag auf Kommunalfahrzeugen und Maschinen für den Werkhof. Hier zeigte sich, dass inzwischen jeder grössere Anbieter über einen oder mehrere elektrisch angetriebene Kleintransporter verfügt, teilweise auch als Fahrgestell für individuelle Aufbauten.

So wurde der französische Goupil G6 für das Modelljahr 2024 überarbeitet und erfüllt heute die ab 2026 gültigen Normen. Neu sind das Multifunktionslenkrad, besser einstellbare Sitze, das Display, ADAS mit ESC, ABS und Berganfahrhilfe sowie ein verbesserter Korrosionsschutz.

Der Ligier Pulse 4 ist neu auf dem Schweizer Markt. Hervorzuheben sind sein Aluminium-Chassis, die Einzelradaufhängung hinten, die Maximalgeschwindigkeit von 65 km/h in der L7e-Zulassung (45 km/h bei L6e/N1) und die maximale Reichweite von 240 km. Der dreirädrige Ligier Pulse 3 erinnert an den erfolgreichen Kyburz DPX Postroller, unterscheidet sich aber durch das mittige Pendelgelenk, wodurch sich der Fahrer wie mit einem Zweirad in die Kurve legen und dank besserer Fahrstabilität bis zu 70 km/h schnell fahren kann. Nächstes Jahr soll eine Version mit verlängertem Radstand mit bis zu 1,2 m³ Koffervolumen folgen.

Eine Schweizer Premiere gab es auch am Stand des Schweizer Kleinherstellers MK Fahrzeuge aus Triengen. Der Elion M45, ein Handelsprodukt, ist allradgelenkt, allradangetrieben, kompakt und laut Geschäftsleiter Martin Kaufmann «preislich interessant». Der Elektrogeräteträger verfügt über ein Fronthubwerk und Fronthydraulik mit vollintegrierter Bedienung, eine Heckhydraulik ist optional. Bei fast zwei Tonnen Nutzlast beträgt die Höchstgeschwindigkeit 80 km/h.

Diesel hat noch ein paar Jahre vor sich

Nach wie vor dominiert insbesondere bei energiekonsumierenden Arbeitsgeräten wie Aufsitzmäher, Traktoren oder Baumaschinen der Dieselmotor. Hingegen waren so viele professionelle (teils elektrische) Mähroboter zu sehen wie nie zuvor. Diese erleichtern das Mähen vor allem in Steilhängen und machen es deutlich sicherer. Da sie aber eine Nischenanwendung darstellen, ist die Nachfrage entsprechend überschaubar, wie uns ein Aussteller erklärte. Trotzdem zeigten sie auf, in welche Richtung die Entwicklung geht und welche Vorteile robotisierte Maschinen für die Bediener bieten.

Neue Regeln für Böschungsmäher am Horizont

Schweizer Innovation gab es auch am Stand der Merbag zu sehen, wo nebst Unimog und Fuso eCanter der «Extensive Mower» gezeigt wurde, ein gemeinsames Projekt von Niklaus Schnider (Key Account Manager Unimog bei Merbag) und Mulag. «Für den Erhalt der Biodiversität geht es darum, die Mortalitätsrate der Klein- und Kleinsttiere zu senken», erklärt Schnider den Gedanken hinter dem Konzept. «Bis jetzt wurde mit einem Mulchgerät alles zusammengeschlagen und dann abgesogen. Voraussichtlich 2026 wird das Astra aber die Vorschriften verschärfen. In ersten Kantonen dürfen bereits heute keine rotierenden Werkzeuge mehr zum Mähen an Kantonsstrassen eingesetzt werden. Es gibt zwar erste Lösungen im Markt, aber noch keine mit Doppelmessermähwerk und Aufnahme mittels Pick-up in einem. Der in Partnerschaft mit Mulag entwickelte Prototyp kombiniert nun erstmals ein erhöhtes Mähwerk mit einem nachfolgenden Pick-up. So werden Tiere geschont und Samen gelangen zurück auf den Boden.» Der Extensive Mower befinde sich jetzt in der Testphase, eine Serienfertigung sei frühestens für 2025 vorgesehen.

Kurz nach Messeschluss zeigte sich auch die Messeleitung sehr zufrieden mit dem Verlauf. Die 20 350 Eintritte seien vergleichbar mit der letzten Ausgabe im Jahr 2022 (20 600). Dies sei umso erfreulicher, weil das verregnete Frühjahr viele Gartenbauer und Produzenten mit ihren Arbeiten in Verzug gebracht hätte. Trotz der aktuellen, kurzen Trockenphase haben sie sich für einen Tag an der ÖGA entschieden.

Herausfordernde nächste Messe(n) nach der ÖGA 2024

Weil die grosse Kommunalmesse Suisse Public in Bern 2018 entschieden hat, ihren Rhythmus von zwei auf drei Jahre umzustellen und die ÖGA weiterhin alle zwei Jahre durchgeführt wird, werden alle sechs Jahre die beiden Messen zwangsläufig im selben Jahr stattfinden. Dies wird 2026 das nächste Mal der Fall sein, wenn die Suisse Public vom 16. bis 19. Juni und die ÖGA wenige Tage später vom 24. bis 26. Juni angesetzt sind. Dazu Suisse-Public-Messeleiter Christoph Lanz: «2026 wird in der Hinsicht ein herausforderndes Jahr, finden doch 2026 nebst der ÖGA auch die Interschutz Hannover, die Intertraffic Amsterdam, die IFAT München und weitere Veranstaltungen statt. Konkret wird es so sein, dass sich 2026 auch im Bereich Grünflächenpflege einzelne Ausstellende und Besuchende für die eine oder andere Veranstaltung entscheiden werden.» Rolf Matter von der ÖGA-Pressestelle vertröstete uns bezüglich eines Kommentars auf einen späteren Zeitpunkt, da zuerst die Arbeiten zur ÖGA 2024 abgeschlossen und die Umfragen von Ausstellenden und Besuchenden ausgewertet werden sollen: «Im August wird sich auch die Messeleitung wieder treffen und Bilanz ziehen. Erste Rückmeldungen zur ÖGA 2024 waren aber sowohl von den Ausstellenden als auch von den Besuchenden her sehr positiv; daher blicken wir sehr zuversichtlich in die Zukunft.»

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